Eine zunehmend feuchte Nacht 

1. 11. 2000, Niederleis

Nach Durchzug einer Kaltfront klarte es rechtzeitig gegen Abend auf. Eine herrliche Nacht kündigte sich an. Walter hatte mich am Nachmittag informiert, dass er zur Ebenwaldhöhe fahren würde. Für mich lohnt sich der weite Weg allerdings kaum, gerade wenn ich im Weinviertel einen brauchbaren Himmel vorfinde. So packte ich dann meinen 8" f/6 Maksutov-Newton in's Auto und steuerte meinen Beobachtungsplatz nahe Niederleis an. Dort angekommen, sah ich den Mond, wie er grade zur "Landung" auf dem Ernstbrunner Kalkwerk ansetzte, ein kurioser Anblick :-)

Die Nacht erwies sich bereits zu dieser Zeit sehr feucht. Es war mit Nebelbildung zu rechnen, bis zum Ende meiner Beobachtung blieb der Himmel jedenfalls klar (am nächsten Morgen dann "Waschküche"). Der Himmel präsentierte sich für die gewohnten Verhältnisse im Weinviertel überdurchschnittlich gut. Ich konnte 5 mag Sterne noch direkt halten, das entspricht einer Grenzgrößer von gegen 6 mag im Zenitraum. Die Milchstraße war durchaus eindrucksvoll zu sehen. Freilich wurde es zum Horizont zu dunstiger, und im Laufe der Nacht kroch der Dunst immer höher, im Zenitraum gab der Himmel etwa um 0.5 mag nach. Bei 3° C und einem leichten Windhauch aus Nordwest kuschelte ich mich dicht an mein Auto, wo es gemütlicher war. Denn selbst ein feiner Windhauch kann die Beobachtung vermiesen, wenn er gerade von der "richtigen" Seite her in die Augen zieht, und diese zu tränen beginnen.

Ich begann meine Beobachtungen an einem nun schon vertrauten Startpunkt, an der Cygnus/Cepheus Grenze:

NGC 6939: Ja, der mit dem Winkelhaken "konstruierte" Sternhaufen :-) Der 8" bringt doch schon eine beachtliche Zahl der schwächeren Sterne, der Eindruck war diesmal dem letztens vom 18" durchaus ähnlich.

NGC 6949: Ich wollte sehen, was mit dem 8" zu machen ist, wenn man dieses Objekt vom 18" her kennt. Nun, die Spiralarme dieser face-on Galaxie sind schwierig zu sehen, vage kommt die S-Form heraus. Bei 80x oder 120x die besten Eindrücke. Nicht allzuschwierig war die HII Region nordöstlich des Zentrums zu erkennen.

Nun auf zu für mich neuen Objekten, im Sternbild Cepheus.NGC 7076: Planetarischer Nebel, 13.2 mag, 57" Durchmesser. Bei 55x ohne Filter indirekt vermutet, zeigte sich dieses Objekt als Scheibchen, indirekt sehr schwach, aber definitiv zu sehen. Den besten Eindruck hatte ich bei 80x mit UHC Filter. [O III] Filter brachte keine Verbesserung, auch höhere Vergrößerung nicht (120x).

NGC 7139: Planetarischer Nebel, mit 13.3 mag und 78" Durchmesser ein von den Daten her durchaus ähnlicher Kandidat. Auch hier am besten mit UHC bei 80x ein Scheibchen indirekt zu erkennen, aber etwas leichter als NGC 7076. Auf [O III] Filter sprach NGC 7139 etwas besser an als NGC7076. Auch in diesem Fall konnte man das Objekt ohne Filter bei 55x schon indirekt erahnen.

NGC 7160: Zur Abwechslung wieder einmal leichtere Kost, wie von den Daten her unschwer zu erraten ist: Cluster, 6.1 mag, 7' Durchmesser, 12 Sterne, ab 7 mag. In der Tat eine kleine, kompakte Gruppe recht heller Sterne.

NGC 7142: Sternhaufen mit 9.3 mag, sternreich, die hellsten ab 12 mag. Beim ersten Hinsehen fallen nur ein paar hellere Sterne auf, indirekt kommen noch zahlreiche schwächere Sterne zum Vorschein, recht locker verstreut, in etliche Armen angeordnet, so mein Eindruck.

NGC 7129: Sternhaufen und Nebel tragen diese Bezeichnung. Der Sternhaufen ist ein kompaktes, kleines Grüppchen hellerer Sterne. Indirekt kommt der Nebel deutlich heraus, speziell im östlichen Teil des Sternhaufens und darüber hinausreichend zeigt sich der Reflexionsnebel recht intensiv.

NGC 7133: Von diesem 3' x 3' großen Reflexionsnebel gleich neben NGC 7129 war nichts zu erkennen. Kein Wunder, im DSS ist er auch nur als sehr schwacher Nebel um zwei schwächere Sterne vorzufinden. Vielleicht komm' ich ja bald da wieder einmal mit dem 18" vorbei, mal sehen, was der auszurichten vermag...

