Kugelhaufen und Galaxien

12. 5. 2001, Niederleis

Etwas spät aber doch ein Bericht von dieser Nacht... Dieses Jahr bescherte uns der Mai etliche Tage und Nächte mit sehr klarer Luft. So gab es am 12. Mai tagsüber außergewöhnlich gute Fernsicht, die Haufenwolken am Himmel lösten sich am späteren Nachmittag auf. Gegen Abend rückten von Norden her weitere Wolken nach, bei Sonnenuntergang war der Himmel aber wieder wolkenlos. Einer klaren und guten Sternennacht schien nichts im Wege zu stehen. Schon bei der Anfahrt zum Beobachtungsplatz (ca. 21:30 Uhr) konnte ich Merkur deutlich am Dämmerungshimmel ausnehmen. Und während ich meinen 8" f/6 Maksutov-Newton in der späten Dämmerung aufbaute, konnte ich Merkur bis knapp über den Horizont beobachten. Der Nachthimmel präsentierte sich in guter Verfassung, im Zenitraum waren Sterne bis gegen 6 mag heran freisichtig zu sehen, extrem gut für diesen Beobachtungsplatz.

Während ich gerade bei einbrechender Dunkelheit meine ersten Objekte im Fernrohr betrachtete, vernahm ich aus der Ferne Schritte. Das "trapp trapp" kam immer näher. Um nicht womöglich einen ahnungslosen Menschen zu erschrecken, machte ich mich halt einmal durch Lichtzeichen bemerkbar, und starrte in die Dunkelheit. Eigentlich hätte ich vom Laufschritt her einen Jogger erwartet, doch es war Walter, der von Niederleis her einen flotten Abendspaziergang zu mir, auf die Felder herauf, gemacht hatte. Bis Mitternacht wurden wir von durchziehenden Wolken belästigt, somit gab es nur ein "Lückenspechteln", eine systematische Beobachtung war nicht möglich. Aufgrund des ansonsten sehr klaren Himmels gab es aber durchaus lohnende Anblicke im Teleskop. Walter, der nicht speziell für die niedrigen Nachttemperaturen gerüstet war, spazierte bald nach Mitternacht wieder hinunter in den Ort. Mit zunehmender Feuchtigkeit ließ die Himmelsqualität etwas nach. Ich selbst blieb noch bis Mondaufgang.

Nun ein paar Ausführungen zu den beobachteten Objekten:

M3: Diesen bekannten und schönen Kugelhaufen betrachteten wir bei 120x, 240x   und 272x. Letztere Vergrößerung mit einer besonderen Optikkombination: 5x Powermate + 22 mm Panoptic. Das war ein besonderer Genuss, Blick wie aus einem Raumschiff...

NGC 5466: Dieser Kugelhaufen liegt etwa 6 Grad östlich von M3. Die hellsten Sterne erreichen gerade 13.8 mag. Bei 120x wirkt der Haufen vorwiegend nebelig, mit einigen auflösbaren Einzelsternen. Bei 240x sind quer drüber eine Handvoll Einzelsterne auflösbar. Bei 272x "zerflattert" der Haufen fast, es sind nur mehr einige weit verstreute Einzelsterne zu sehen.

M13 wurde mit den selben Vergrößerungen wie oben bestaunt. Mir gefällt M13 allerdings mit etwas zurückgenommener Vergrößerung weit besser als "hoch aufgelöst".

NGC 6207: Diese relativ helle Galaxie nahe M13 ist schon mit kleineren Öffnungen gut beobachtbar. Wir konnten bei 120x nahe des Zentrums der Galaxie einen 13 mag Vordergrundstern erkennen.

M92: Bei 120x, 240x und 272x. Dieser Kugelhaufen profitiert stark von zunehmender Öffnung. Im 8" recht hübsch, aber weit nicht so spektakulär wie in grösseren Rohren.

M57: Die Leier stand erst halbhoch am Himmel, trotzdem suchten wir nach der teleskopischen Grenzgrösse in der Gegend des Ringnebels: Sterne knapp schwächer als 14.6 mag waren relativ gut erkennbar, und einmal hat sogar   der 15 mag Zentralstern des Ringnebels kurz aufgeblitzt (300x). Es ist immer  wieder eine schwierige Übung, das Auge so zu positionieren, dass indirekt der Zentralstern erkannt werden kann.

M104: Die Sombrero Galaxie zeigte trotz des unvermeidlich hellen Südhimmels an unserem Standort bei 120x und 160x indirekt seitlich grosse Ausdehnung, das sternförmige Zentrum, und auch das Staubband war erkennbar.

M51: 120x, 160x und 240x. Beste Eindrücke bei 160x - die Spiralarme kamen indirekt recht schön heraus, sowie diverse Knoten. Bei 240x waren die helleren Knoten deutlicher zu sehen, die Spiralarme aber schwieriger.

M81 und M82: Bei 240x hat uns M82 sehr gut gefallen, schön waren die dunklen Strukturen zu erkennen. M81 (60x, 120x) ließ mit etwas Mühe indirekt die abgehenden Spiralarme erkennen. Die beiden Begleiter NGC 3077 und NGC 2976 sind leicht zu sehen, und bei höherer Vergrößerung erschienen sie  gar nicht so klein und schwach.

NGC 4565: Wie bei M104 indirekt eine weite Ausdehnung zu erkennen, und auch das Staubband (60x, 120x, 160x).

Nachdem mich Walter verlassen hatte, unternahm ich noch einen schnellen Streifzug durch den östlichen Teil des Virgo-Haufens, westlich von ε Vir. Nachdem dieses Himmelsgebiet nur mehr halbhoch im Südwesten hing, bereits im aufgehellten Bereich, stürzte ich mich einfach so drauf, ohne auf der Karte nachzusehen, was da so ins Okular flutschte. Naja, ein paar Stellen kenn ich ja schon sehr gut... Bei M87 angelangt war der Himmel dann schon so aufgehellt, dass mir der Spaß ziemlich verging, den Rest erledigte der aufgehende Mond.

Um 2:30 Uhr war endgültig Schluss für dieses Nacht.

Howdii