Ein schöner Morgen machte Lust auf eine nächtliche Spechtlsession. Demgemäß war ich am 15. 2. 2001 schon mit Fernrohr "bewaffnet" unterwegs, um in der Abenddämmerung die Ebenwaldhöhe anzusteuern. Beim Fahren schon zeigten meine Augen Müdigkeitserscheinungen. Eigentlich hätt ich nach zwei langen Arbeitstagen, bis in den späten Abend hinein am Bildschirm, eher ins Bett gehört. Aber die Sehnsucht nach einem schönen Sternenhimmel war stärker, zumal eine Nacht ohne Wind und bei mäßigen Temperaturen zu erwarten war. Gegen 19:30 Uhr traf ich auf der Ebenwaldhöhe ein, wo Walter und einige "Stammgäste" schon anwesend waren. Beovor ich noch in wärmere Kleidung schlüpfte, baute ich meinen 8" f/6 Maksutov-Newton auf. Das Teleskop war tagsüber im Auto der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, dementsprechend galt es um mehr als 10 Grad abzukühlen.
Die Nacht selbst präsentierte sich recht angenehm, die Temperatur lag knapp über 0° C, kein Wind, nur sehr geringe Luftfeuchtigkeit. Auf den Wiesen rundum lag noch Schnee, der die Szenerie relativ hell erscheinen ließ. Der Himmel war vom Horizont her rundum ungewöhnlich stark aufgehellt. Freisichtig konnte ich im Zenitraum etwa 6. Größe erreichen. Die Wintermilchstraße war gut sichtbar und bis tief in den Süden verfolgbar, dort ist der Himmel auf Ebenwald ja auch am dunkelsten.
Nun zu den Beobachtungen:
Maffei 1 galten meine ersten Bemühungen. Dies ist eine Galaxie, die durch die Staubmassen der eigenen Milchstraße stark geschwächt hindurchleuchtet, zudem befindet sich im Vordergrund der offene Sternhaufen Cz 11. Wenigstens ein etwa bogenminutengroßes 11 mag Fleckerl sollte als "Kern" der Galaxie sichtbar sein. Generell werden zwar 12.5" Öffnung als Mindesterfordernis genannt, vor solchen "Stoppschildern" kennen wir aber wenig Respekt. Mal sehen, was wir mit dem Achtzöller erreichen würden.
Der Haufen Cz 11 selbst ist eine längliche Ansammlung von ein paar recht schwachen Sternen. Bei 55x erschien indirekt der Haufen etwas nebelig. Etwas verdächtig, denn andere Gruppierungen solch schwacher Sterne wirkten nicht nebelig. Ich versuchte nun, ob der "Kern" zu isolieren sei, und steigerte die Vergrößerung einmal vorsichtig auf 80x. Walter meinte, nun knapp östlich der hellsten Sterne des Haufens ein kleines nebeliges Fleckerl zu sehen. Das war für mich aber sehr unsicher, ob es nicht doch noch einige dicht beinander stehende schwächere Sterne sein könnten, die vom Auge nicht mehr aufgelöst werden können. Auch Walter stimmte zu, dass es sehr unsicher sei. Also, ich würde die Beobachtung einmal als zweifelhaft bis negativ werten. So recht wissen wir nicht, was wir gesehen haben, und ob wir überhaupt etwas gesehen haben. Zum Glück kann ich ja noch auf meinen 18" Dob zur Klärung der Sache zurückgreifen, und demnach wird man sehen, ob mit dem Achtzöller schon das letzte Wort gesprochen ist oder doch nicht... Und nachdem die Beobachtung von Maffei 1 schon so "erfolgreich" verlaufen ist, hab ich auf die Suche nach Maffei 2 (noch um etliches schwieriger) gleich verzichtet.
Mittlerweile hörte man rundum Rufe über gutes Seeing, so peilte ich einmal Jupiter und Saturn an. Leider war mein Teleskop noch bei weitem nicht austemperiert, und so konnte Walters 4" APO mit deutlich besserem Bild aufwarten. Viel war aber auch nicht los auf Jupiter, er zeigte eher die langweilige Seite. Außerdem wollte ich nicht vorsätzlich meine Zeit mit Planetenbeobachtung verbringen, so ging es gleich weiter zum nächsten Objekt.
NGC 2392: Als Eskimonebel oder auch "Clown Face Nebula" bekannt. An diesem Planetarischen Nebel spechtl ich nun schon einige Zeit herum. Es geht darum, möglichst viel an Details rauszukletzeln. Ich greife hier einmal auf frühere Versuche zurück.
