Eine kurze Nacht mit dem 18" Dob

21. 6. 1998, Ebenwald

Endlich wieder eine brauchbare Spechtlnacht auf der Ebenwaldhöhe, wenn auch die kürzeste des Jahres. So ganz glatt schien die Sache aber doch nicht, der strahlend blaue Himmel überzog sich just knapp vor Sonnenuntergang mit Wolkenstreifen, die uns bei der Anreise zum Beobachtungsort sorgenvoll die Stirn runzeln ließen. Bis es finster wurde hatten sich die Wolken jedoch wieder aufgelöst, und einer durchaus prächtigen Nacht stand nichts mehr im Wege: etwa 6 mag im Zenitraum, brauchbares Seeing, angenehm milde Temperatur, geringe Luftfeuchigkeit und keine Beeinträchtigung durch Wind, obwohl er in den Baumwipfeln deutlich hörbar "umrührte". 

Es war demnach doch einiges los auf der Ebenwaldhöhe. Etliche Sterngucker hatten sich entlang der vom Parkplatz weiterführenden Straßen aufgestellt, auf dem Parkplatz waren wir zu dritt: ein Wiener Sterngucker mit einem 8" LX200, Walter mit seinem 8" LX100, und meine Wenigkeit mit dem 18" Dob.

Walter verbrachte die meiste Zeit mit seiner Lieblingsbeschäftigung, einen tanzenden Stern im Fadenkreuz des Nachführokulars zu halten (Anmerkung: er fotografiert) und ich ging wie üblich auf Jagd nach Objekten, die man nicht sieht. :-)

Bevor es richtig finster wurde, vertrieben wir uns die Zeit mit dem "DD" (Double Double = ε Lyrae) und dem "DDD" (Double Double's Double = Struve 2470 und Struve 2474). Der "DDD" wirkt wie eine XXL-Ausgabe von ε Lyrae. Man findet den "DDD" etwa vier Grad nordöstlich von γ Lyrae, er bildet quasi den "Doppelpunkt" einer von γ ausgehenden Sternenkette, die direkt auf ihn weist.

Sobald es dunkel genug war, kam im 18" gleich einmal M57 dran. Jedesmal wieder probieren wir den Zentralstern, und jedesmal wieder ist er schwierig, nur blickweise zu erhaschen. Beste Vergrößerung dafür war 230x, darüber machte sich das Seeing schon zu stark bemerkbar, ein Verlust an erreichbarer Grenzgröße ist die Folge. Wir sahen wohl Sterne bis jenseits 15. Größe. Und hier galt die Suche gleich der kleinen Galaxie IC 1296, ein 15.4 mag Fuzerl, das wir einige Tage zuvor auf einem einminütigen M57 CCD-Frame durch meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton "entdeckt" hatten. Mehr als eine vage Aufhellung an der betreffenden Stelle war visuell nicht auszumachen, eine sehr unsichere Sache. 

Auch in der Umgebung von M13 gibt es eine kleine 15.5 mag Galaxie, die wir knacken wollten. M13 bei 230x natürlich eine Pracht, und die auch für Sechszöller nicht schwierige Galaxie NGC 6207 "sprang" regelrecht in's Auge. Die kleine Galaxie IC 4617, der die Suche galt, war schon ein harter Brocken, wir erwischten sie aber bei 230x indirekt definitiv, ein kleiner Lichtstrich.

Als "Schauobjekte" zur Auflockerung mussten die Kugelhaufen M3 und M5 herhalten, und die Galaxien M51 und M101. Für letztere war der Himmel allerdings etwas zu hell, so richtig kamen die Galaxien nicht zur Geltung, wir haben beide Objekte schon weit schöner gesehen.

Ein wahrer Augenschmaus war der Cirrus-Nebel mit dem 27 mm Panoptic Okular und [OIII] Filter. Wir haben nun sicher den Cirrus schon oft genug im 18" gesehen, diese Kombination schlägt aber alles, was wir bisher gewohnt waren - einfach unglaublich. Keiner von uns konnten den Anblick still genießen, jeder "spuckte Bauklötze" vor Begeisterung aus.

Ein kurzer Blick noch auf typische Sommerobjekte, M27, M16, M17, bei M20 war mein Auto schon im Weg, und M8 erwischten wir nimmer, Blech ist undurchsichtig. Wir hätten das Auto wohl wegfahren können, zahlte sich aber nicht mehr recht aus, im Nordosten zeigte sich schon die beginnende Morgendämmerung. Wir angelten uns noch schnell die Kugelhaufen M10, M12 und M14 im Ophiuchus, und damit war es auch schon wieder Zeit zum Einpacken. Wenn die Nacht auch sehr kurz war, die Verhältnisse blieben wenigstens stabil, und endlich gab es wieder genussvolle Blicke durch den 18".

Howdii