Eine Winternacht mit schönen Eindrücken und interessanten Erkenntnissen

19. 1. 1999, Ebenwald

Die Wettersituation war nun seit Tagen unverändert, Nebel und Hochnebel in den Niederungen, klarer Himmel und Sonnenschein auf den Bergen. Nur heute hatte sich der Nebel über Wien gelichtet, fiel aber gegen Abend wieder ein. Uns zog es zu einer neuerlichen Beobachtung auf die Ebenwaldhöhe, über die Nebeldecke hinaus. Ich war um etwa 18:00 Uhr dort, Norbert Metzli folgte einige Minuten später, Walter war im Stau auf der A23 hängengeblieben und kam mit etwas Verspätung an. Wir waren nicht die einzigen "Spechtler", auf den vom Parkplatz weiterführenden Wegen, zur Hütte, und den Hang hinauf, hatten bereits vor uns andere Beobachter Stellung bezogen. Zu späterer Stunde erhielten auch wir auch auf dem Parkplatz "Besuch", Thomas Maurer baute seinen prächtigen 18" Eigenbau-Dob neben uns auf, und noch etwas später trafen weitere Antares-Leute ein.

Ich hatte diesmal den 4" f/8 APO und den 5.7" f/6 Maksutov-Newton dabei, es sollte ein erster direkter Vergleich stattfinden. Norbert hatte einen 90 mm Vixen Refraktor mit, Walter seinen "Spielzeugrefraktor", einen alten, japanischen 60 mm Refraktor, gefunden bei einer "Entrümpelungsaktion". Während wir unsere Gerätschaft aufbauten, musterte ich den Sternenhimmel, und die starke Szintillation gefiel mir gar nicht. Ich vermutete schlechtes Seeing, zumal die Luftmassen untertags offensichtlich auf-ab in Bewegung geraten waren, und sich nun neu "ordnen" mussten. Und ich sollte Recht behalten. Die Atmosphäre zeigte einen starken prismatischen Effekt, wie wir ihn so noch nie gesehen hatten. Spät in der Nacht, die Optiken waren sicher schon austemperiert, zeigte Sirius im APO ein wohl scharf definiertes, aber stark länglich verzogenes Beugungsscheibchen, das alle Farben des Spektrums von violett über blau, grün, gelb bis rot aufwies! Die Transparenz war recht gut in dieser Nacht (freisichtig etwa 6 mag im Gebiet um den Himmelspol), Südhimmel - wie immer auf Ebenwald - am dunkelsten, leichte Aufhellung des Nord- und Nordosthimmels, aber auch der Westhimmel war für unseren Geschmack etwas zu hell. Die Temperatur lag nur knapp unter 0° C, kein Wind, keine Tauprobleme, alles blieb trocken.

Inzwischen war alles bereit für den spannenden Test: 4" APO gegen 5.7" MN, auf den sich mein Bericht konzentriert. Der Refraktor thronte in luftiger Höhe auf Walters GP-DX, der Mak-Newton war wie gewöhnlich auf meiner SP-DX auf einem niedrigeren Stativ montiert. Angesichts der unerfreulichen Seeing-Bedingungen mussten wir uns mit DeepSky Widefield-Beobachtungen zufriedengeben. Aber dafür gibt es ja einiges am Winterhimmel.

Unser erstes Vergleichsobjekt war gleich einmal das "Prunkstück" des Winterhimmels, der große Orionnebel (M42). Im 4" APO bereits faszinierend, mit vielen feinen Details (22 mm Panoptic, 36x). Der 5.7" MN hatte ein doch merklich helleres Bild, und schien vorerst mehr Details zu zeigen (22 mm Panoptic, 39x). Beim genaueren Nachprüfen waren diese Details aber auch im kleineren APO zu entdecken, wenn auch manchmal nur indirekt. Insgesamt war beeindruckend, wie nah hier der 4" an den größeren Mak-Newton herankommt. Mit UHC-Filter war dann in beiden Geräten der sich südlich schließende Nebelring deutlich sichtbar.