Unser erster Versuch dazu mit dem Achtzöller war am 14. Jänner bei mir daheim. Wir zoomten damals bis 1000x hinein. Bei vollkommener Abschirmung von Seitenlicht konnte das Auge weiter dunkeladaptieren und das Ergebnis war erstaunlich: Der äußere Halo etwas abgesetzt von der inneren Schale. Die innere Schale relativ scharf begrenzt, quasi als Umrahmung des Gesichts. Dieser Außenrand war länglich, und an der "Stirn" etwas abgeflacht zu erkennen. Der Zentralstern, der die "Nase" darstellt, ist natürlich schon bei niedriger Vergrößerung zu sehen. Und nun die eigentliche Überraschung: Indirekt konnte man innerhalb des "Gesichts" noch helle und dunkle Stellen ausnehmen. Also, das "Gesicht" als solches gesehen zu haben, wäre zu viel gesagt, aber immerhin könnte man die dunklen Stellen dem "Mund" und dem "linken Auge" zuordnen. Das "rechte Auge" blieb verborgen. Um für diese Beobachtung aus dem Stadtgebiet heraus perfekt dunkeladaptieren zu können, haben wir vorher das Okular mit einem Fön etwas angewärmt, damit es nicht sofort beschlägt, wenn man mit dem Auge nahe drangeht und mit den Händern seitliches Licht abschirmt. Bei 1000x ist der Himmelshintergrund sowieso pechschwarz, die Himmelsaufhellung stellte also kein Problem dar. Am 12. Februar wiederholte ich diese Beobachtung erfolgreich auf den Feldern bei Niederleis. Dabei verwendete ich Vergrößerungen von 600x bis 1500x. Alles war wie oben beschrieben zu sehen, das "rechte Auge" wollte sich auch dabei nicht als Dunkelstelle zeigen.
Zurück zur aktuellen Nacht: Wir waren gespannt, was unter wesentlich besserem Himmel zu sehen sein sollte. Hier musste ich meinen müdigkeitsbelasteten Augen aber Tribut zollen. Ich kam mit dem Ergebnis schlicht schlechter weg. Den Rand der inneren Schale konnte ich als "Ring" in besagter Form um den Zentralstern herum wahrnehmen, aber keine hellen oder dunklen Stellen, vielmehr schien alles gleichmäßig dunkel zu sein. Walter lag mit seinen Ergebnissen interessanterweise gleichauf, andere Beobachter, wie etwa Michael Jäger, konnten Knoten im Inneren ausnehmen. Hm, was nun? Zum einen, meine visuelle Wahrnehmung war an diesem Abend begrenzt. Die durch den Schnee aufgehellte Umgebung verhinderte eine gute Dunkeladaption. Und kaum ging man näher ans Okular heran, um das Seitenlicht besser abzuschirmen, beschlug das Okular sofort. Daher war es auch wenig erfolgreich, mit höheren Vergrößerungen zu arbeiten. Versuche mit Filter brachten vorerst auch keine weiteren Details: Mit UHC erschien alles innerhalb der inneren Schale hell, keine Dunkelstellen. Detto mit [O III] Filter. Vielleicht ließe sich so bei höherer Vergrößerung noch etwas holen - sofern man zur Abschirmung von Fremdlicht wirklich dicht ans Okular gehen kann, ohne dass dieses gleich beschlägt. Zumindest durch andere Beobachter scheinen unsere bei früheren Beobachtungen gewonnenen Eindrücke bestätigt. Völlig ausgereizt ist dieses Thema wohl noch nicht.
NGC 2371-2: Dieser interessante Planetarische Nebel war unser nächster Kandidat. Mit 11.2 mag relativ hell, und bei 55x ohne Filter bereits als nebeliger "Achter" zu erkennen. Wir steigerten die Vergrößerung auf 80x, 160x und schließlich 240x. Das Objekt erstreckt sich etwa in SW-NO Richtung. Der SW Teil erscheint etwas heller, mit einer zentralen Verdichtung, die bis 160x ziemlich sternförmig wirkte. Bei 240x war sie dann deutlich von einem Stern zu unterscheiden, dafür kam nun der 14.8 mag Zentralstern indirekt recht gut heraus. Der Zentralstern sitzt an der Einschnürung zwischen den zwei Teilen. Man kann sich dieses Objekt vom Aussehen her als einen Vertreter der "Hantelnebel-Klasse" vorstellen. Speziell mit dem Kleinen Hantelnebel M76 hat er gewisse ähnlichkeiten. So z.B. konnten wir beim NO-Teil nach West hin einen schwachen Ausläufer entdecken, der einen Teil des Umfangs der umgebenden Scheibe markiert. Alle Beobachtungen erfolgten ohne Filter. Wir haben sicher noch nicht alles an Details ausgeschöpft, und auch für den 18" Dob wartet hier ein interessantes Objekt.
