Beobachtungsnächte und Fehlschäge

22. bis 31. 3. 1998, Mistelbach und Ebenwald

Im Februar hatte der Winter Pause gemacht, dafür im März versucht, alles nachzuholen. Dementsprechend kühl ging es bei den Beobachtungen zu, erst gegen Ende März waren die Nächte wieder etwas milder.

In der Abenddämmerung des 22. März begab ich mich auf dem Waisenhausberg bei Mistelbach auf Merkur Pirsch, natürlich wieder einmal unvorbereitet, nach dem Motto: na, den Merkur werma schon noch finden. Tief am Westhorizont lag eine Wolkenbank, also war mir klar, dass ich mein begehrtes Objekt möglichst bald aufspüren musste. Mit dem 7x50 Bino suchte ich den noch sehr hellen Himmel immer wieder ab. Vorerst nichts zu finden. Dann die Überraschung: gleich zwei Lichtpunkte, einer heller, einer schwächer. So helle Sterne, die in der Dämmerung schon sichtbar sind, gibt es in dieser Gegend nicht, also zwei Planeten! Recherchen zu Hause schjafften schnell Klarheit. Das hellere Ding war Merkur, das schwächere Saturn. Etwas tiefer wäre noch Mars gestanden, für den war es aber wohl noch nicht dunkel genug, und ich hätt mir wohl - angesichts der Wolken - auch nichts mehr erwartet.

In der darauffolgenden Woche gab es etliche klare Nächte, es war aber allgemein sehr dunstig, und sowohl Walter als auch ich waren etwas knapp bei Zeit. So wurden es nur an jeweils zwei Abenden einige Stunden, die wir mit Spielereien zubrachten, einmal bei mir daheim in Mistelbach, einmal in Niederleis. Typischer weinviertler Himmel mit 4. bis 5. Größe und keine nennenswerten Beobachtungen, Standardobjekte.

Der 29. März begann mit verlockend blauem Himmel, und endlich gab es wieder frühlingshafte Temperaturen. Am frühen Nachmittag klingelte schon das Telefon, Walter am Rohr. Weil mit Nebel oder Dunst zu rechnen war, einigten wir uns auf einen höhergelegenen Spechtlplatz, und fassten einmal den Kreuzberg im Semmeringgebiet ins Auge. In der Dämmerung waren wir vor Ort. Die Straßen waren zwar schneefrei, sonst sah es aber noch sehr winterlich aus. Angesichts der Situation fanden wir kein Platzerl, wo ich mich ungestört mit dem 18" Dob ausbreiten hätte können. Also wechselten wir den Standort, und düsten weiter auf die Ebenwaldhöhe. Dort begrüßte uns ein steifer Südostwind und ein ungewöhnlich heller Himmel. Trotzdem waren einige andere Amateure da. Wir fanden schließlich doch einen Punkt entlang der Straße zum Ebenwaldhaus, wo der Wind erträglich war, und der Dob gerade noch halbwegs Platz hatte, so, dass noch ein Auto vorbeifahren konnte. Der Wind legte sich später sogar. Der Himmel entsprach aber nicht ganz unseren Vorstellungen, zu hell, kaum mehr als 5 mag freisichtig, und die Sterne blinkten wie wild, also ziemlich mieses Seeing. Im 18" waren die Sterne meist bis gegen 10 Bogensekunden große Scheibchen, ab und zu gab es bessere Momente, wo sie halbwegs punktförmig erschienen. Somit waren keine allzu tollen Beobachtungsergebnisse zu erwarten. Am Programm standen Galaxien, hauptsächlich solche in Kantenlage. Etwa um zwei Uhr früh machten wir Schluss.

Ideal, wenn auch mit ähnlich dunstigen Bedingungen, wäre wohl die Nacht vom 30. auf den 31. gewesen, leider konnten wir sie nicht ausnützen. Die Wetterprognose machte uns jedenfalls Hoffnungen auf eine weitere Session von31. März auf 1. April. Der Tag begann auch mit blauem Himmel, am Nachmittag zeigten sich dann aber dünne Wolken, leider mehr als uns lieb waren. Wir rätselten, wo es vielleicht passen könnte, und entschieden uns aufgrund der Satellitenbilder für einen Ausflug ins Waldviertel nahe der Wachau. Am Ziel (zwischen Habruck und Wolfenreith) angelangt, mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass uns die Wolken von Osten her einholen würden. Es wollte einfach nicht sein. So blieben die Fernrohre im Auto. Hätte ich den kleinen 5.7" dabeigehabt, hätt ich ihn wohl aufgebaut, aber für den Trumm 18" zahlte es nicht aus. So guckten wir halt mit den Ferngläsern ein bissl in die Sterne, und mussten schließlich aufgeben, um Mitternacht war die freisichtige Grenzgröße grad nur mehr bei 3.5 mag.

