Seit etlichen Tagen hatte sich eine typisch spätherbstlich/winterliche Wetterlage eingestellt: Nebel und Temperaturen nur knapp über 0° C in den Niederungen, und auf den Bergen ab etwa 800 Meter Seehöhe klarer Himmel. Dementsprechend unangenehm war die Anreise zur Ebenwaldhöhe. Bei geschlossener Hochnebeldecke und leichtem Nieselregen mochte man nicht glauben, noch einen schönen Sternenhimmel sehen zu können. Das letzte Stück des Weges, bei der Auffahrt zum Beobachtungsplatz, musste man durch die Nebeldecke durch, und oben stand man eigentlich nur wenig drüber, aber unter einem Himmel voller Sterne. Und diese Chance haben etliche Sterngucker genutzt, lauter Bekannte und "Nachtbekannte", die man untertags wohl nur an ihrer Stimme erkennen würde :-) Walter war natürlich auch da und schon eifrig am Fotografieren.
Bei meiner Ankunft gegen 21:00 Uhr gab es also gute Bedingungen, trocken, etwas wärmer als im Tal, windstill. Die Grenzgröße knapp besser als 6 mag, und gutes Seeing - es sah nach einer ganz raren Nacht aus. Leider verschlechterte sich das Seeing gegen Mitternacht dramatisch, und später kam heftiger Wind aus Südwest auf. Auch wurde der Himmel etwas heller, was mit leichtem Verlust an Grenzgröße einherging.
Nun aber zu meinen Beobachtungen, für die ich ja noch den besten Teil der Nacht nutzen konnte. Ich startete meine Tour wieder im Cepheus, da galt es von meiner letzten Beobachtung her einige Dinge zu klären. Als Instrument hatte ich meinen 8" f/6 Maksutov-Newton gewählt.
NGC 7142: Dieser Haufen war bei der Aufsuche meines ersten Zielobjekts NGC 7129 bei 55x im gleichen Feld. Durchaus reich an Sternen, die aber recht locker verstreut sind, und ab 12 mag nicht besonders hell, und dadurch relativ unauffällig. Erst beim zweiten Blick bleibt man dran hängen, wenn man das Objekt zufällig ins Okular bekommt. Das war auch mein Eindruck bei der Beobachtung letztens.
NGC 7129: Eine durchaus auffällige, kleine Gruppe von helleren Sternen, bei 55x lässt sich indirekt der umgebenden Reflexionsnebel erkennen. Vor allem der Ostteil des Haufens wirkt stark nebelig. Bei 120x und 160x kamen etliche Strukturen (Dunkelstellen) zum Vorschein. Den hübschesten Anblick genossen wir bei 133x in Walters 9 mm Nagler Okular.
NGC 7133: Ein schwacher Reflexionsnebel in unmittelbarer Nachbarschaft zu NGC 7129, den ich bei meiner letzten Beobachtung nicht gefunden hatte. Nun konnten wir an der korrekten Position 3 schwache Sterne in einer Kette sehen, von denen 2 von schwachem Nebel umgeben waren. Beste Vergrößerung dazu war 120x. Mag sein, dass die doch deutlich besseren Bedingungen den Ausschlag zum Erfolg gaben.
vdb 143: Meine Zweifel, wie im letzten Bericht dazu beschrieben, waren berechtigt. Ich hatte tatsächlich den "falschen" Stern erwischt. Nun, beim "richtigen" Stern, war nicht so recht was "Nebeliges" zu sehen, außer einem kleinen Streulichthof um den Stern (bei 55x). Ich steigerte daraufhin nach und nach die Vergrößerung. Bei 120x vermutete ich erstmals eine Asymmetrie des "Nebels", einen schwachen Ausläufer Richtung Süden, der den Streulichthof etwas überragte. Indirekt, und nur schwierig zu sehen, zweifelte Walter noch daran. Wir versuchten es nochmals bei 160x, und nun war die vage Vermutung für mich schon etwas deutlicher, und auch Walter meinte, da könnt' tatsächlich etwas sein. Schließlich steckte ich noch ein 5 mm Okular in den Auszug, und bei 240x gab es keinen Zweifel mehr. Wohl musste man indirekt gucken, aber nun war deutlich ein nach Süden breit auffächernder Nebelfleck zu erkennen.