Die nördlich von M42 gelegene Nebelgruppe NGC 1973/75/77 war in beiden Geräten ohne Filter sichtbar, auch die Dunkelstellen; das ganzen Gebilde trägt den Beinamen "Ape Man Nebula". Im 5.7" kam die Form der Dunkelnebel etwas besser raus, freilich springt einen der "Ape Man" nicht so an, wie etwa in einem 18".

M31 und M33 konnten uns in beiden Geräten nicht recht gefallen. Der Himmel war doch irgendwie zu hell. Wenn man so niedrige Vergrößerung wählte (ca. 24x), den ganzen Andromedanebel einzufangen, "ertrank" das Objekt fast im Hintergrund. Das haben wir im 5.7" sicher schon besser gesehen, auch der APO, der grundsätzlich einen etwas besseren Kontrast bietet, konnte uns nicht verwöhnen. M33 war überhaupt in beiden Optiken nicht mehr als ein verwaschener Fleck... Höhere Vergrößerung half auch nicht viel.

Wieder zurück zum dunkleren Südhimmel: NGC 2237-39, besser als Rosettennebel bekannt. In beiden Optiken schon ohne Filter sichtbar (27 mm Panoptic, ca. 30x) - vor allem der hellere Nordteil - profitierte dieses Objekt doch sehr von der Verwendung des UHC Filters. Im 5.7" das Bild naturgemäß etwas heller, und in den schwachen Teilen ist der unregelmäßige Umriss deutlicher zu sehen als im 4". Aber auch hier liegt der APO sehr knapp am Ergebnis des größeren MN. Der 5.7" lässt sich auch noch einen [OIII] Filter gefallen, der Kontrast wird besser, es geht aber der "luftig-zarte" Effekt verloren, die Nebelmasse wirkt "schwerer" und "klobiger". Für den 4" ist der [OII] Filter schon zuviel, nimmt einfach zuviel Helligkeit weg.

Der Orion stand gerade im Meridian, also stürzten wir uns auf die Gegend um Alnitak, den östlichsten der drei "Gürtelsterne". Wir hatten wieder das 22 mm Panoptic in beiden Optiken. Ohne Filter war der Flammen-Nebel (NGC 2024) im APO klar und deutlich zu sehen, und zeigt zumindest die dunkle Längsfurche. Alnitak ist im Bildfeld, stört aber überhaupt nicht. Auch der 5.7" MN kann das, der Nebel ist noch eine Spur heller, aber doch gefällt der Anblick im Refraktor besser, der hier seine phantastische Kontrastleistung voll ausspielt.

Da aber NGC 2024 bereits so hell leuchtete, starteten wir nun den Angriff auf den Pferdekopfnebel im 5.7" Mak-Newton. In den Auszug kam das 35 mm Panoptic mit H-Beta-Filter. Wupp, und da ist auch schon der Nebelstrip IC 434, recht deutlich sogar. Von nun schon zahlreichen Beobachtungen in meinem 18" Dob kenne ich die Position des "Pferdekopfnebels" (B33) sehr genau, und versuchte mein Auge so einzusetzen, dass ich die Stelle des Dunkelnebels auf den optimalen Bereich für indirektes Sehen brachte, und da war er! Immer nur für einen kurzen Moment zu halten, aber doch deutlich genug! Walter versuchte es auch, suchte den Dunkelnebel aber vorerst an der falschen Stelle. Wir nahmen nun das Okular samt Filter und wanderten zu Thomas rüber, um einen "Genussblick" in seinem 18" Eigenbau-Dob zu erhaschen. Und wir wurden nicht enttäuscht, genauso knackig, wie wir den Pferdekopf mit Hals und Schnauze schon in meinem 18" bei anderer Gelegenheit gesehen hatten, so stand er auch in Thomas' prächtigem Gerät da! Wieder zurück am 5.7", schaffte nun auch Walter die Beobachtung von B33. Für Norbert war die Sache etwas zu "magic" - freilich, keine leichte Beobachtungsaufgabe, und erfordert etliches an Erfahrung und Blicktechnik. Zum Spaß setzten wir das Okular mit H-Beta auch noch in den Auszug des 4" APO, aber das war doch zuviel verlangt. Der Nebelstrip IC 434 war gerade noch mit Mühe zu erkennen, keine Chance auf eine Sichtung des Dunkelnebels.

