Ab und zu findet man Deep Sky Spechtler in einer mondhellen Nacht. Einerseits war mit den "Eismännern" etwas kühlere Luft zu uns gekommen, die - wie ich es um diese Jahreszeit schon oft feststellen konnte - herrlich klaren Himmel mit sich brachte. Der blitzblaue Himmel am Tag und die gute Fernsicht sind aber normal noch keine Auslöser, einen Deep Sky Freak in eine Mondnacht hinaus zu locken, wäre da nicht wieder einmal ein Startest - nach der nun x-ten Reparatur meines 8" f/6 Maksutov-Newton Patienten - angesagt gewesen. Genaues zu diesem Fall später einmal in einer eigenen Geschichte. Auch Walter wollte zugegen sein, um zu sehen, ob das kränkelnde Ding schon auf dem Wege der Besserung ist, und um ein paar Fotos zu machen.
Nun, während man auf das Austemperieren des Geräts wartet, um einen kritischen Startest durchführen zu können, vertreibt man sich halt die Zeit doch mit Beobachtung. Der Himmel bot sich ja wirklich nicht schlecht, indirekt konnten wir alle Sterne im Kleinen Wagen sehen - ähem, manchmal ist eine mondlose Nacht im Weinviertel grad nur so gut. Sternhaufen kann man bei solchen Bedingungen allemal noch beobachten.
Wir nahmen natürlich das zur Zeit große Angebot der Kugelhaufen wahr, und starteten gleich einmal bei M13. Whow, trotz Mond präsentierte sich der Himmel im 8" MN und auch Walters 8" SCT erfreulich dunkel! Wir konnten recht schöne Eindrücke sammlen. Auch der etwas im "Schatten" des prominenten Nachbarn stehende Haufen M92 war hübsch in den 8-Zöllern. Er gefiel Walter so gut, daß er gleich ein Foto des Kugelsternhaufens startete. Von M13 hat er ja schon eine gute Aufnahme.
Weiter ging es mit den Haufen M10 und M12 im Ophiuchus, die in dieser mondhellen Nacht mit den 8-Zöllern immer noch etwas besser kamen, als ich es unter dunklem Himmel von meinem braven 5.7" MN gewohnt bin, obwohl der Himmel in dieser Gegend doch schon signifikant heller war als im Herkules.
Ich konnte es natürlich nicht lassen, und musste auch was "Nebeliges" probieren. M27 war ohne Filter wohl eine etwas matte Sache, aber trotzdem gut, angesichts des doch etwas aufgehellten Himmels und der Tatsache, dass das Objekt noch nicht recht hoch stand. Bei 200x bis 300x konnten wir im 8" MN den Zentralstern und zwei weitere Sterne im Nebel erhaschen - das ist etwa das Niveau meines 5.7" MN unter gutem Himmel.
Als letztes Beobachtungsobjekt gönnten wir uns M57, den bekannten und berühmten Ringnebel in der Leier. Der war zur Zeit grad überkopf, und ging daher erstaunlich gut. Bei 300x machten wir uns schließlich noch daran, die erreichbare Grenzgröße im Zenitraum zu ermitteln, und landeten hart an der Wahrnehmungsgrenze bei etwa 14.6 mag. Das sind ja keine allzuschlechten Aussichten für die Leistungsfähigkeit des 8" MN. Auch der nachfolgende Startest zeigte, dass sich der Patient auf dem Wege der Besserung befindet, ein bisserl Pflege brauchts noch, bis ich das Ding voll im Griff habe, aber es schaut schon recht gut aus damit.
Entsetzt, wie schnell eine Frühsommernacht vergehen kann, verließ ich beim ersten Morgengrauen den "Tatort", während Walter noch ein letztes Kugelhaufen-Foto von M10 laufen hatte. Eine Mondnacht, die solche Beobachtungen zulässt, wird jedenfalls länger in Erinnerung bleiben.
Howdii