Zwei Herbstnächte an zwei Schauplätzen

1. und 2. 10. 1999, Niederleis und Ebenwald

Am 1. Oktober versprach der Himmel nach Frontdurchzug sehr klar zu werden, es blieben aber nur etwa zwei Stunden Beobachtungszeit bis zum Mondaufgang. Zeit genug, um ein paar visuelle Beobachtungen durchzuführen, aber zu wenig Zeit für große "Expeditionen", daher wählten wir Niederleis als Beobachtungsplatz. Walter war einfach so, zum mitspechteln, zu mir gestoßen. Er traf ein, als ich gerade unter für die lokalen Verhältnisse gutem 5.5 mag Himmel (zenitnah) meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton aufbaute. Die Nacht war recht mild, es gab anfangs leichten Wind aus Südwest, der sich aber bald legte, die Taubildung blieb gering, alle Optiken blieben trocken.

IC 5146, der Cocoon-Nebel, war mein erstes Ziel. Nachdem Walter erzählt hat, er hätte diesen mit seinem 4" APO und UHC Filter beobachtet, und ich gerade mit UHC selbst am 18" Dob eher keine so guten Erfahrungen gemacht hatte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Glücklicherweise stand der Teleskoptubus in dieser zenitnahen Position gerade nicht an einem Stativbein an, so stand einer Beobachtung nichts mehr im Wege. Ich wollte eben die Position einstellen, und dann auf Filter wechseln, als ich ohne Filter noch einen Kontrollblick ins 22 mm Panoptic Okular warf, und da - indirekt war der Cocoon-Nebel eindeutig sichtbar. Walter guckte auch gleich, und bestätigte meinen Eindruck. So, und nun der Reihe nach die Filter: UHC - eher schlechter, [OIII] - gar nix, H-Beta - geht. Also genau so, wie ich es schon im 18" Dob festgestellt hatte.

M76 war unser nächstes Opfer. Na, wir erwarteten ja keine großen Probleme an diesem Objekt, wir haben ihn einfach schon lang nicht mehr beobachtet, den kleinen Hantelnebel. Nun, bis 174x mit UHC-Filter hatten wir ein ausreichend helles Bild, indirekt war bei dieser Vergrößerung die Hantelform hübsch zu sehen, und sogar einer der Fortsätze zu erhaschen.

NGC 891 war dagegen einigermaßen schwierig. Fast hätte ich diese Galaxie übersehen. Bei 40x und kanpp 60x noch die besten Eindrücke, bei knapp 90x ging uns bereits das Licht aus. Ein Zeichen dafür, dass die Nacht zwar nicht schlecht war, aber wir wussten, dass es selbst im Weinviertel manchmal noch besser geht.

NGC 281 dagegen war wieder ein Augenschmaus. Mit UHC Filter bei 32x ein schöner "Pacman" :-)

M31 bewies uns dafür wieder, dass wir wohl guten, aber nicht den allerbesten Himmel hatten. Mit Mühe nur waren die beiden Staubbänder NGC 205 seitig zu erkennen, und auch die Sternwolke NGC 206 konnten wir nur indirekt nach etlichen Versuchen rauskletzeln.

Trotzdem versuchten wir uns noch frech an Stephan's Quintett. Leicht war natürlich die Galaxie NGC 7331, dafür mussten wir erst die Position der Galaxiengruppe genau ermitteln. Na, dann konnten wir mit einiger Anstrengung indirekt wenigstens doch ein Nebelfleckerl erwischen. Ich denke, unter wirklich guten Bedingungen müsste selbst mit nur 5.7" öffnung ein bissl mehr drin sein.

Damit war unsere Zeit auch schon abgelaufen, der abnehmende Halbmond schob sich über den Horizont.

Der nächste Tag, der 2. Oktober,  brachte Föhnsturm und wild zerzauste Wolkenkraxen. Wir hatten unseren geplanten Ebenwald-Ausflug schon abgeschrieben, als sich in der späten Dämmerung doch noch eine brauchbare Nacht ankündigte. Walter rief nochmals an, und wir beschlossen, auf die Ebenwaldhöhe zu fahren. Natürlich war es schon stockdunkel bei meiner Ankunft, und ein paar Wolkenschleier verunzierten den Himmel. Wiederum eine milde, trockene Nacht, der Wind hatte sich vollständig gelegt. Der Himmel war zwar gut, aber Ebenwald kennt besseren.

