Gestern abend beschlossen Walter und ich kurzerhand, eine Beobachtung der engen Venus-Jupiter Begegnung versuchen zu wollen. Wir verabredeten uns für heute 11 Uhr auf der Sofienalpe bei Wien. Zwischen 11 und 11:30 Uhr trafen wir beide am Beobachtungsort ein. Der Himmel war blau und klar, Wolken tummelten sich nur am Horizont herum. Ich hatte den 8" f/6 Maksutov-Newton als Beobachtungsgerät gewählt, Walter seinen 4" f/6.5 APO. Auf diese Weise wollten wir auch einen Eindruck gewinnen, wie gut die Sache in Teleskopen verschiedener Öffnung zu sehen sein wird.
Das Poljustieren ging bei mir grad mit einem Kompass und sonst Daumen mal Pi, Walter versuchte es professioneller über den Stundenwinkel der Sonne. Dann wurde mit vorneweg zugestoppelten Optiken die Sonne anvisiert. Das lässt sich ja relativ gut und genau über den Schattenwurf des Teleskops hinkriegen. Anschließend wurden die Koordinaten der Sonne an den Teilkreisen eingestellt und von dort gings per Koordinaten zu Venus und Jupiter. Nun, so etwas klappt nicht gleich auf den ersten Versuch, da stehen kleine Hindernisse, vor allem die eigene Ungeschicklichkeit ein wenig dagegen :-)
Beim vierten Versuch landete Walter einen Volltreffer. Ich brauchte noch zwei weitere Zielversuche, aber kaum hatte ich wirklich alles richtig eingestellt, hatte auch ich die Venus im Okular. Freilich war der Himmel knappe 7 Winkelgrad neben der Sonne sehr hell, aber zum Glück waren wir mit hübsch blauem Himmel gesegnet, und das von der Sonne verursachte Streulicht war eher gering. Unsere Teleskope waren zudem mit "verlängerten" Taukappen als Streulichtschutz ausgestattet.
In beiden Teleskopen war ein 15 mm Okular die beste Wahl. Im 4" APO brachte das etwas mehr als 40x, im 8" MN ergab dies 80x. Filter halfen wenig bis gar nichts. Für einen Polarisationsfilter war wohl der Abstand zur Sonne etwas zu gering, auch Farbfilter (hellgelb, dunkelgelb, hellgrün) brachten wenig bis nichts. Am ehesten entsprach noch der hellgrüne Filter, ohne war es aber genausogut.
Venus, klein und kugelrund, war ja mit knapp -4 mag und 9.7" Durchmesser kein Problem, der wesentlich schwächere Jupiter (-2 mag und 31" groß) dagegen schon eine gewisse Herausforderung - ein bleiches Scheibchen, das nur bei exakter Fokussierung halbwegs gut auszunehmen war. Im 8" konnte man indirekt sogar die beiden dominanten Wolkenbänder des Jupiter sehen, dem 4" ging dabei aber doch die "Puste" aus - und wirklich leicht war's auch nicht im 8-Zöller.
Die engste Begegnung um 12:30 MESZ, wo die Ränder der Planeten grad gute 20" voneinander entfernt waren (das ist nur etwas mehr als der halbe Jupiterdurchmesser!), konnten wir beobachten, und dann das Vorbeiziehen der Venus an Jupiter.
Zum Abschluss gönnten wir uns noch die Sonne, gefiltert, in Walters APO. Viele sehr große Fleckengruppen, jeder einzelne Fleck deutlich mit Umbra und Penumbra, und zahlreiche Fackelgebiete waren zu sehen. Man bekam wirklich einen räumlichen Eindruck der Sonnenkugel im 26 mm Okular (25x) mit dem Thousand Oaks Sonnenfilter. Hohe Vergrößerungen hatte weniger Sinn, dafür reichte das Seeing nicht. Dennoch, ein etter Abschluss der erfolgreichen Tagesbeobachtung.
Es war mehr als warm, wir sind einigermaßen ins Schwitzen gekommen, zum Glück wehte ein zwar schwaches, aber etwas kühleres Lüftchen, dadurch war die Sache verträglicher. Gegen 13:30 Uhr beendeten wir schließlich unsere Beobachtung.
Howdii