Viertelmond, und Deep Sky Spechtler treiben sich in der Nacht mit ihren Fernrohren herum... Sind die leicht gar mondsüchtig geworden? Nein, nicht wirklich, wir haben vielmehr gelernt, dass extrem klare Nächte auch bei Mondlicht noch einigermaßen gut nutzbar sind. Sicher bringt der Mond eine Himmelsaufhellung mit sich, doch mit genügend Distanz zum Mond findet man noch einigermaßen dunklen Himmel vor. Und gerade diese Nächte mit leicht erschwerten Bedingunen sind gut zum Training der Beobachtungstechnik geeignet. Tja, und wie es so einmal ist, kann es dabei durchaus Überraschungen geben.
Die Nacht war mild, es gab leichten Wind, keinen Tau. Tagsüber war gute Fernsicht gegeben, also eher wenig Dunst. Das ist schließlich Voraussetzung, um bei Mondlicht überhaupt noch sinnvoll beobachten zu können. Trotz Viertelmond hielten wir im Zenitraum bei etwa 5 mag Grenzgröße freisichtig. Die Bedingungen waren sogar gut genug, dass Walter mit seinem 8" SCT ein paar Sternhaufen-Fotos riskierte.
Für die visuelle Beobachtung kam wiederum mein 8" f/6 Maksutov-Newton zum Einsatz. Wir hatten Gäste (Armin Faltl und Peter Herzog), daher kamen in erster Linie "Standardobjekte" in Frage, die einfach sichtbar sind, an denen man aber mit Beobachtungstechnik noch einiges holen kann
Unser erstes Opfer war M13. Die Vergrößerung wurde nach und nach von 55x auf 120x, 160x, 200x und 300x gesteigert. Der beste Gesamteindruck ergab sich bei 120x, jedoch konnten wir bei 300x ziemlich gut die Stelle im M13 finden, wo der alte Messier offensichtlich den Sternhaufen angekreuzelt hat, damit er ihn später wiedererkenne :-)
Natürlich musste auch die benachbarte Galaxie NGC 6207 als Testobjekt herhalten. Auch hier war bei 120x der beste Eindruck gegeben, 160x wirkte schon fast ein bissl viel unter den gegebenen Bedingunen, das Optimum wäre wohl irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden Vergrößerungen. Armin, einer unserer Gäste, kommentierte die Beobachtung dieses Objekts bei 160x als "Geisterbahnfahrt" :-)
Wir wechselten zu M57. Die Umgebung des Ringnebels bietet für mich ein paar Sterne zum Test der erreichbaren Grenzgröße im Teleskop, und aufgrund der zenitnahen Position eignet sich diese Himmelsgegend doppelt so gut. Mit steigender Vergrößerung holten wir sie uns der Reihe nach ab: 13 mag, 14.1 mag, 14.6 mag... Zur Krönung zoomten wir schließlich noch mit 600x auf M57. Der Himmel im Okular war nun pechschwarz, die Feldblende war nicht mehr erkennbar. Nun war auch das Ringinnere dunkel, bei 200x noch war dort deutliche Aufhellung sichtbar. Den 14.1 mag Stern konnte ich indirekt gut halten, der mit 14.6 mag war nicht allzu schwierig, und auf einmal sah ich aus der Ringmitte einen Punkt aufblitzen! Der Zentralstern in einem 8" - das gibts doch gar nicht! Nun konzentrierte ich mich speziell auf die Ringmitte, und immer wieder gelang es, den Zentralstern für einen kurzen Moment "aufblinken" zu sehen. Freilich verlangt so eine Beobachtung gute Dunkeladaption am Okular, jeder der Beobachter nahm sich minutenlang dafür Zeit. Und auf diese Weise konnten alle Spechtler diese Beobachtung nachvollziehen. Auch Walter, der uns erst ziemlich skeptisch kommentiert hatte, konnte das Ergebnis nun bestätigen. Um die Sache noch schmackhafter zu machen: der Mond stand zwar schon recht tief, und leuchtete chromgelb durch die horizontnahen Dunstschichten, aber er war noch lange nicht untergegangen!
Nach Monduntergang präsentierte sich die Milchstraße überkopf recht prächtig. Im Gegenzug konnte man jetzt erst sehen, wie störend die Himmelsaufhellung rundherum am Horizont ist... Bis zum Beginn der astronomischen Dämmerung blieben nur mehr wenige Minuten, also war Eile angesagt, den Cirrus Nebel noch herzuzeigen. Mit [O III] Filter bei 44x eine Pracht. Hat mir fast besser gefallen als letztens auf der Ebenwaldhöhe.
Am nun immer heller werdenden Himmel stocherte ich noch etwas im Süden herum, und stolperte wieder über einen offenen Haufen. Im Okular haben wir es als das Objekt wiedererkannt, das ich letztesmal alsNGC 6633 wähnte. Nur, die Position passt so gar nicht für NGC 6633... Panik, welches Objekt hab ich da eingefangen, und der Himmel wird immer matter, die Orientierung fällt immer schwerer... Die verzweifelten Versuche das Objekt zu lokalisieren brachten schließlich noch einen prächtigen Kugelhaufen ins Visier :-) Nun war es aber endgültig zu hell um weiterzuforschen.
Es blieb mir letzlich nichts anderes übrig, als einmal umgekehrt zu arbeiten, die am Himmel gesehenen Objekte auf der Sternkarte zu orten :-) Ich wurde fündig, die beiden Objekte sind M25 und der Kugelhaufen M22. Wie ich nur den NGC 6633 mit M25 verwechseln konnte? Ähem, beide sind etwa gleichweit von M11 entfernt, der eine nördlich, der andere südlich, und ich wusste beim besten Willen letztesmal nicht mehr, wo ich hingestochert hatte :-) Jaja, so hat man wenigstens ein bissl Verständnis für die Errata des alten Messier ;-)
Howdii