Wechselnde Bedingungen, dennoch: Pease 1 im 18" Dob

28. 10. 2000, Ebenwald

Das Wetter war wieder einmal eine etwas unsichere Sache, man wusste nicht recht, wird's überhaupt was, und wo würde man einen wolkenlosen Himmel finden. Walter und ich telefonierten schon am späten Nachmittag und diskutierten die Situation. Schließlich entschied sich Walter für die Ebenwaldhöhe als Startpunkt, und wollte gegebenenfalls, sollten dort Wolken sein, einen anderen Platz aufsuchen. Ich hatte wenig Lust auf eine nächtliche Irrfahrt und kündigte schon meine Nachtruhe an. Jedenfalls sah Walter bereits auf der Anfahrt zur Ebenwaldhöhe klaren Himmel und klingelte via Handy nochmals bei mir an.

Gut, so machte ich mich nach einer kräftigen Jause daran, den 18" Dob ins Auto zu wuchten, und düste zur Ebenwaldhöhe. Dort empfing mich Walter etwas überrascht, er hatte nicht mehr unbedingt mit mir gerechnet. Die Bedingungen hatten sich leider inzwischen schon verschlechtert, ein ungut heftiger Ostwind und ein müder 5 mag Himmel waren nicht gerade einladend. Schließlich baute ich meinen Dob gleich an der Einfahrt des Parkplatzes im Windschatten der kleinen Hütte auf.

Die Bedingungen gestalteten sich während der Nacht sehr wechselhaft. Es war mit ca. 11°C auf dem Berg wärmer als im Tal, das Seeing war anfangs gar nicht so übel, aber wurde im Laufe des Abends immer schlechter. Der Wind legte irgendwann eine Pause ein, um dann von Westen her wieder loszulegen. Der Himmel bot wechselnde Transparenz, zwischendurch waren wieder einmal 6 mag freisichtig zu sehen, gegen Ende unserer Beobachtung sahen wir uns von Wolken umzingelt, und auch an den vermeintlich noch freien Stellen sank die Grenzgröße dramatisch.

Trotz der wirklich nicht idealen Bedingungen gelangen uns einige interessante Beobachtungen.

Den Beginn machten die beiden Objekte, die Walter letztesmal fotografiert hatte:

NGC 6939: Ein offener Sternhaufen, der scheinbar mit dem Winkelhaken konstruiert wurde :-) Zwei Sternketten laufen im rechten Winkel aufeinander zu, dies sind auch die hellsten Sterne. In kleinen Teleskopen sieht man tatsächlich eher nur diese Eck. Der 18" zeigte jedoch auch einen beachtlichen Reichtum an schwächeren Sternen, so dass wir den Haufen nach unserer Sichtung letztens im 4" und 8" auf den ersten Blick fast nicht erkannten. Hier noch die Daten: 7.8 mag, 7' Durchmesser, etwa 80 Sterne, ab 12 mag.

NGC 6949: Eine "face-on" Spiralgalaxie, beobachtungstechnisch ein ähnlich "dankbares" Objekt wie M33 - mit 13' x 13' relativ groß, und mit 8.8 mag auch gar nicht so schwach. Im 4" APO letztens war diese Galaxie als strukturloser ovaler Nebelfleck zu erkennen. Der 8" zeigte damals vage zwei Spiralarme. Heute waren im 18" diese zwei Spiralarme in S-Form relativ deutlich sichtbar, ein dritter Spiralarm etwas vage. Die Galaxie hat einen extrem kleinen, nicht sehr auffälligen Kern. Fast auffälliger ist eine HII Region 4' nordöstlich des Kerns. In den beiden Hauptarmen konnten wir auch noch je einen schwächeren Knoten entdecken. Diese Details waren am besten bei 225x sichtbar, Walter borgte mir dafür sein 9 mm Nagler Okular.

Ein Blick auf den Himmel, hui, M15 stand schon recht tief, also schnell drauf, schließlich hatte ich den 18" nicht nur zum Spaß mit, es galt, unsere Pease 1 Beobachtung vom letzten mal zu bestätigen.

