Nach unserer Exkursion auf die Emberger Alm hielt das herbstliche Schönwetter vorerst weiter an, so ging's am nächsten Tag gleich wieder mit der gleichen Spechtlausrüstung auf die Ebenwaldhöhe. Wir bekamen zudem Besuch von einem Bekannten, Herr Lensch baute seinen 10" Dob gleich neben uns auf.
Unsere letzte Beobachtungsnacht im September brachte zwar einen wolkenfreien Himmel, es waren jedoch typisch für eine Südströmung, die Bedingungen nicht besonders toll - leicht dunstig, und etwas aufgehellter Himmel. Anfänglich gab es grässliches Seeing, das sich erst gegen den Morgen zu besserte, und zumindest momentweise brauchbare Planetenbeobachtung zuließ. Dafür war es relativ warm und trocken. Es war ganz einfach nicht die Nacht, nach kleinen, schwachen Galaxienfuzerln zu suchen, deshalb änderten wir unser Beobachtungsprogramm, und stöberten vorwiegend wieder einmal die großflächigen Milchstraßenobjekte ab. Beobachtet wurde fallweise mit drei verschiedenen Instrumenten, meinem 18" f/4.4 Dob, dem 10" f/6 Dob von Herrn Lensch und meinem 5.7" f/6 Maksutov-Newton, sofern ihn nicht Walter gerade für's Fotografieren "mißbrauchte". Soweit in der Folge nicht anders vermerkt, war der 18-Zöller im Einsatz.
Die Beobachtungen:
NGC 7331: Unser Hauptaugenmerk galt eigentlich nicht dieser Spiralgalaxie selbst, sondern den vielen kleinen Begleitgalaxien. Zumindest vier davon haben wir bei 104x sicher erkannt. Seeingbedingt hatte es keinen Sinn, höher zu vergrößern, und es macht auch keinen Spaß, wenn man kleine Galaxien kaum von den unter den gegebenen Bedingungen "dicken" Sternen unterscheiden kann.
NGC 7479: Diese Balkenspirale zeigt den Balken selbst schon in weit kleineren Instrumenten, wir wollten auch die Spiralarme sehen. Einen davon konnte ich halbwegs deutlich ausmachen, Walter sagt, er hat auch den zweiten gesehen.
Pal 13: Wie schon weiter oben erwähnt, war mein "Palomarhaufen" von der Glocknerstraße nicht der Pal 13, ich konnte "mein" Objekt wieder finden, es ist eine Galaxie (NGC 7495). Gibt ja genug davon in dieser Gegend. Uiuiui, da habe ich mich damals gröber verfahren am Himmel... Nichtsdestotrotz wollte ich nun den "richtigen" Pal 13 finden. Nach akribischer Suche mußte ich feststellen, daß dies keine leichte Beobachtungsaufgabe ist. Der Haufen steht nahe bei einem helleren Stern, den ich fast direkt angucken mußte, um die Position des Pal 13 indirekt anzuspechteln. Naja, vielleicht hab' ich indirekt blickweise an der betreffenden Stelle ein schwaches Nebelfleckerl ausmachen können, schwören möcht ich nicht drauf. Werde ich sicher wieder versuchen, hoffentlich bei besseren Beobachtungsbedingungen.
M15: Seeingbedingt mußten wir uns mit 104x begnügen. Klar, daß wir diesen Kugelhaufen schon schöner gesehen haben.
Cirrus: Unser "Testobjekt" für's "Nebelspechteln". Nun, nicht schlecht, was wir bei 85x mit [OIII] Filter gesehen haben, gegen das, was bei bestem Himmel möglich ist, blieb das Ergebnis doch merklich zurück. Eine Folge des leicht aufgehellten Himmels.
IC 1318: Alsdann versuchten wir, was unter den gegebenen Bedingungen von den Gamma Cygni Nebeln zu sehen war. Am leichtesten waren die einzelnen Nebelteile mit dem 5.7" Maksutov-Newton bei 32x (UHC Filter) zu sehen, klar bei etwa 2 Grad Gesichtsfeld hat man den entsprechenden Überblick. Auf diese Weise waren problemlos die Teile e und d ("Butterfly"), b und Sh2-108 erkennbar. Im 18" gingen wir mit H-Beta Filter bei 66x (knapp 1 Grad Gesichtsfeld) ans Werk. Freilich zeigt der große Newton etwas mehr Details, aber fast möchte man sagen, der kleine Maksutov-Newton hat ihm wegen seiner Eignung als Rich-Field Teleskop die Show gestohlen. Im 18" hat man schon ein wenig Mühe, sich nicht zu "verirren"... Schließlich probierten wir diese Objekte noch im 10" Dob bei 54x mit UHC Filter (Gesichtsfeld 1.2 Grad). Problemlos waren auch hier die oben erwähnten Nebelteile sichtbar, wenn ich mich nicht täusche, habe ich sogar den Teil c gesehen, dem von nun an sicher meine verstärkte Aufmerksamkeit gilt.
