Eigentlich wollten Walter und ich noch die Nacht in Niederleis bis zum Eintreffen der nahenden Kaltfront nutzen, doch kurz bevor ich meine Ausrüstung ins Auto zu verfrachten gedachte, klingelte das Telefon und Walter sagte ab. So hockte ich mich erstmals vor den Fernseher, ZiB 2, und wollte dann gänzlich auf einen Beobachtunseinsatz verzichten, zumal die vergangene Nacht einen sehr stumpfen Himmel aufwies, mit gerade einmal Sternen 2. Größe. Jedoch wie ich rausging, um mein Auto noch in die Garage zu stellen, lachte mir ein Sternenhimmel entgegen, der mich dazu veranlasste, zumindest im Garten aufzustellen.
Also flugs den 8" f/6 Maksutov-Newton aufgebaut, und los gings. Wui, die Nacht war besser als alle meine Erwartungen, 5 mag sehe ich in Mistelbach schon eher selten, und überkopf im Schwan war sogar die Milchstraße recht gut zu sehen. Zudem war es draußen bei leichtem Wind angenehmer als im aufgeheizten Haus. Es war heuerr meine zweite Beobachtungszeit, die sich in kurzer Hose und Ruderleiberl problemlos durchhalten ließ. Zum erstenmal war dies aber schon Ende April der Fall. Das Seeing war nicht so toll, sicher auch das lokale Seeing nicht, weil ich auf der aufgeheizten Terrasse stand. Trotzdem waren einige interessanten Beobachtungen möglich.
M27 zeigte bei 80x schon blickweise indirekt den Zentralstern, bei 160x war er aber deutlich einfacher. Da kamen noch etliche weitere Sterne im Nebel zum Vorschein. In der Umgebung von M57 kratzte ich an der erreichbaren Grenzgröße herum, und konnte bei 160x zumindestz bis 14.6mag vorstoßen, gar nicht so übel für urbane Verhältnisse.
Auch M13 präsentierte sich hübsch, wenngleich freilich etwas matter als in besten Nächten, schließlich war bereits der Mond aufgegangen. Bei 160x entwischte mir auch die "benachbarte" Galaxie NGC 6207 nicht.
Nun angelte ich noch nach dem "Blinking Planetary" (NGC 6826) im Schwan. An diesem Objekt jagte ich die Vergrößerung bis auf 600x. Der Zentralstern war leicht zu sehen, und bei dieser Vergrößerung war der Nebel leicht oval, mit einer schmalen äußeren Hülle zu sehen (indirekt). Den Blinkeffekt erzielte ich am besten bei 80x. Bei strikt direkter Sicht war nur der Zentralstern zu erkennen, aber es ist fast mühsam den Stern so zu fixieren. Indirekt bzw bei nicht exakter Fixierung war der Nebel zu erkennen. Bei 600x waren hellere Sterne seeingbeding dicke Patzen, doch Sterne am Wahrnehmungslimit erschienen immer noch punktförmig - ein Zeichen, wie sich das Auflösungsvermögen des Auges an extrem schwachen Objekten verschlechtert.
Als nächstes Objekt visierte ich einen weiteren planetarischen Nebel an, NGC 7027. Dieses Ding ist noch kleiner, und sieht bei niedriger Vergrößerung total sternförmig aus, allein die etwas grün-bläuliche Farbe verrät ihn, und indirekt wirkt er etwas "unscharf". Hier trieb ich die Vergröserung dann nicht mehr so hoch, stoppte bei 320x, obwohl in einer guten Nacht mit gutem Seeing könnte man im 8" wohl noch über 600x gehen. Länglich, Acht-förmig, und bei 320x noch sehr hell, intensiv grünlich leuchtend, so präsentierte sich dieser planetarische Nebel.
Als letztes Objekt wählte ich M15. Bei 160x in den Randbereichen fein aufgelöst, das Zentrum ist sehr dicht, und wirkte grießlig. Bei indirekter Betrachtung kamen im äußeren Bereich noch sehr viele Sterndl zum Vorschein, und der Kern selbst "leuchtete" regelrecht auf.
Am Osthimmel waren mittlerweile auch schon Saturn und Jupiter zu sehen, und für mich war es endgültig Zeit, Schluss zu machen. Um 1 Uhr guckte ich noch ein letztesmal aus dem Fenster, und da zogen auch schon die ersten Wolken heran.
Schade um Mond und Wolken, außerhalb der Stadt wäre es eine durchaus feiner Himmel gewesen. Sogar als der Mond schon etwa 20 Grad hoch stand, konnte ich von daheim aus noch immer 5 mag Sterne erkennen...
Howdii