NGC 7023: Auch hier tragen ein Reflexionsnebel und ein Sternhaufen dieselbe Bezeichnung. Der Nebel ist um einen helleren Stern herum deutlich und strukturiert zu erkennen, dazu braucht man gar nicht kunstvoll indirekt herumäugen. Freilich bringt indirektes Sehen noch mehr Details. Von einem Sternhaufen ein wenig westlich davon ist mir nichts aufgefallen, im DSS ist auch nur ein Häuflein schwächerer Sterne zu finden. Naja, vielleicht noch einmal aufmerksamer nachforschen.

vdB 143: Ein Reflexionsnebel, den ich indirekt als "Hof" um einen ca 8 mag hellen Stern vermutete. Ein ähnlich heller Stern sah zumindest "clean" aus. Beim Niederschreiben der Beobachtung und einem nochmaligen Blick in die Sternkarte kamen mir jedoch Zweifel, ob ich beim "richtigen" Stern war. Hm, vielleicht, das ist jedenfalls nochmals zu überprüfen.

vdB 152: Dieser Reflexionsnebel ist indirekt deutlich um ein 8.8 mag Sterndl herum zu erkennen, kein Zweifel. Dieses Objekt scheint für große öffnungen lohnenswert zu sein, da mag noch etwas an Struktur herauskommen.

So, damit hatte ich einmal die "Eingeweide" des Cepheus durchforstet, nun wollte ich mit dem 8" noch sehen, was dieser an dem planetarischen Nebel Jones 1 und an Stephan's Quintet bringt. Der Sucher war mittlerweile bereits voll beschlagen. Ich hatte das nicht bemerkt, weil ich im Cepheus per Starhop im Okular von einem zum nächsten Objekt navigierte. Beim sofortigen Kontrollblick auf die Meniskuslinse des Teleskops erwies sich diese als beschlagsfrei. Also gut, runter mit dem Sucher, und mit der Belüftungsanlage des Autos wieder freigeblasen. Das dauerte doch einige Minuten. Um nicht die Gegend mit Dieselqualm zu verstinken, musste es auch ohne Heizung gehen. So, mit nun klarem Sucher weiter auf die Jagd, doch beim nächsten Blick durchs Okular wurde ich erneut stutzig - leuchtete alsdann nochmals von vorn ins Teleskop, und freilich, jetzt war die Meniskuslinse beschlagen...

Also gut, dann halt Planeten... und das gar nicht schlecht! Untypisch für den Rückseitenwetter gab es durchaus brauchbares Seeing, und mein 8" zeigte die bislang besten darin gesehenen Planetenbilder. Die beschlagene Frontlinse stört dabei gar nicht, im Gegenteil, die mikrofeinen Tröpfchen des Taubeschlags wirken wie ein Neutralfilter, und dämpfen etwas die Blendung durch die hellen Planeten.

Just als ich auf Jupiter hielt, schickte sich Io zu einem Transit vor dem Planeten an. Der Schatten war schon als kohlrabenschwarzes kleines Scheibchen auf Jupiter zu sehen, und Io pickte dicht am Rand. Das sah ich mir natürlich live an, und verfolgte Io noch ein hübsches Weilchen lang, wie er sich vor dem Planetenscheibchen weiterschob. Dies bei 240x.

Dann schwenkte ich einmal auf Saturn. Der verträgt erfahrungsgemäß etwas höhere Vergrößerung, und ließ sich 300x noch akzeptabel gut gefallen. Ja, freilich, die Cassiniteilung durchgehend, sogar etwas Struktur im Wolkenband, das sog. "Encke-Minimum", dieses Kontrastfeature im A-Ring war leicht erkennbar, aber so richtig hatte es mir der C-Ring angetan: Sowas von deutlich, auch gegen den dunklen Himmelshintergrund, dieses rauchzarte Band - ein Anblick wie selten zu erleben. Ich versuchte auf 600x zu steigern, ob sich vielleicht die wirkliche sog. Encke-Teilung machen ließe, aber dazu war das Seeing doch etwas zu unruhig.

Wieder zurück zu Jupiter. Der mochte mir bei 240x nun auch nicht mehr recht gefallen, bei 200x fand sich das Bild dann wieder ruhiger, aber ich wurde doch noch mit einigen besseren Momenten belohnt, wo mir fast der Atem stockte. Wow, wenn sich das Bild für einen Sekundenbruchteil klärt, und die vielen Strukturen in den Bändern sichtbar werden, zahlreiche bläuliche, konstrastschwache Fahnen vom NEB aus in die äquatorzone, und im STB entpuppte sich das, was vorher als Unterbrechung am heraufrotierenden Rand zu sehen war, als weißes Oval - da gehen einem schier die Augen über...

Mittlerweile war es knapp vor Mitternacht geworden, und Zeit für mich, Schluss zu machen. Ich packte meine waschelnasse Ausrüstung zusammen, fuhr nach Hause, um dort die Optiken "trockenzulegen" .

Howdii