NGC 7023: Eigentlich wollte ich Ausschau halten nach dem gleichnamigen Sternhaufen, aber irgendwie kam mir das Bild eigenartig dunkel vor: klar, schon lugten wir durch das Geäst eines Baumes. Nach dem Sternhaufen werd ich aber wohl vergeblich suchen, der dürfte gut im hellen Nebel versteckt sein...
M52: Ausgangspunkt für weitere Erkundungen, und wohl ein Stück höher, mit gewissem Respektabstand von der Baumkrone. Was sollte man sonst noch sagen, als fesch, bei 55x, und damit meine ich wirklich beeindruckend hübsch.
NGC 7635: "Bubble Nebula": Vom 18" Dob her für uns eine durchaus bekannte "Nummer". Was würde wohl der 8" hier zeigen? Wir haben ein Weilchen an diesem Objekt "herumgespielt", mit diversen Vergrößerungen und Filtern. Die besten Eindrücke hatten wir schließlich bei 240x mit UHC Filter. Damit war Struktur zu erkennen: der Nebel zeigte Ausläufer in Form einer liegenden Sichel. Also, gut die Hälfte der "Bubble" sichtbar. Eigentlich mehr als wir erwartet hatten. Das Bild war aber schon extrem schwach, indirekt nicht allzu leicht zu erwischen. Bei 200x war das Bild zwar etwas heller, aber die Sichelstruktur eher noch schwieriger auszunehmen. Wir versuchten es auch noch mit Walters 4.8 mm Nagler bei 250x, das war aber endgültig schon zuviel, wir einigten uns auf 240x als optimalste Vergrößerung.
NGC 7538: Auch ein "alter Bekannter" für mich, im 18" Dob wie im 5.7" Maksutov-Newton schon öfter beobachtet. Und schon wieder Schluss mit lustig, der Baum ragte ins Blickfeld.
IC 59 und IC 63: Wieder ein Stück höher am Himmel zu weiteren Taten :-) Die beiden Nebelflecken haben wir schon im 18" erfolgreich beobachtet, und einen davon konnten wir auch im 5.7" Mak-Newton einmal sicher erkennen. Im 8" gab's nun bei 44x oder 55x die besten Eindrücke. Der Stern γ Cassiopeiae ist vielleicht im Weg dabei, verdammt hell, und zeigte einen verdächtig großen Streulichthof - war da schon etwas "in der Luft"? Wenn man jedenfalls den Stern fast zum Rand positionierte, und dafür die Objekte hübsch in die Bildmitte, waren die beiden Nebelflecken gar nicht sooo schwierig. Walter entdeckte einen davon zumindest auf den ersten Blick, und den zweiten hatte er auch schon erfasst, wenn auch noch etwas unsicher. Bei einem kritischen zweiten Blick, und leichtem Schwenken des Teleskops waren aber beide Nebelflecken sicher erkennbar.
NGC 457: So rein zufällig kam ich beim "ET-Haufen" vorbei. Manche sehen darin einen Alien mit glühenden Augen, andere sehen eine Eule mit glühenden Augen und ausgebreiteten Flügeln, und wieder andere meinen ein Flugzeug mit Positionslichtern zu sehen :-) Einerlei, eines von Walters Lieblingsobjekten.
h+χ Persei: Startpunkt für die nächsten Erkundungen, aber nicht ohne vorher bei 55x einen intensiven Genussblick zu tun...
NGC 957: Offener Haufen wenige Grad östlich vom Doppelhaufen h+χ. Ein durchaus nettes Objekt, eine Handvoll Sterne ab 9 mag, länglich angeordnet.