NGC 2419: Dieser Kugelsternhaufen trägt den Namen "Intergalactic Wanderer". Es ist einer der am weitesten entfernte Kugelhaufen unserer Milchstraße. Mit 10.3 mag aber recht leicht zu entdecken, zumal es sich um ein Objekt mit starker Mittenkonzentration handelt. Die Position knapp östlich zweier hellerer Sterne ist zwar leicht zu finden, andererseits stören die beiden Sterne bei der Beobachtung. Es ist angebracht, diese "Scheinwerfer" außerhalb des Gesichtsfelds zu positionieren, und dementsprechend eine hohe Vergrößerung einzusetzen. Im Deep Sky Field Guide zur Uranometria sind die hellsten Einzelsterne mit 17.3 mag vermerkt. Hm, bei 240x wirkte der Haufen schon etwas "grießlig", und wenigstens zwei Einzelsterne konnten wir indirekt erkennen. Nachforschungen mit Hilfe der Deep-Sky Survey haben ergeben, dass die zwei höchstwahrscheinlich Vordergrundsterne mit ca. 15 mag sind, von denen es in dem relativ sternreichen Gebiet viele. Eine Nachbeobachtung steht auf jeden Fall an, und auch ein "Quer-Check" mit dem 18" Dob...
M42: Ein Schaustück, zur "Erholung". Bei 44x und 55x mit UHC und bei 133x ohne Filter alle uns bekannten Details zu sehen, inklusive 5. und 6. Trapezstern. Walter meinte zwar, irgendwie würde der letzte Kick fehlen, aber vielleicht schwebt in seiner Erinnerung noch zusehr der Anblick im 18" :-)
B33: Den Pferdekopfnebel als Test durften wir natürlich nicht auslassen. Sollte für den Achtzöller eigentlich kein Problem sein. Bei 44x oder 55x mit H-Beta Filter war er praktisch auf den ersten Blick erkennbar. Walter meinte sogar, so schön hätte er ihn nichteinmal vom 18" Dob her in Erinnerung. Für meine heutigen Verhältnisse war die Beobachtung vergleichbar mit der im kleineren 5.7" Maksutov-Newton. Und so etwa fühlte ich mich bei flächigen Objekten, als ob mir gut 1.5" öffnung fehlen würden. Walter konnte den Dunkelnebel dagegen mit direktem Blick halten und schön die Kontur des Pferdekopfs erkennen. Naja, nicht ganz meine Nacht, das hatte ich ohnehin schon bemerkt. Es ist nur einigermaßen ernüchternd, solches zur Kenntnis nehmen zu müssen. Man kann eben nichts erzwingen, schon gar nicht perfekte Beobachtungungen bei übermüdeten Augen.
M97: Nach einem kurzen Abstecher zum benachbarten M108 kletzelten wir am Eulennebel herum. Bei 240x waren beide Augen indirekt schwach auszumachen, und auch der 13.2 mag Zentralstern spitzte uns entgegen. Hier auch so eine Geschichte mit Helligkeitsangaben: Im DSFG ist der Zentralstern mit 16 mag vermerkt, bei Hynes (Planetary Nebulae) konnte ich die eher glaubhafte Variante mit 13.2 mag finden.
M65, M66 und NGC 3628, das Leo Triplet war einen kurzen Blick wert. Die von Fotos bekannten typischen Formen waren sichtbar: M65 länglich und oval mit hellerem Kern, M66 asymmetrisch mit einem "Schwanzerl", und an NGC 3628 war bei 54x das Staubband schwach zu erkennen.
M81 und M82 bildeten den Abschluss. Ich mochte nicht mehr so recht, war bereits endgültig zu müde. Dafür schwärmte Walter von schön sichtbaren Spiralarmen bei M81...
Für mich war es nun endgültig Zeit, die Beobachtung zu beenden. Bei meiner Heimreise konnte ich noch den aufgehenden Mond sehen, lange wäre es wohl ohnehin nicht mehr gelaufen.
Howdii