Wenn man nun die beobachteten Objekte pro Kilometer Wegstrecke rechnet, haben wir im März einen extrem schlechten Schnitt. Wir werden dieses Kriterium vielleicht künftig als Effizienzwertung verwenden, ob sich eine Spechtlexpedition auszahlt, zumal wenn ohnehin keine optimalen Bedingungen absehbar sind. :-)

Nun aber zu den beobachteten Objekten (Nacht vom 29. auf 30., Ebenwald):

Nachdem ich die Galaxie NGC 2403 im Sternbild Camelopardalis, die Walter unbedingt sehen wollte, auch beim dritten Anlauf nicht schaffte, mussten zum Aufwärmen ein paar "Gassenhauer" herhalten :-) M51 zum Beispiel, und wir waren erstaunt, dass trotz des hellen Himmels die Spiralarme bei 105x so gut rauskamen. 18" Öffnung halt...

Auch M101 machte keinen so schlechten Eindruck, wir haben zwar diese Spirale schon einmal wunderbar im 18" gesehen, doch immerhin waren auch diesmal die Spiralarme zu schaffen. Bei der nächsten Gelegenheit und gutem Himmel werden wir hier ein wenig genauer nach HII Regionen filzen. Walter hat trotz des hellen Himmels bereits sechs davon gefunden. 

Weiters haben wir die "Needle" NGC 4565, die riesige Galxie  NGC 4631 mit ihrer Begleitgalaxie NGC 4627, und die in unmittelbarer Nähe befindliche "Hockeystick" Galaxie (NGC 4656/57) beobachtet. All diese Objekte haben wir schon besser gesehen, das schlechte Seeing kostete viel an Detailwahrnehmung.

Einen Telrad-Volltreffer landete ich dann auf NGC 3628, die auch nur mäßigen Eindruck hinterließ, wohl aber war das Staubband sichtbar, und die "büschelförmigen" Enden. Klarerweise riskiert man bei dieser Gelegenheit auch einen Blick auf M65 und M66.

NGC 2903 war wieder ein Wunsch von Walter. Viel mehr als ein ovales Nebelfleckerl mit hellerem, ebenfalls ovalem Zentrum, indirekt ansatzweise Spiralarme, war nicht zu erkennen. Naja, auch ein Objekt für einen besseren Himmel.

Die nächsten Kandidaten waren M81 und M82. M81 zeigte seine Spiralarme ganz schwach. Wer M81 beobachtet, stolpert ziemlich sicher über einen der Begleiter: NGC 3077, ein diffuses "Nockerl" mit hellerem Kern. M82 war bei 155x halbwegs sehenswert, höhere Vergrößerung wäre durchaus angebracht, hatte aber bei dem gegebenen Seeing keinen Sinn.

Dann begab ich mich nochmals auf die Suche nach der eingangs erwähnten NGC 2403. Diesmal klappte es sogar :-) Hmm, interessantes Objekt, das wollen wir bei guten Bedingungen noch einmal sehen, da müssten die Spiralarme recht gut rauskommen.

Zum Drüberstreuen kam jetzt M108 dran, und bei der Gelegenheit auch gleich ein Blick auf M97 (keine Chance auf den Zentralstern diesmal, die "Augen" waren schwach erkennbar).

Von der "Sunflower" Galaxie M63 waren wir nur enttäuscht, da müssen wir wohl auch auf bessere Bedingungen warten. 

M104, die "Sombrero" Galaxie, war halbwegs gut zu sehen, wenn auch hier Details wegen des hellen Himmels verborgen blieben. Ein neben uns stehender Amatuer, der gerade den planetarischen Nebel NGC 4361 fotografierte, wollte "sein" Objekt einmal im 18" sehen, diesen Wunsch wollten wir erfüllen. Walter meinte nur, ob das nicht eine elliptische Galaxie sei, das Ding schaut grad so aus. :-) Und als unser Gast durch den 18" guckte, konnte er sehen, wie mitten durch sein fotografisches Bildfeld ein Flugzeug sauste...

Jetzt widmeten wir uns einigen für uns völlig neün Objekten im Großen Bären. NGC 3877 und NGC 3079 sind hübsche edge-on Galaxien, die durchaus auch in kleineren Geräten lohnend sind. Detto NGC 4026, die ich aber nicht direkt aufsuchte, sondern über einen mit Galaxien "gepflasterten" Umweg, ausgehend von M109. Das waren die Objekte UGC 6923 (13.4 mag), NGC 3953 (10.1 mag), UGC 6840 (13.9 mag), NGC 3931 (13.3 mag) und NGC 3917 (11.8 mag). Bis auf die letztgenannte Galaxie war auch das schwächste UGC-Fuzerl recht gut zu erkennen. Die NGC 3917 konnte ich erst beim dritten Hinsehen identifizieren, der Kern hat sich von den seeingbedingt "dicken" Sternen kaum unterschieden, und nur indirekt war ein schwacher Nebelsaum um den Kern erkennen.

Zum Abschluss wollten wir noch ein Objekt sehen, das - Schande über uns - weder Walter noch ich je visuell beobachtet haben: M83. Also, bei gutem Himmel muss das ein Fest sein! Leider steht dieses Prachtexemplar bei uns sehr tief, was wohl auch der Grund ist, warum wir es noch nie versucht haben.

Na schön, wenn auch die Bedingungen nicht ideal waren, wir haben wenigstens zeitig genug mit dem Galaxien-Gucken angefangen, Fortsetzung folgt.

Howdii