Seit einigen Wochen "geistern" Beobachtungsmeldungen durch die Amateurszene, dass Jupiters SEB plötzlich verschwunden, und tags darauf wieder erschienen wäre, oder dass das SEB zumindest zu einem Drittel verschwunden wäre. Nun, ich verfolge diese Meldungen schon seit einiger Zeit mit Schmunzeln. Ein SEB Fading und Revival ist nicht von heut' auf morgen passiert, so etwas dauert etwas länger und überhaupt, das SEB ist nicht verschwunden, auch nicht teilweise. Just an beiden Abenden, an denen das SEB verschwunden und wieder aufgetaucht sein soll, war ich draußen, einmal mit meinem 4" f/8 APO, und das andre mal mit dem 5.7" Maksutov-Newton. Sorry, das SEB war da, ich hab's selbst gesehen...
Am 8. Dezember habe ich wieder einmal einige Stunden mit Jupiter Beobachtung zugebracht. Als Optik diente mein bewährter 5.7" f/6 Maksutov-Newton. Ich begann die Beobachtung gegen 20 Uhr, und da war der GRF gerade etwa am Zentralmeridian, also die Seite des Planeten, die zu den aufgeregten Meldungen führte, richtig im Visier. Das Teleskop war fast auf Umgebungstemperatur, lieferte daher binnen weniger Minuten die ersten brauchbaren Bilder. Leider war das Seeing nicht ganz optimal. Feine, aber schnelle Turbulenzen beschränkten die maximal nutzbare Vergrößerung auf 145x bis 174x, mehr war seeingbedingt nicht zu wollen. Um bei der niedrigeren Vergrößerung die Helligkeit etwas zu dämpfen, verwendete ich fallweise leichte Grün- oder Gelbgrünfilter. Das bringt erfahrungsgemäß auch etwas bessere Wahrnehmbarkeit bei schlechtem Seeing.
Nun, was war zu sehen? Bei einem flüchtigen Blick könnte man tatsächlich meinen, das SEB würde plötzlich enden. Nicht wirklich, es umfasst als zarter Bogen den GRF, und in Rotationsrichtung des Jupiter nachfolgend, sind in das SEB einige hellere Flecken eingelagert, die es konstrastschwächer erscheinen lassen. Das ist auch schon alles, und keineswegs so neu. Darf ich hier aus einer Jupiter Beobachtung mit dem 18" Dob vom 11./12. September (Hochwechsel) zitieren?
"An Jupiter konnten wir nach vier Uhr den GRF beobachten. Die Bucht ist ja sehr deutlich zu sehen, allein der GRF selbst ist sehr fahl und nur gelblich, konnte aber eindeutig ausgemacht werden. Das SEB erschien - in Drehrichtung des Jupiter dem GRF nachfolgend - bei schnellem Blick sehr schwach ausgeprägt. Bei genauem Hinsehen waren darin weiße Ovale wie an einer Perlenkette aufgereiht, und erst ein hübsches Stück hinter dem GRF verlieft eine schräge Grenzlinie quer über das SEB, ab da war das SEB wieder in normaler Intensität zu sehen."
Tja, also bereits im Sommer war diese "Merkwürdigkeit" zu beobachten. Ist es da niemandem aufgefallen? Und wenn sich der kontrastschwache Teil des SEB aus unserer Blickrichtung gedreht hat, erscheint alles wieder normal. Warum viele Beobachter Teile des SEB nicht sehen, liegt vielleicht an der Kontrastschwäche mancher Optiken, die so feine und kontrastarme Details am Planeten einfach nicht mehr "derblasen". Schließlich gibt es doch einige Amateure in Deutschland und USA, die die Situation richtig beobachtet und beschrieben haben, aber erst durch die vielen "aufgeschreckten" Meldungen auf den Plan gerufen wurden.
Howdii
Anmerkung 2018: Die Vermutung mit den kontrastschwachen Optiken kam nicht von ungefähr. Die allermeisten Teleskope, die man so landläufig antraf, waren SC, speziell einer Marke. Etliche davon habe ich auch im Startest begutachtet. Die meisten halt mehr oder weniger dejustiert, thermisch bedient, und nicht wirklich als "scharf" zu bezeichnen. Seeing noch dazu, dann braucht man sich nicht wundern.