Am Morgen des 30. März wäre Venus in unterer Konjunktion ein interessantes Objekt gewesen. Hier im Osten Österreichs war wetterbedingt keine Beobachtung möglich. Am 31. lockerten schließlich die Wolken tagsueber auf, und es gab seit längerem wieder eine klare Nacht. Die Wetterprognose fuer den 1.4. war ebenfalls günstig, so rechnete ich mir eine Chance auf eine Morgenbeobachtung oder zumindest Tagesbeobachtung aus. Aufgrund des dunstig-milchigen Nachthimmels rechnete für den Morgen zumindest mit Behinderung durch starken Horizontdunst, wenn nicht Schlimmeres. Tatsächlich begann der 1. April mit dichtem Bodennebel.
Die Sonne brauchte bis gegen Mittag, bis sich der Nebel weitgehend aufgelöst hatte. Der Himmel war aber immer noch von genug Wolkenschleiern überzogen, und zeigte nur eine blassblaue Färbung. Erst um 15:00 Uhr gab es nur mehr vereinzelt ein paar Schleier. Nun wollte ich einen Versuch wagen, die Venus am Tag aufzusuchen. Ich wählte dazu mein best streulichtgeschuetztes Teleskop, den 8" f/6 Maksutov-Newton, auf der Losmandy G11. Die Poljustierung erfolgte gerade mal schätzungsweise, allerdings kenne ich daheim die Nordrichtung sehr gut. Die Sonne peilte ich bei abgedeckter Optik über den Schattenwurf des Teleskops an, und versuchte von dort aus über Differenzkoordinaten zur Venus zu gelangen (15:15 Uhr).
Erst einmal musste ich mit an den grausam hellen Himmel im Okular gewöhnen. Das zweite Problem war, den Fokus halbwegs zu finden. Dabei halfen aber einige drüberziehende Wolkenschleier sowie anderweitig hoch in der Luft herumfliegendes Zeug. Durch diesen zeitlichen Verzug war ich ohne Nachführung natürlich schon weit daneben, und musste den Peilversuch wiederholen. Wie ich wieder durchs Okular blickte, konnte ich sehen, dass ich exakt den hohen Tannenbaum in Nachbars Garten anvisiert hatte. Ein weiterer Zielversuch, um Irrtuemer auszuschließen, bestätigte die missliche Lage. Bevor ich mich noch gründlich zu ärgern begann, nutzte ich diese Zwangspause gleich einmal, um die Nachführung zu aktivieren. Bei nun laufender RA Motor setzte ich den vorerst letzten Peilversuch, und deckte die Optik anschließend zu. Jetzt musste ich halt einfach warten, bis die Venus hinter dem Baum hervorkommen würde - dafür konnte ich aber rechnen, dass mir der Baum später die Sonne abschatten würde.
Mittlerweile zielte mein Teleskop schon fast am Baum vorbei, ein paar Zweige ragten noch ins Bild. Es war nun allerdings Eile geboten, denn die Venus würde bald am Garagendach "untergehen". Beim Blick durchs Okular ruckelte ich den Tubus ein bisserl in RA, und schwupp, da war die Venus (16:15 Uhr)! Eine silbrig glänzende, ganz schmale Sichel. Nun versuchte ich einmal die Vergrößerung zu steigern. Seeingbedingt (das aufgeheizte Garagendach machte sich schon bemerkbar) war mehr als 80x nicht zu wollen. Dem unangenehm hellen Himmelshintergrund rückte ich mit Gelbfilter (besserer Kontrast) und Hellblaufilter (natürlicherer Eindruck) zu Leibe. In den besseren Seeingmomenten konnte ich die Sichelspitzen etwas weiter übergreifen sehen, als es der geometrischen Beleuchtungssituation entspräche.
Die Sonne war nun selbst hinter dem Baum verschwunden, so war es direkt angenehm, ohne seitliche Blendung zu beobachten, jedoch machte sich alsbald das Garagendach als "Vignettierung" bemerkbar, und um 16:40 Uhr war Schluss mit lustig. Weil er grad so schön hoch am Himmel stand, der Viertelmond, riskierte ich noch eine Blick bei Tag, und zum erstenmal habe ich den Mond nicht zu hell empfunden. :-)
Howdii