Nach fast einem Jahr Wartezeit ist mein 4" APO nun endlich da. Am 18. 12. 1998 bot sich gleich eine "First Light" Gelegenheit. Die Session stieg auf den Feldern oberhalb von Niederleis. Walter wollte sich dieses Fest natürlich nicht entgehen lassen, und war auch zugegen. Beim Aufbau des Geräts zog ein größeres Wolkenfeld durch, gerade Jupiter schimmerte fallweise durch die Lücken. Der Himmel war aber bald darauf wieder weitgehend wolkenfrei. Dunstig war es allemal, im Zenitraum mit Mühe 5 mag freisichtig, in der Gegend um den Himmelspol eher nur 4.5 mag, und weiter zum Horizont zu dramatisch abnehmend. Nach und nach setzte sich der Dunst als Bodennebel ab, dementsprechend feucht war die Luft. Leicht windig, Temperatur knapp über 0° C bei Beginn, bei Beobachtungs- ende knapp unter dem Gefrierpunkt, auf unseren Autos hatte sich eine Reifschicht gebildet. Das Seeing war ziemlich mies, nur blickweise gab es ruhigere Momente.
Nun aber zur Sache: Wie schaut der APO aus, und was sieht man wenn man durchschaut? Von der Bauart her handelt es sich um ein "air spaced" 100/800 Fluorit Triplet-Objektiv russischer Herkunft, in einen Vixen-Tubus eingebaut. 2" Zahnstangen-Fokussierer und 7x50 Sucher, Rohrschellen - Vixen wie Vixen ist. Gleichzeitig im "Test" war auch Walters neuer 2" Intes Zenitspiegel.
Unser erstes Objekt war Jupiter, gleich einmal bei 160-facher Vergrößerung. Ein waberndes Planetenscheibchen mit fallweise aufblitzenden Wolkenbändern und die vier Monde waren der erste Eindruck. Sicher, das Gerät war noch nicht austemperiert, was sich in subtilen, aber doch merkbaren roten und blauen Farbrändern bemerkbar machte (Luftschichtung im Tubus). Dieser Effekt verschwand nach einiger Zeit vollständig. Und siehe da, auch das Bild wurde nun besser. Trotz wirklich grauenhaften Seeings konnten wir doch außer NEB und SEB etliche weitere Wolkenbänder ausnehmen, und einige Details (Knoten, Einbuchtungen) in den Hauptbändern.
Als nächstes steckten wir das 2" 40 mm Pentax Okular rein, um uns an Widefields zu delektieren. Satte drei Grad Gesichtsfeld, vignettierungsfrei, mit fast randscharfer Abbildung sind eine feine Sache. Walter stöberte damit trotz des matten Himmels den Nordamerikanebel ohne Filter auf, mit UHC Filter war er dann zweifelsfrei schön zu erkennen, auch der Pelikannebel. Ein wenig gewöhnen mussten wir uns an die spiegelverkehrten Bilder :-) Wir gucken solche Objekte sonst eher mit dem Mak-Newton und dem Dob, die halt "astronomisch" richtige Bilder liefern.
Mit dieser Okular-Filter Kombination war es auch kein Problem, den Cirrus-Nebel zu sehen, dieses Objekt profitierte aber von etwas höherer Vergrößerung (22 mm Panoptic + UHC Filter).
Die Pleiaden boten mit dem 22 mm Panoptic Okular einen vertrauten Anblick, vom Bildausschnitt her so, wie in meinem 5.7" f/6 Mak-Newton gewohnt. Auch hier "linkte" uns das spiegelverkehrte Bild etwas, den Merope-Nebel, der wohl eindeutig sichtbar war, mussten wir beide erst "suchen" :-)
So, und nun war Saturn an der Reihe, schon bei niedriger Vergrößerung knackig scharf. Unsere "Arbeitsvergrößerung" war vorerst 213x, wir steigerten später auf 267x. Mehr war seeingbedingt nicht sinnvoll. Was noch auffiel, war das viele Streulicht um den Planeten - eh klar, Frontlinse bereits beschlagen... Für uns noch kein Grund, aufzugeben. Der APO zeigte Saturn so, wie wir es vom Mak-Newton gewohnt sind: Cassini-Teilung, Schatten des Planeten auf dem Ring, Schatten des Ringes vor dem Planeten, C-Ring, Wolkenband deutlich, dunklere Polregion... was will man mehr? Damit wir das ruhig genießen konnten "spendete" Walter meiner SP-DX Montierung Strom und Steuergerät (ich hatte mein Anschlusskabel nicht dabei).
Zum Relaxen gab es nun wieder lockeres Sterngesprenkel, die Haufen M35, M36, M37, M38, h+χ. Nicht entgangen sind uns dabei die Hintergrundhaufen nahe M38 und M35. Bei diesen Beobachtungen kam Walters neues 15 mm Panoptic zum Einsatz, und konnte - wie wir es von Panoptic Okularen gewohnt sind - mit perfekter und randscharfer Abbildung überzeugen.
Der große Orionnebel konnte uns aufgrund der schon stark beschlagenen Frontlinse nicht mehr richtig überzeugen, der Anblick erinnerte eher an das was man von typischen 4.5" Einsteiger-Newton gewohnt ist.
So gab es zum Abschluss noch einige Doppelsterne bei 160x: Alnitak, Rigel und Castor. Kein Problem für den APO, sofern das Seeing grad für einige Augenblicke vernünftige Beobachtung zuließ. Besonders Castor hat es Walter angetan...
Die ersten, durchaus positiven Eindrücke lassen sich etwa wie folgt zusammenfassen: Farbreine Abbildung, an Jupiter, Saturn und hellen Fixsternen war nicht die geringste Spur von "Farbe" zu erkennen. Gute Performance, gutes Kontrastverhalten, saubere Sternabbildung, die subtilste Eigenfarben der Sterne erkennen lässt. Angesichts der mäßig guten Bedingungen hat der APO einwandfrei sein Potential angedeutet, wir sind schon sehr neugierig, was wir bei dunklem, klaren Himmel und gutem Seeing erleben werden. Einzig der Fokussierer hat nicht ganz gefallen, es ist keine Frage den exakten Fokus zu finden, eher diesen wirklich präzise einzustellen, dazu ist der Zahnstangentrieb nicht wirklich genug feinfühlig. Eine Optik wie diese hätte sich einen besseren Focuser verdient.
Howdii