Also wurde M15 eingestellt, bei 225x konnten wir schon deutlich unser Zielgebiet lokalisieren. Bei 480x glaubte Walter, an der Position von Ps 1 ein kleines Scheibchen zu erkennen. Sehr unsicher, wie er auch selbst zugab, weil bei dem immer schlechter werdenden Seeing waren bald alle Sterne kleine Scheibchen, man musste sogar wie beim Planetenbeobachten auf die besseren Momente für ein halbwegs gutes Bild warten. Ich schraubte nun den UHC Filter ans Okular. 10 Zoll Unterschied in der Öffnung machen schon was aus, erst bei 575x war das Bild durch den Filter in der Helligkeit etwas gedämpft, dass man das Ansprechen von Ps 1 auf den Filter sehen konnte. Wohl auch im 18" indirekt, aber nicht schwierig, blitzte Ps 1 als sternförmiges Objekt heraus. Jetzt wollten wir auch das Ansprechen auf [O III] Filter noch sehen. Bei der hohen Vergrößerung war das Bild auch gleich wieder zu dunkel. Daher reduzierte ich die Vergrößerung auf 307x. Jetzt war der Haufen M15 "angenehm" abgedunkelt, obwohl die zur Orientierung notwendigen Sterne alle noch gut erkennbar waren. Und auf den [O III] Filter sprach Ps 1 noch etwas deutlicher an, stach förmlich heraus, auch wenn wiederum indirektes Sehen erforderlich war. Damit war die Position von Ps 1 ganz exakt zu lokalisieren. Walter sah sich die Sache genauso kritisch an, und stimmte überein.

Wir finden nun auch unsere Beobachtung mit dem 8" Maksutov-Newton als zweifelsfrei bestätigt. Andererseits, hätten wir nicht schon "Hausbrauch" gewusst, wo zu suchen, was zur Bestätigung zu tun, wir hätten mit dem handgeschubsten Dob und den nur mehr wenige Bogenminuten großen Gesichtsfeldern bei diesen hohen Vergrößerungen wohl einige Mühe gehabt. Daher haben wir auch durchaus Verständnis, sollte jemand ob unserer Beoachtung mit einem 8" die Stirne runzeln, wir hätten es wohl auch getan :-) Tatsächlich ist diese Beobachtung aber nicht wirklich soooo extrem schwierig, man muß sich halt einmal mit einer guten Aufsuchkarte bewaffnet auf die Suche machen.

PK104-29.1 (alternative Bezeichnung: Jones 1): Dieser Planetarische Nebel klingt schon von den Eckdaten her interessant: 12.1 mag, 332" Durchmesser. Bei 104x suchte ich ein Weilchen, aber ein auffälliges Objekt wollte mir nicht ins Auge springen. Nun musste ich die Position schon genau festnageln und aufsuchen. Hm, fast nichts, aber irgendwas Nebeliges war da, nur sah das alles nicht nach einem 5' großen Scheibchen aus. Ich schraubte einmal den UHC Filter rein, und war ganz verdutzt, als ein hübsch großer,unterbrochener Ring vor mir stand. Mit [O III] Filter erzielten wir an Jn 1 noch besseren Kontrast. Eine Vergrößerung von 104x war schon genug, besser war es fast bei 85x. Der Ring ist an einer Stelle unterbrochen und auf der Gegenseite offen, und das Ringinnere ist etwas aufgehellt. Um den 16 mag Zentralstern zu sehen, müsste man ohne Filter penibel vorgehen, es sind gleich mehrere schwache Sterne an der Stelle des Nebels, der aber im Umriss ohne Filter praktisch nicht ausnehmbar war.

Jetzt wollte ich eigentlich wieder in den Cepheus schwenken, und dort ein paar Objekte abstöbern, doch von Nordost her war der Himmel teilweise schon mit Wolken bedeckt. So wählten wir als Alternativprogramm Galaxienspechtelei im Pegasus.

Stephan's Quintet (Hickson 92) ist von der schönen Spiralgalxie NGC 7331 aus leicht zu finden. Schon bei 104x hatten wir alle 5 Objekte, wenn auch NGC 7318A/B nicht sehr deutlich getrennt erschienen. Bei 225x die besten Blicke. Wir steigerten sogar noch bis 480x, aber da begannen sich die Bedingungen schon dramatisch zu verschlechtern.

Walter versuchte dann noch ein paar Begleitgalaxien von NGC7331 zu entdecken, konnte mit Mühe drei und vage eine vierte aufstöbern, und zuletzt war selbst NGC 7331 kaum mehr zu sehen.

Ein letzter Versuch, der Nacht noch etwas abzutrotzen - Saturn: Oh Schreck, nicht einmal bei 104x ein brauchbares Bild, so sieht es vielleicht aus, wenn man einen Presslufthammer betätigt und gleichzeitig in ein Fernrohr blickt ;-)

Damit beendeten wir gegen 1 Uhr die Beobachtung, und begaben und heimwärts.

Howdii