Der Tag begann mit strahlend blauem Himmel, und endete auch so. Grund genug, wieder einmal eine Spechtlsession in Angriff zu nehmen. Bei der Verabredung mit Walter diskutierten wir den Beobachtungsplatz. Nachdem auf der Ebenwaldhöhe der Parkplatz durch Schnee, Eis und eine riesige Wasserlache nicht benützbar war, plädierte ich für den Brentenriegel. Ich traf gerade ein, als mir Walter schon wieder entgegenkam. Am Sender wurden Wartungsarbeiten durchgeführt, was eine "Festbeleuchtung" bedeutet. Weil es oben auch windig war, steuerten wir als nächsten Punkt den windgeschützt gelegenen Schilift-Parkplatz Kalte Kuchl an. Blöderweis war dort nicht geräumt, 20 cm hoch Schnee, daher weiter, doch auf die Ebenwaldhöhe. Zu unser Verwunderung war nicht schon alles von Spechtlern verstellt. Am Parkplatz fanden wir gleich neben der Straße Platz für zwei Autos, und diesen nahmen wir gleich in Beschlag. Freilich war es durch die nächtliche Irrfahrt nun schon etwa 21:00 Uhr geworden.
Erstaunt registrierten wir, dass es windstill war, und der Himmel präsentierte sich mit knapp 6 mag Grenzgröße. Kalt war es auch nicht, etwa um den Gefrierpunkt. Also wurde die Gerätschaft aufgebaut, mein 5.7" f/6 Maksutov-Newton zur visuellen Beobachtung, Walter brachte sein 8" f/10 SCT für's Galaxien-Fotografieren in Stellung.
Zur Einstimmung gab es einen feinen Blick auf M42, ich hielt mich aber nicht lange damit auf, und begann wiederum, die Wintermilchstraße nach - für mich - neuen Objekten abzustöbern.
Der Start erfolgte mit dem Objekt, mit dem ich meine letzte Beobachtung beendet hatte: NGC 2022, planetarischer Nebel, 18" Durchmesser, 11.9 mag. Bei 87x ohne Filter schon gut erkennbar, ergab sich bei 174x der beste Eindruck. Auch das Seeing zeigte sich von der guten Seite, bei hoher Vergrößerung feine Sterne.
Weiter mit NGC 2141, einem offenen Sternhaufen. 10' Durchmesser, 9.4 mag Gesamthelligkeit, die hellsten Sterne gerade 13.3mag - ein etwas härterer Brocken. Der Haufen war bei 40x als leicht aufgehellter, relativ großer Fleck zu erkennen. Indirekt konnten wir etliche Einzelsterne rausspechteln. Bei 174x waren diese Einzelsterne recht deutlich zu sehen, aber vom Haufen natürlich nichts mehr. Der bessere Gesamteindruck war doch bei 40x.
Bei IC 443 musste ich erfolglos aufgeben. Wahrscheinlich doch eine Schuhnummer zu groß für 5.7" Öffnung - oder meine Erfahrung.
Ein schöner Anblick zwischendurch war der Haufen M35, im "Nachbarhaufen" NGC 2158 konnten wir bei 40x ebenfalls indirekt Einzelsterne erkennen.
NGC 2174, ein Emissionsnebel im Sternbild Orion, an dem ich durch Zufall vorbeikam, war ohne Nebelfilter deutlich bei 40x auszunehmen.
Mit der Suche nach den beiden kleinen Gasnebeln IC 2162 und Sh2-257 ging etliche Zeit drauf. Diese beiden Objekte hatte ich schon vor zwei Jahren einmal beobachtet, diesmal aber Probleme, die Stelle überhaupt zu finden. Vielleicht, weil ich die Suche von der anderen Seite begonnen hatte? Und dann dürfte ich auch noch die falsche Vergrößerung gewählt haben. Damals war ich mir ziemlich sicher, die Dinger eindeutig identifiziert zu haben, diesmal spechtelte ich dran herum, ohne zu einem eindeutigen Schluss zu kommen. Vielleicht doch nicht ganz die richtige Stelle? Es steht jedenfalls fest, dass ich sie damals bei etwas dunklerem Himmel und etwas höher am Himmel erwischt hatte. Mit diesen Objekten habe ich auf jeden Fall noch eine Rechnung offen.
Mittlerweile war leichter Wind aufgekommen, der nach und nach stärker wurde, ziemlich ungemütlich. Auch kam es mir vor, dass der Himmel etwas heller gworden wäre. Gut, mein nächster Kandidat war wohl ein extrem harter Brocken, soll aber angeblich nicht unmöglich sein für Sechszöller - der Konus-Nebel. Zu fortgeschrittener Stunde stand der Weihnachtsbaumhaufen auch nicht mehr sehr hoch, und ich weiß, ich habe die Nebel um S Monocerotis schon deutlicher gesehen. Dort, beim "Strunk" des Weihnachtsbaumes ist der Konusnebel zwar nicht, aber so gehts sicher nicht.
Eigentlich wollte ich schon aufgeben, raffte mich aber nochmals auf, ein paar neue Objekte zu erkunden. Gar nicht sooo schwer war dann der große Reflexionsnebel IC 2169. Bei 40x ohne Filter relativ leicht erkennbar, zeigte sich der Südteil am hellsten, darin eingebettet ein Sterndreieck. Zusammen mit einem weiter nördlich im Nebel stehenden Stern ergab sich so ein "Y" in dem Nord-Süd elongierten Nebel.
Ein wenig östlich davon sind zwei kleine Reflexionsnebel, NGC 2245 und NGC 2247, zu entdecken. Bei 40x als etwas verdächtig nebelige Sterne, bei 87x dann ohne Zweifel, vor allem indirekt sehr gut sichtbar. Wie ich diese hübschen Dinge Walter zeigen wollte, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Objekte grad hinter den Baumwipfeln verschwanden - aus.
Der Wind war mittlerweile schon recht kräftig und böig geworden. Eigentlich wollte ich jetzt zusammenpacken, aber Walter überredete mich noch zu ein paar Galaxien-Blicken. Gleich einmal M81 und M82. Walter konnte andeutungsweise an M81 bei 40x die zwei Spiralarme ausnehmen, ich war schon zu müde dafür. Auch die beiden kleinen Begleitgalaxien NGC 3077 und NGC 2976 "nahmen" wir mit. M51 war bei 97x ideal, indirekt kamen die Spiralarme recht gut raus, und auch die typische Form des "Anhängsels". Unser letztes Objekt war schließlich M101. Hier erwies sich 58x als ideale Vergrößerung. So konnte man indirekt andeutungsweise zwei Spiralarme und einige "Lichtknoten" erkennen.
Nun war es schon gegen 1 Uhr, endgültig Zeit für mich, heimzufahren.
Howdii