IC 1805 / NGC 896 Nebelkomplex - "Running Dog Nebula": Den "nebeligen" Haufen Mel 15 trifft man leicht, wenn man von NGC 957 etwa 4 Grad direkt nach Norden geht. Wir wählten nun 44x und UHC Filter, um die "Nebellandschaft" zu erkunden. Als Orientierungshilfen dienen z.B. der Haufen NGC 1027 beim "Schwanzansatz" des "Hundes", oder auch die kleine markante Sterngruppe Mrk 6 beim "Vorderlauf", und nicht zuletzt ist NGC 896 ein leicht erkennbarer Nebelfleck, der den "Kopf" des Hundes markiert. Den davon durch eine Dunkelstelle abgetrennten Nebelteil IC 1795 haben wir nicht gesehen, aber auch nicht sehr genau danach Ausschau gehalten. Nun, von den weitläufigen Nebelstrukturen waren die hellsten Teile recht gut wahrnehmbar: Rücken, Schwanzansatz, "Hundehintern" mit oberstem Teil des Hinterlaufes und der hellste Teil des Vorderlaufs. Es geht unserer Meinung nach eher darum, die Orientierung nicht zu verlieren, als die Nebelpartien zu sehen, die etwas verstreut sind.
IC 1848: Genau hier entfiel uns ein Teil des Nebels wohl wegen mangelnder Orientierung. Vom Westteil war jedenfalls ein Nebelfleck und ein Teil des unteren Bogens zu sehen, nur irgendwie hab ich einfach "vergessen", nach den östlichen und eigentlich helleren Nebelpartien Ausschau zu halten... Das nächstemal halt, sonst gäb's ja bald nichts mehr zu tun :-) Und eigentlich sollte man noch mehr herumspielen, auch den Response auf andere Filter ausprobieren, anstatt einfach mit dem UHC alles niederreissen zu wollen. Aber die Zeit drängte bereits, Stichwort Jupiter.
M42: Das letzte Objekt dieser Nacht. Mittlerweile war das Seeing mies, die Trapezsterne waren dicke Knödel, und bei 55x fast nicht mehr zu trennen. Durch die schlechteren Bedingungen war auch der Himmel heller geworden, und es bedurfte des UHC Filters für interessante Details. Wir erspechtelten etliche markante Features in den "Schwingen" des Nebels, konnten auch den sich im Süden schließenden Bogen sehen, und bei 160x gab's in der Zentralregion sogar noch so feine Details wie Schröter's Bridge. Aber keine Frage, den Orionnebel haben wir sicher schon einmal schöner gesehen.
Nun ein paar Bemerkungen zu Jupiter: Bei meiner Ankunft in Walters 4" APO ein sehr ruhiges und detailreiches Bild, mit GRF. Zwischendurch, nachdem mein Teleskop etwas abgekühlt war, hielt ich auch mit dem 8" auf Jupiter. Leider nicht mehr so tolles Seeing, aber es gab noch etliche bessere, wenn auch leider nur sehr kurze Momente, mit prächtigen Details. Nur kann ich kaum was darüber berichten, ich hab einfach mehr Gewicht auf die Deep Sky Beobachtung gelegt, anstatt mich stundenlang ans Okular zu klemmen für beste Detailerkennung an Jupiter. Knapp nach Mitternacht begann ein Transit von Io, mit knapp folgendem Schattenwurf. Spechtlkollege Tahir Saban hatte den Eintritt von Mond und Schatten in seinem 130 mm Starfire APO mitverfolgt. Für uns, wir klemmten uns später drauf, war es nun spannend, ob wir den Mond finden würden, ohne genau zu wissen wo er steht. In den noch besten verbliebenen Seeingmomenten meinten wir, den Mond selbst knapp neben seinem Schatten vor dem SEB zu erkennen, der Mond etwas nördlicher. Ich spazierte daraufhin zu Tahir Saban hinüber, um kurz nachzufragen, ob wir richtig gesehen hatten, und erhielten eine Bestätigung.
Saturn mit etlichen Monden gab's auch einmal zwischendurch, aber mehr als einen kurzen Blick gönnte ich mir nicht.
Bei immer heftiger werdendem Wind packte ich schließlich mein Sachen zusammen und machte mich gegen 2 Uhr auf den Heimweg.
Howdii