NGC 6888: Wenn man schon bei den Gamma Cygni Nebeln ist, darf man dieses Objekt nicht auslassen. Man findet es relativ einfach, indem man in die Richtung, in die sich der längliche Nebelfleck Sh2-108 erstreckt, nach Süden ein kleines Stück weiterfährt. Der "Crescent" Nebel war in allen drei Fernrohren problemlos zu sehen. Wir verwendeten zur Beobachtung ausnahmslos den UHC Filter, im 18" bei 85x, im 10" bei 54x und im 5.7" bei 32x. Einzig im kleinen 5.7" konnten wir den Mittelbalken nicht ausnehmen, vielleicht hätten wir etwas höher vergrößern sollen, ich erinnere mich, auch dieses Detail hatten wir mit dem 5.7" schon einmal gesehen, bei 40x. Ich war wohl zu faul, um nochmals den Filter umzuschrauben...
NGC 7000, IC 5067, IC 5068: Natürlich mußten wir auch wieder einmal die Gegend um den Nordamerikanebel in Augenschein nehmen. Im 18" konnten wir im Nordamerikanebel bei 66x mit UHC Filter schöne Strukturen sehen, detto beim Pelikannebel. Die Beobachtung der IC 5068 Nebelstreifen gehört einfach routinemäßig dazu. Die beeindruckenden Übersichtsbilder dieser Gegend blieben natürlich wiederum dem kleinen 5.7" bei 32x (UHC Filter) vorbehalten.
IC 1805, IC 1795, NGC 896, Mel 15: Dieses Nebel-Sammelsurium bildet den "Running Dog" Nebelkomplex. Am leichtesten zu sehen sind der "nebelige" Sternhaufen Mel 15 und der "Kopf" des Running Dog, der von den Objekten IC 1795 und NGC 896 gebildet wird. Der dunkle Einschnitt, der diese beiden Nebel trennt, stellt dabei das offene Maul des Hundes dar. Der "Körper" dieses imaginären Tieres wird durch den riesigen, teilweise offenen Nebelring IC 1805 gebildet. Auf diese Weise stellt der Nebelbogen den Rücken, Vorder- und Hinterlauf dar, und ein Ausläufer bildet den Schwanz. Mittendrin befindet sich der Haufen Mel 15. Im 18" konnten wir bei 66x mit UHC Filter eigentlich all diese Dinge entdecken, im 5.7" bei 32x mit UHC Filter natürlich Mel 15 und IC 1795/NGC 896, sowie die hellsten Teile des Nebelringes IC 1805. Der "Running Dog" ist eines von jenen Objekten, bei denen man sich alle Teile auf einer Sternkarte erst zusammensuchen muß, um sie dann auch mit dem Teleskop zu finden.
IC 1848: Dies ist ebenfalls ein riesiger, ovaler Nebelring, der teilweise unterbrochen ist. Im 18" gingen wir wiederum mit UHC Filter bei 66x ans Werk. Es ist weniger das Problem, die hellsten Teile des Nebelringes zu sehen, als sich nicht in dem weitläufigen Gebiet zu "verirren". Ganz chancenlos waren wir schließlich auch nicht mit dem kleinen 5.7", bei 32x mit UHC Filter.
M42/M43: Zu fortgeschrittener Beobachtungsstunde stand auch der Orion schon über dem Horizont, und wir konnten es natürlich nicht lassen, einen Blick auf den Orionnebel zu werfen. Freilich, durch die noch horizontnahe Position war der Eindruck von diesem Prachtstück noch mäßig.
Saturn: Mittlerweile hatte sich das Seeing weitgehend gebessert, so daß auch der Ringplanet schöne Details zeigte. Im 18" guckten wir bei 104x, 230x und 307x. Blickweise war die Cassini Teilung über den ganzen Ring, auch vor dem Planeten, zu erkennen, sowie ganz draußen in den Ansen manchmal die Encke Teilung. Auch der C-Ring machte keine allzugroßen Probleme. Im Wolkenband der Südhalbkugel waren einige Schattierungen zu sehen. Auch der 10" Dob zeigte den Ringplaneten sehr schön. Der kleine 5.7" hatte mittlerweile schon die CCD Kamera im "Schnabel".
IC 434, B33: Ja, genau, der Pferdekopfnebel war unser letztes Beobachtungsobjekt. Im 18" haben wir ihn mit H-Beta Filter bei 66x, 85x und 104x gesehen, bester Eindruck bei 85x. Ein richtiger Pferdekopf mit Schnauze, so wie die Schachfigur. Auch im 10" war der Dunkelnebel bei 54x mit UHC Filter zu erkennen, nicht allzu leicht, aber auch nicht extrem schwierig. Den 5.7" MN schließlich verwendeten wir, um den Pferdekopfnebel mit dem CCD einzufangen, was hervorragend gelang. Wir gaben erst auf, als der Himmel im Osten sich schon blau färbte...
Es war schon hell, als wir unsere Geräte abbauten. Ich kam erst um halb neun vormittags nach Hause. Die letzten 20 Kilometer waren extrem zäh, so müde wie ich war, musste ich etliche Pausen einlegen.Howdii