Nach Durchzug einer Kaltfront klarte es gegen Abend auf. Wir spekulierten darauf, dem auch für die nächsten Tage prognoztiziertem Schlechtwetter einige Stunden Beobachtungszeit abzutrotzen. Bei einem Zwischenstopp auf der Heimfahrt von der Arbeit präsentierte sich der Himmel tatsächlich wolkenfrei und verheißungsvoll. Von daheim aus rief ich gleich Walter an, und wir verabredeten uns für 22 Uhr an unserem Platz auf den Feldern östlich von Niederleis.
Bevor ich von zu Hause losstartete, zeigte ein Kontrollblick zum Himmel noch alles in bester Ordnung. Walter traf fast zeitgleich mit mir am Beobachtungsplatz ein. Der Himmel war hier aber alles andere als wünschenswert. Dünne Wolken verunzierten das ganze Firmament, grad 3. Größe blieb noch freisichtig. Da und dort eine Lücke mit etwas besseren Bedingungen. Ich baute trotzdem einmal meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf. Leichter, aber eisiger Wind machte die Lage auch nicht gemütlicher. Zu Beginn hatten wir knapp über 0° C, am Ende der Beobachtung hatte es einige Minusgrade, auf den Autodächern und Scheiben hatte sich eine dünne Reifschicht gebildet, die Optik blieb aber verschont. Nach und nach verzogen sich jedenfalls die Wolken, und zuletzt blieb uns noch ein Stündchen mit einem für das Weinviertel wirklich feinen Himmel, mit knapp 6 mag Grenzgröße im Zenitraum.
Eigentlich wollte ich mein Programm, das ich letztens auf der Ebenwaldhöhe abbrechen musste, fortsetzen. Wir konnten den Wolkenlücken gerade den Haufen NGC 2194 abtrotzen. Der war aber gar nicht so schwierig, mit 8.5 mag Gesamthelligkeit auf einer Fläche von 8', und schon bei 40x konnten wir etliche Sterne, die allesamt jenseits von 12 mag liegen, sehen. Bei 87x schließlich dann ein durchaus feiner Anblick dieses Sternhaufens.
Nachdem die Wolken mir keine ruhige Suche nach weiteren Objekten meines Programms gönnten, kamen halt andere Objekte dran, wo halt grad der beste Himmel war. So z.B. ein Blick auf den Doppelhaufen h+χ im Perseus.
Im Fuhrmann zielten wir einmal auf M38. Auch im "benachbarten" Haufen NGC 1907 konnten wir schon bei 40x einige Einzelsterne sehen. Weiter ging die Reise zum Haufen Stock 8, der im Nebel IC 417 eingebettet ist. Beides hübsch zu sehen. IC 410 war ohne Nebelfilter als schwache Aufhellung zu erkennen. Wir widmeten uns aber nun einem Objekt, das wir noch nie so richtig gründlich erkundet hatten: NGC 1931. Dieser kleine Nebel mit gemischten Emissions- und Reflexionsanteilen war bei 40x schon leicht zu identifizieren. UHC Filter brachte keine Verbesserung, eher schlechteren Eindruck. Bei 220x war der Nebel indirekt immer noch wahrnehmbar, und wir konnten drei dichtgedrängte, schwache Sterne drin ausnehmen.
Mittlerweile war der Himmel fast schon wolkenfrei, mein ursprüngliches Zielgebiet aber schon so tief, dass es in den Bereich der unvermeidbaren horizontnahen Himmelsaufhellung gelangte. So schlug Walter den Eskimo-Nebel (NGC 2392) als nächstes Objekt vor. Zack, zack, und da war er schon. Wir steigerten die Vergrößerug schließlich bis 440x, beobachtet wurde ohne Filter. Schön war der zweischalige Aufbau zu erkennen: In der Mitte der 10.5 mag Zentralstern, umgeben von einer helleren Scheibe, die wieder in einem schwächeren und an den Außenrändern diffusen Halo übergeht. Zudem war leichtes Mottling erkennbar. Walter ist recht sicher, den "Mund" des Eskimos in der Ausbuchtung der inneren Schale andeutungsweise gesehen zu haben, die Position stimmt jedenfalls, wie der Vergleich mit einer Aufnahme vom Hubble Space Telescope (HST) am nächsten Tag ergab. Ich hingegen sah recht deutlich einen großes bogenförmiges dunkles feature an der Grenze zwischen innerer und äußerer Hülle.
Walter hatte nun Gusto auf planetarische Nebel bekommen. M97 konnte ich nicht erwischen, die Stativbeine waren im Weg, ein bekanntes Problem bei Newton-Teleskopen auf Dreibeinstativ. Dafür angelten wir uns dann in gemeinsamer Sucharbeit (das parallaktisch montierte Fernrohr ist in dieser Himmelsgegend nur recht widerspenstig zu positionieren) den Cateye-Nebel (NGC 6543). Beobachtet wurde wiederum ohne Filter, und angesichts der extrem hohen Flächenhelligkeit dieses Objekts jagten wir die Vergrößerung bis 580x hinauf - seeingbedingt gerade noch sinnvoll. Immerhin war mehr zu erkennen als ein grünliches, elliptisches Nebelflecken: Blickweise, aber immer wieder recht deutlich, der 10.9 mag Zentralstern, in Längsrichtung etwas je ein dunklerer Fleck auf beiden Seiten des Zentrums, und schließlich an einer Seite eine leichte Einbuchtung. Wieder haben wir das alles am nächsten Tag mit einer Aufnahme des HST verglichen - na bitte, passt genau. Der kleine Mak-Newton ist ja ein richtiger "Hubble Junior" :-)
Mitternacht war nun auch schon vorüber, und in Anbetracht dessen, dass man ja anderes auch noch zu tun hat untertags, als vom Sterndlschaun auszuschlafen, beendeten wir unsere Session mit den Galaxien M95, M96, M105 und NGC 3384. Alle in einem Blickfeld bei 40x, M105 schwächer als die beiden anderen, und die NGC 3384 nur ein ganz schwacher Nebeltupf.
Howdii