Perseidennacht

11. / 12. 8. 2000, Niederleis

In der Abenddämmerung des 11. August, als sich gerade die letzten Wolken auflösten, begannen Walter und ich eine Beobachtungsnacht auf den Feldern östlich von Niederleis. Zu Beginn war es noch recht warm, kühlte aber nach und nach ab. Gegen Morgen zu wurde es ziemlich feucht und bei leichtem Wind ungemütlich kühl. Der Mond begleitete uns praktisch die ganze Nacht hindurch, erst nach dessen Untergang zeigte sich ein durchaus passabler 5.5 mag Himmel, wenn man vom üblichen Horizontdunst absieht. Um uns bis zum frühmorgendlichen Höhepunkt des Perseidenspektakels die Zeit zu vertreiben, hatten wir etliche Gerätschaft dabei. Walter sein 8" SCT, Notebook und CCD, ich den 8" Maksutov-Newton. 

Wir wollten unsere ersten CCD Erfahrungen mit dem 8" MN machen, kamen aber bald zu dem Schluss, dass die Sache ohne Autoguider ziemlich mühselig ist. Mit viel Geduld sammelte Walter dann doch noch ein paar Shots von M57. Die restliche Zeit bis zum Monduntergang vertrieb sich Walter mit Startests an seinem 8" SCT, man lernt ja schließlich immer wieder was dazu. Ich kehrte derweilen dem Erdtrabanten den Buckel zu, und machte mir an der Milchstraße im Bereich zwischen Perseus und Cassiopeia zu schaffen. Dort wimmelt es ja nur so an offenen Sternhaufen, auch wenn manche dieser Aggregate eher nach ein paar Sternen als nach Haufen aussehen. Aber auch diese subtilen Dinger haben oft ihren Reiz.

Als Startpunkt wählte ich doch glatt den prächtigen Doppelhaufen h+χ Persei, immer wieder ein wunderschöner Anblick. Danach klapperte ich einmal die mir bereits gut bekannten Haufen NGC 663, NGC 654 und NG C659 ab. Diese drei Objekte passen allesamt bei schwacher Vergrößerung noch in ein Weitfeldokular, und so sehen sie auch am eindrucksvollsten aus. Ein wenig östlich von NGC 654 versuchte ich den extrem schwachen Haufen IC 166 aufzufinden. Mehr als ein verdächtiges und äußerst schwaches Nebelfleckerl, das nur bei genauer Positionsfeststellung indirekt ab und zu die Netzhaut kitzelte, konnte ich nicht ergattern.

Etwas leichter tat ich mir mit dem Haufen (Trumpler) Tr 1, der ein Stückerl westlich von NGC 663 liegt. Dies als Haufen zu bezeichnen ist schon ein wenig abenteuerlich, ein paar Sterne gleicher Helligkeit, die dicht gedrängt in einer Reihe stehen, und vielleicht gehört noch der eine oder andere aus der Umgebung dazu, auf alle Fälle ein kurioses Objekt. Bei dieser Gelegenheit schwenkte ich natürlich noch ein wenig nach Süden und stattete dem Haufen M103 einen Besuch ab. Auffällig dreieckig, so habe ich dieses Objekt von früheren Beobachtungen in Erinnerung.

Nun visierte ich der Vollständigkeit halber auch den mir schon bekannten Haufen NGC 743 an. Wenn er auch selbst nicht gerade spektakulär ist, so steht er in einer interessanten Gegend, wo schon im Sucher eine halbkreisförmige Sternenfigur zu erkennen ist, ich würd's als "Perlenketterl" bezeichnen. Na, vielleicht hat's ja die Prinzessin Andromeda verloren, oder ist's der Frau Königin Cassiopeia aus der Hand geglitten? :-)

Nördlich von h+χ Persei liegt der recht ausgedehnte Haufen (Stock) St 2. Um den Haufen- Eindruck nicht zu verlieren, schaut man besser im Sucher. Wenn ich mich angesichts der schon merkbaren Müdigkeit richtig erinnere, waren die Sterne etwa in Form einer Sanduhr gruppiert, vielleicht ist das der "Uhrglashaufen"? :-)

Die Müdigkeit spielte mir bei der Suche nach den nächsten Objekten gleich einen kräftigen Streich, indem ich Ost- und Westrichtung verwechselte. So landete ich statt bei St 4 und NGC 657 nach längerer frustrierter Sucherei bei Tr 2 (durchaus sehenswert!) und NGC 957 (auch interessant, ein paar schwache Sterne um einen helleren Stern gruppiert, ein ähnliches Objekt wäre übrigens NGC 657).

Dann hatte ich irgendwie genug vom Sternhaufen-Kletzeln, und richtete mein Geschütz auf Jupiter. Das Seeing war nicht gerade berauschend, aber es gab ab und zu ein paar bessere Momente. Mittlerweile bot mir Walter einen Sessel an, und so hab ich mich schließlich, eingehüllt in eine Decke, neben ihn hingeflackt, den Blick iregendwo zwischen Perseus und Zenit, sehr beqüme Stellung :-) Und während der Tau plötzlich als Stimmungstöter zuschlug, erlebten wir zwischen 3 und 4 Uhr den Perseiden-Höhepunkt dieser Nacht, freilich hatten wir auch vorher schon etliche gesehen.

Es waren durchaus helle Objekte darunter, manche bis Jupiter- oder sogar Venushelligkeit, es gab Nachleuchten an einigen Exemplaren, kurze und langgezogen erscheinende Bahnen, reizvoll auch die Beobachtung von Meteoren die direkt auf den Beobachter zufliegen, alles da, was man sich so wünscht. Eine dramatische Feuerkugel konnten wir allerdings nicht sehen, vielleicht haben wir auch nur in die falsche Richtung geguckt. Auffallend an den Perseiden ist, dass meist nach einer längeren Pause gleich mehrere Objekte knapp hintereinander kommen. Vielleicht ist die griechische Mythologie doch nicht so tot, dass die Gestalten nun reglos am Himmel als Sternbild ihr Dasein fristen. Vielleicht sitzt ja der Perseus da, klaubt heimlich aus der Milchstraße ein paar Sterndln, die eh niemandem abgehen, raus, und schmeißt ab und zu eine Handvoll herunter :-)

In der nun schon hellen Dämmerung versuchten wir noch ein bischen was an Jupiter und Saturn zu erspechteln, seeingbedingt war das aber eher bescheiden, und mit dem Umschlagen der Temperatur von Nacht auf Tag (plötzlich setzte ein wärmerer Wind ein) war das Seeing total dahin. Zeit, die Teleskope abzubauen, bereits begleitet vom Morgengesang der Vogerl...

Howdii