Am 11. November zeigte sich der Himmel bei einem Blick aus dem Fenster zwar vom Vollmond stark aufgehellt, aber die paar Sterne, die zu sehen waren, wiesen freisichtig kaum Szintillation auf. Grund genug, sofort eine Planetenbeobachtung zu starten. Kurz noch ein Blick in's "Programmheft", und tatsächlich, es war einiges los: zumindest vom Durchgang des Mondes III (Ganymed) vor Jupiter sollte ich noch etwas erhaschen können. Für andere interessante Mondspiele war ich schon zu spät dran.
Gegen 21:30 MEZ war ich dann schließlich startbereit, mit meinem 5.7" f/6 Maksutov-Newton. Das Rohr hatte einen Temperaturunterschied von ca. 5° C zu bewältigen, und lieferte nach etwa einer halben Stunde die ersten brauchbaren Bilder an Jupiter. Vorerst noch bei 145x, später auch bei 175x.
Kurz ein Schwenk zu Saturn, der erfahrungsgemäß etwas weniger seeingkritisch ist als Jupiter. Saturn war bei 175x schön, auch den C-Ring konnte ich recht deutlich ausnehmen.
Zurück zu Jupiter, und um dem Teleskop noch ein paar Minuten Austemperierzeit zu gönnen, spazierte ich derweilen eine Runde im nächtlichen Garten. Wie ich wieder zu meinem Spechtlgerät trat, und kritisch in's Okular äugte, entdeckte ich vor der südlichen Polkalotte, schon fast am Rand, Ganymed als helles, relativ großes Scheibchen. Gegen den etwas dunkel schattiert wirkenden Hintergrund hob sich der Mond deutlich ab, auch in schlechteren Seeingmomenten kaum zu übersehen.
Während ich nun mitverfolgte, wie Ganymed langsam auf den Rand des Planetenscheibchens zuwanderte, entdeckte ich ein weiteres interessantes Detail. Im STB klaffte in der Nähe des Zentralmeridians eine kleine Lücke. In besseren Seeingmomenten konnte ich dort einen zur cremefarbenen Umgebung strahlend weiß erscheinenden Fleck ausnehmen. Bis ich dieses Feature wiederholt sehen konnte, und eine Täuschung ausgeschlossen war, hatte Jupiter nach und nach ein "Wimmerl" bekommen, und nun pickte Ganymed als kleines "Bemmerl" gerade noch am Jupiterrand.
In dem weißen "Fleck" vermutete ich ein Oval, und zwar genau jenes, das ich am 1. November mit meinem 8" Maksutov-Newton beobachtet hatte. Um diesen weißen "Fleck" noch etwas genauer zu observieren, war ich versucht, einen leichten Gelbfilter einzusetzen. Doch auf einmal sank die Bildhelligkeit dramatisch ab. Von Süden her zog wallendes Gewölk rasch herauf, Jupiter sah bald aus wie sein Geist, und nach ein paar weiteren Minuten war nicht einmal mehr der Mond zu sehen. Ich hatte das Vergnügen, live mitzuerleben, wie sich eine Hochnebeldecke ausbildet. Es dürften die feuchten und milden Luftmassen, von einem riesigen Tief aus dem Süden angesaugt, eingetroffen sein, und das hatte beim Aufrutschen auf die bodennahe kalte Luft wohl die schlagartige Ausbildung einer Hochnebeldecke bewirkt.
Am 12. November gegen 22:00 Uhr beim Blick aus dem Fenster eine ähnliche Situation wie am Vortag. Um etwa 22:20 war ich dann startbereit, diesmal hatte ich meinen 4" f/8 APO als Spechtlgerät gewählt, weil ich etas rascher zu brauchbarer Abbildung kommen wollte.
Für Jupiter stand ein Schattendurchgang und Transit von Mond II (Europa) an. Die Einsatzbedingungen waren von der Temperatur her etwa wie am Vortag, jedoch lieferte der kleine Refraktor bereits nach wenigen Minuten schon die ersten verwertbaren Bilder. Bei 106x sah Jupiter schon gestochen scharf aus, aber ich hielt vorerst wieder einmal zum Spaß auf Saturn, und steigerte auf 160x. Mein Eindruck wie tags zuvor mit dem 5.7" MN, auch der C-Ring war recht deutlich zu erkennen.
Zurück zu Jupiter. Ich richtete mir mit einem Sessel eine gemütliche Beobachtungsposition ein, suchte den besten Fokus, und begann das Bild kritisch zu untersuchen. Oho, da war ja der GRF! Er hatte den Zentralmeridian schon deutlich überschritten. Dennoch war zu erkennen, dass der GRF wieder dunkler und deutlicher hervortritt als noch voriges Jahr. Auch etwas Struktur im GRF selbst konnte ich erkennen. Dicht gefolgt war der GRF vom Schatten des Mondes Europa, der als kleiner pechschwarzer Punkt in schlechteren Seeingmomenten leicht verschwamm. Das SEB, dem GRF nachfolgend, sah wieder "normal" aus, nicht mehr so kontrastarm wie im letzten Herbst. Dafür war die Gegend südlich des GRF etwas verändert. Das STB "fehlte" ein ganzes Stück lang, und auch weiter südlich gelegenen Bänder hoben sich nicht gegen die umgebenden Zonen ab. Erst als der GRF schon fast am Rand war, kamen in der Gegend des Zentralmeridians diese Bänder wieder in gewohnter Intensität. Den GRF konnte ich in besseren Seeingmomenten selbst in starker Verkürzung knapp am Rand noch erkennen.
Während nun auch der Schatten von Europa mehr und mehr dem Rand zurutschte, glaubte ich den Mond selbst als kleines Scheibchen mittig auf das SEB projiziert zu erkennen, knapp vor Erreichen des Zentralmeridians. Mit dem Ende der Transitzeit würde es sich von der Position her geschätzt jedenfalls ausgehen.
Im NEB tat sich auch einiges. Schräg gegenüber des GRF in nachrotierender Richtung begann ein kräftig dunkler Längsstreifen, an der Südkante des NEB. Und noch später zeigte sich von der Südkante des SEB aus in die EZ eine bläulich erscheinende Projektion. Ein Fähnchen dran konnte ich nicht erkennen, oder noch nicht, weil dieses Detail noch weit weg vom Zentralmeridian stand.
Ich ließ es damit bewenden, denn mittlerweile war der Himmel ziemlich voll mit dünnen Wolken, der Mond war phasenweise sogar von einem 22° Halo umgeben. Ich war bei meiner Jupiterbeobachtung von Wolkenschleiern weitgehend verschont geblieben, und hatte sogar Zeit, mit Farbfiltern zu experimentieren. Dies brachte am Vierzöller kein besseres Resultat, da fehlt's gleich an Licht. Die besten Eindrücke gab es immer noch ohne Filter, bei 133x, am ehesten bei 160x, und auch bei 200x, sofern das an und für sich sehr langsame Seeing ein paar klare Momente zuließ. Jedenfalls hat sich der kleine 4" Refraktor wacker geschlagen, und etliche interessante Details gezeigt.
Howdii