Unser nächstes Vergleichsobjekt waren die Pleiaden. Und hier kam ich auf die Idee, einen hellen Blaufilter ans Okular (22 mm Panoptic) zu schrauben :-) Na, so dumm war die Idee gar nicht! In beiden Optiken waren die Reflexionsnebel nun deutlich, der Merope-Nebel wesentlich ausgedehnter zu sehen, sogar indirekt zumindest einer der "Querstreifen" über Merope selbst! Der 5.7" hatte aufgrund des etwas helleren Bildes leichte Vorteile. Im dunklen Blaufilter, den wir auch noch ausprobiert haben, war dann das Bild auch für den 5.7" schon zu dunkel, das wäre aber im 18" noch einen Versuch wert.

Zum Auflockern gab es zwischendurch die offenen Sternhaufen h+χ, M35 (und NGC 2158), M36, M37, M38 (und NGC 1907), M46, M47, usw. In beiden Optiken fand letzlich das 15 mm Panoptic Okular Verwendung. Und hier zeigte der APO eigentlich die schöneren Bilder. Die subtilsten Stern-Eigenfarben kommen im 4" Refraktor wunderschön zur Geltung, da kann der 5.7" MN nicht wirklich mithalten. Wohl zeigt auch er die Sternfarben, doch viel "flacher". Der planetarische Nebel NGC 2438 im nördlichen Teil des Sternhaufens M46 war in beiden Optiken ohne Filter zu entdecken, etwas leichter aber doch im größeren 5.7".

NGC 2264 (Christmas Tree Cluster) gefiel im APO aufgrund der schöneren Sterneigenfarben etwas besser, vom Nebel um den Stern S Monocerotis war aber doch im größeren MN mehr zu erkennen. Nur unweit davon liegt NGC 2261, Hubble's Veränderlicher Nebel. Bei niedriger Vergrößerung ja fast zu übersehen, war einmal mehr Power angesagt. Zum Einsatz kam das 5 mm Baader Okular, damit war im 5.7" deutlich die "Kometenform" erkennbar, mit der helleren Spitze (der "Kern" war seeingbedingt nicht drinnen...) und dem wellenförmigen "Schwanzabschluss". Dem 4" ging mit dem gleichen Okular nun doch merklich das Licht aus. Nur indirekt war das Ergebnis des MN annähernd nachzuvollziehen.

Mittlerweile war es bereits nach Mitternacht, und der Himmel war etwas matter geworden, ein Effekt, den wir auf Ebenwald öfter beobachten. So holten wir uns das letzte Vergleichsobjekt vom Frühlingshimmel: NGC 4565, die "Needle-Galaxie": Der 5.7" Mak-Newton vertrug ein 10mm Okular (87x), am 4" APO begnügte man sich besser mit einem 15mm (53x). Das Staubband war in beiden Optiken zu erahnen, aber doch leichter im 5.7".

Fazit unseres ersten Showdown zwischen dem 4" APM APO und dem Ceravolo HD145 Maksutov-Newton: Der APO kann in vielen Bereichen gut mithalten, ist sehr knapp am Ergebnis des Mak-Newton dran, hat für sich den besseren Kontrast, aber absolut gesehen gibt es doch einen klaren Sieger: Der HD145 ist ja auch nicht aus Pappe, und hat speziell das letzte Spitzl für sich, wo dem 4" von der Öffnung her einfach das Licht ausgeht. Eines kann man aber mit Fug und Recht sagen: Fad ist DeepSky Beobachtung mit diesem 4" Refraktor auch nicht! Nebenbei hatten wir auch unseren Spaß mit Walters 60 mm f/6.9 Achroamt Röhrchen. Wir haben einfach unsere sündteuren Okulare hinten reingestopft, und erstaunliche Dinge gesehen. Farbrein freilich nicht, aber wir haben mehr gesehen als erwartet. Freilich haben wir den "seriösen" Teleskopen mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

Howdii