Freuden und Leiden der Winternächte

5. und 8. 1. 2000, Mistelbach und Ebenwald

Winter ist nicht gerade meine bevorzugte Beobachtungszeit. Ich mag die Kälte nicht sehr, zudem kühlen die Okulare so stark aus, dass sie sofort beschlagen, wenn man beim Reinspechteln zu nahe kommt, und wenn sich auf der Optik die Eisblumen bilden, ist meine Laune endgültig dahin. Andererseits gibt der Winterhimmel viele schöne Objekte her, und in der Milchstraße findet man genug zum Kletzeln. Das veranlasst mich doch immer wieder, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. 

Am 5. 1. 2000 gab es eine Unterbrechung der tagelang andauernden Inversions-Wetterlage, und ich konnte daheim in Mistelbach meine Objektliste vorsichtig "anspechteln". Als Optik diente wieder einmal mein bewährter 5.7" f/6 Maksutov-Newton. Bei mäßigem 4.5 mag Himmel und knapp unter 0° C habe ich begonnen, die Temperatur ist in der Folge leicht gesunken, dafür wurde die Sicht besser, zuletzt erreichte ich 5 mag Grenzgröße. Kein Wind, trockene Luft.

Mein erstes Ziel war Hind's variabler Nebel (NGC 1554/55) beim Stern τ Tauri, nahe den Hyaden gelegen. Nach sorgfältiger Suche der Position versuchte ich das wohl "unsichtbare" Ding vielleicht doch zu Erwischen. Bei 87x hatte ich indirekt mehrmals den Eindruck, knapp westlich des Sternes könnte etwas sein. Sehr, sehr vage, und unsicher. Weniger oder mehr Vergrößerung ergab nichts, Nebelfilter war auch nicht hilfreich. Immerhin stimmte die Position, an der ich vermeintlich etwas gesehen hatte, bei einer nachträglichen Überprüfung anhand eines Fotos mit der richtigen Position überein.

Mein nächstes Objekt, der planetarische Nebel NGC 2022, war fast leichte Beute. Bereits bei 43x habe ich ihn indirekt "entdeckt", der beste Anblick bot sich bei 87x, ohne Filter. 11.9 mag, ein rundes Scheibchen von 18", ohne Details, freilich schwach, und nur indirekt zu halten.

Ein Objekt wollte ich noch draufsetzen, und glaubte beim Sternhaufen NGC 2141 halbwegs leichtes Spiel zu haben - doch dem war nicht ganz so. Die Gesamthelligkeit von 9.4 mag täuscht etwas, sind doch die hellsten Sterne in diesem Haufen mit 13.3 mag wohl am Limit, was mein 5.7" unter dem gegebenen, lichtverschmutzen Himmel schaffen kann. Bei 43x konnte ich den Haufen zumindest nach penibler Bestimmung der Position doch eindeutig lokalisieren, wenn auch nur indirekt eine schwache Aufhellung erkennbar war. Beim Reinvergrößern geht der Haufen "verloren", und man kann nicht mehr sagen, ob man Einzelsterne rausspechteln kann, zumal die Umgebung sehr sternreich ist. Dieses Objekt könnte allerdings im 18" Dob recht hübsch sein, wird bei nächster Gelegenheit nachgeprüft...

Nun, wahnsinnig große Ausbeute ist das nicht, aber ich ließ es einmal gut sein, und zog mich wieder ins Haus zurück, bevor mir noch richtig kalt wurde...

Walter hatte mich vor jedem seiner zahlreichen Einsätze kontaktiert, schließlich am 8. 1. 2000 konnte er auch mich zu einer Reise auf die Ebenwaldhöhe motivieren. Ich hatte zudem ja einige Nachbeobachtungen anzustellen, nach meine ersten Erkundungen unter aufgehelltem Stadthimmel...

Bald nach 20:00 Uhr war ich oben, und traf dort schon eine Menge anderer Spechtler. Auch Walter war schon dort. Der Himmel war gut, aber nicht ganz das, was ich von dieser Nacht erwartet hatte. Für mich etwa 5.5 mag, Walter bringt immer etwas mehr zusammen, er schätzte auf 6 mag. Sonderlich kalt war es nicht, auch kein Wind, dafür gab es doch etwas Feuchtigkeit, die nach und nach alle Optiken vereiste. Letztlich dürfte auch dieser Dunst für den leicht milchigen Himmel verantwortlich gewesen sein. 

Als Beobachtungsgerät diente neuerlich mein 5.7" MN. Und auch meine Erkundungen begann ich wiederum mit Hind's variablem Nebel. Wenn ich in Mistelbach tatsächlich den Nebel erwischt haben sollte, müsste er hier relativ leicht zu erspechtln sein. Es geht, ist aber eine harte Nuss. Auch hier erwies sich 87x als ideale Vergrößerung. Indirekt war der Nebel eindeutig auszumachen, und für mich mehrmals für etwa eine Sekunde auch zu halten. Walter bestätigte meine Beobachtung, aber auch er bezeichnete dieses Objekt als sehr schwierig.

Nächster Kandidat war der Flaming Star Nebel (IC 405). Bei 32x war der Nebel als ein knapp viertelquadratgrad-großer Fleck um den Stern AE Aurigae relativ einfach zu sehen. Ohne Filter ähnlicher Eindruck wie mit Filter (UHC), nur erschien mit Filter die allernächste Umgebung um den Stern etwas dunkler - schließlich sind hier die Reflexionsanteile. [O III] geht nicht, H-Beta Filter geht, aber der Nebel ist besser mit UHC oder ohne Filter zu sehen. Der schwache, nach Süden weisende Ausläufer war allerdings nicht zu entdecken.

IC 410, in unmittelbarer Nachbarschaft, ist relativ einfach zu beobachten, bereits ohne Filter waren die nördlichen Partien dieses Nebelgebildes recht gut zu erkennen, mit UHC Filter dann ganz deutlich (32x). 

Wenn schon in der Auriga Zentralregion, schaute ich noch mal schnell beim Haufen Stock 8 (wenig westlich des Sternes φ Aurigae) vorbei, der auch ohne Filter schon in Nebel eingebettet zu sehen ist (32x). Der Nebel selbst trägt die Bezeichnung IC 417

Der nächste Versuch galt einer so gut wie unlösbaren Aufgabe: Witch Head Nebel ein wenig westlich von Rigel. Nun, hier wäre größtmögliche Austrittspupille gefragt. Da aber bereits bei 32x (AP=4.5mm) der Himmel schon zu hell erschien, gaben wir bald unsere Bemühungen auf.

Bevor die Optik vereiste, konnte ich grad noch den planetarischen Nebel NGC 2022 beobachten. Diesmal wirklich leicht, bei 87x sogar fast direkt zu halten (ohne Filter).

Für eine Ebenwaldreise ist das auch keine große Ausbeute, aber es waren einfach zu viele Bekannte da, und wenn man nebem dem Fernrohr steht und tratscht, anstatt die Zeit für Beobachtung zu nützen, darf man sich nicht wundern, wenn nicht mehr rausschaut... :-)

Howdii