Ich war mit dem 4" f/8 APO und dem 5.7" f/6 Maksutov-Newton bewaffnet. Zuerst kam einmal der Refraktor auf die Montierung. Genau, gaaanz genau wollte ich es wissen, wieviel Öffnung braucht der Cocoon-Nebel wirklich? Es sei verraten, es geht mit 4", und zwar ohne Filter! Man muß dazu sagen, indirekt nicht überdeutlich, aber doch eindeutig. Wenn Walter und ich Zweifel hegen, ob man uns nicht des Sternenlateins bezichtigen würde, ziehen wir gerne andere erfahrene Beobachter bei. Zufälligerweise war Alex Pikhard auch anwesend. Alex kam, und konnte problemlos indirekt den Cocoon-Nebel sehen.

In der Folge gönnte ich mir einen Streifzug durch die Sommermilchstraße in der spiegelverkehrten Welt meines 4" APOs. Im Okularauszug steckte mein 27 mm Panoptic mit UHC Filter. Auf diese Weise genoss ich delikate Ansichten von Nordamerikanebel und Pelikannebel, schaute bei den Gamma-Cygni Nebeln vorbei, wo ich ohne große Probleme die Teile b, d und e von IC 1318  sowie den Sh 2-108 sehen konnte, erwischte den helleren Nordteil des Crescent-Nebels NGC 6888, und schloss mit einem Blick auf den Cirrus-Nebel ab.

Ab nun nervten uns einige Zeit lang durchziehende Wolkenstreifen. Ich nahm mittlerweile den APO von der Montierung und setzte den 5.7" Maksutov-Newton drauf. Einiges hätte ich noch vorgehabt, aber es reichte grad noch für ein Deep-Sky Objekt, den planetarischen Nebel NGC 7008, an der Grenze vom Schwan zum Cepheus. Nach penibler Suche hatte ich den Kerl bereits ohne Filter bei 40x knapp neben einem helleren Stern erspäht. Wir konnten schließlich die Vergrößerung mit UHC Filter bis 174x steigern. Etwa ein halbes, "gemottelt" erscheinendes Scheibchen war auszunehmen. [OIII] Filter brachte keine Verbesserung.

Zwischen Wolken gab es ab und zu noch einen Blick auf Jupiter und Saturn, bei mäßigem, nicht allzuschlechtem Seeing. Nebenbei hatte ich noch das Vergnügen, die beiden Planeten in einem 130 mm f/8 Astro Physics EDT StarFile APO begutachten zu dürfen, der wirklich exzellente Anblicke bot. Um eine Erkenntnis bin ich auch reicher geworden: In einen Bino-Ansatz brauch ich nicht zu investieren, ich krieg einfach die beiden Bilder nicht zur Deckung, dazu ist die Achse meines linken Auges nach einer bereits fast 20 Jahre zurückliegenden Operation zu sehr "off". Speziell Walter war aber vom Anblick im Bino sehr angetan. Sicher bringt das beidäugige Sehen einen Vorteil in der Wahrnehmung. Was ich aber auch so feststellen konnte: auch das mildere Licht nach dem Strahlenteiler des Bino verschaffte mir monokular mehr Detailerkennung als monokular ohne Bino-Ansatz. ähem, ja, für mich wird aber ein Neutralfilter zielführender und preiswertet sein :-) 

Nach Umtrüstung des StarFire APOs auf monokularen Betrieb konnte ich mehr mit dem Bild anfangen. Und in dieser Phase, wo mein 5.7" MN noch nicht wirklich austemperiert war, zeigte der 130-er APO eindeutig die schöneren Planetenbilder. Mein 5.7" MN kann sicher besser, das weiß ich, in dieser Nacht, in dieser Situation musste er dem etwas kleineren APO den Vortritt lassen.

Sommer ade, mittlerweile ist es ein bissl frischer draußen, speziell nachts. Was will man, der Herbst ist endgültig da, es ist Oktober...

Howdii