Wo der "GRF" wächst

5. 10. 1997, Falkenstein

Wir beide, Walter und meine Wenigkeit, hatten wohl Lust auf eine Spechtlnacht. Aus Aufwandsgründen wurde es aber kein "besserer" Beobachtungsplatz als Falkenstein im Weinviertel. Obwohl dort keine Superbedingungen herrschten, war die Beobachtungsnacht wieder für einige Überraschungen gut.

Knapp nach 20:30 Uhr waren wir dort, und fanden den Himmel so vor: 5 mag freisichtig im Zenitraum, leicht dunstig, horizontnah stark aufgehellt. Nicht kalt, kein Tau, fallweise leichter Wind. Als Teleskop diente mein 5.7" f/6 Maksutov-Newton.

Zum "Aufwärmen" angelte ich mal den Helixnebel (NGC 7293) aus der trüben, aufgehellten Dunstsuppe. Für die Bedingungen war das Ergebnis trotzdem respektabel (natürlich mit UHC Filter). Weiter ging's mit einem Blick durch's Weitwinkelokular auf M31. Das war eher ernüchternd, weit, weit schöner habe ich den Andromedanebel anlässlich der Mondfinsternis Mitte September in meinem 5.7" Maksutov Newton gesehen. 

In der Spiralgalaxie M33 versuchten wir diverse HII-Regionen rauszukletzeln. Wenn wir alles, was Walter in seinem 8" SCT und ich im 5.7" gesehen haben, zusammenzählen, bringen wir vier "Knoten" zusammen. Das war bis auf den hellsten (NGC 604) aber ziemlich "tuff" - also äußerst schwierig. Walter hat noch einen weiteren Knoten gefunden, ich an anderer Stelle zwei. Man muß sich das ungefähr so vorstellen: man sieht nix, aber wenn das Auge an der richtigen Stelle guckt, kommt indirekt der Lichtknoten raus, und natürlich ist man sofort versucht, hinzugucken, und flutsch, weg ist das Ding.

Der Himmel war mittlerweile matt geworden. Trotzdem nahm ich NGC 281 in der Cassiopeia in's Visier. Mit UHC-Filter gar nicht so übel. Und lustig, wie wir drauf waren, probierten wir glatt die beiden Reflexionsnebel (IC 59 und IC 63) bei γ Cassiopeiae. Naja, den etwas helleren und größeren haben wir erspechtelt (IC 63). Das werde ich wohl bei besseren Bedingungen nochmals checken.

Nachdem die Transparenz des Himmels schon nicht toll war, versuchten wir uns an den Planeten. Jupiter war bei 150x halbwegs respektabel, obwohl schon recht tief, und - welch' Überraschung - wieder war der GRF zu sehen! GRF kommt vermutlich von "GRüner Feltliner" :-) Wir stehen in Falkenstein nämlich direkt neben den Weingärten, wo der Tropfen, den man doch ein bissl anders schreibt, wächst. Neuerdings haben wir in Falkenstein scheinbar immer das Glück, den GRF zu sehen, den GRV sowieso ;-) Aber Ehrenwort, wir haben nur durch die optischen Glasln geschaut :-)

Saturn war ein Leckerbissen, der ließ sich im 5.7" sogar 350x gefallen, und zeigte locker Cassiniteilung und C-Ring, ein Wolkenband und drei Monde. Walter nützte das gute Seeing wieder zu einigen Saturn-Fotos.

Wenn schon brauchbares Seeing, hielten wir einmal auf ε Lyrae an, bei 350x ein Theater, mit Beugungsscheibchen und hauchzarten Beugungsringen. Getrennt sowieso...

Ein nicht allzuschwieriger Doppelstern war auch ε Arietis, mit gleich hellen Komponenten und 1.4" Distanz. Etwas härter war dafür λ Cygni, mit 0.9" Distanz bei 4.9 mag und 6.1 mag, zudem pickte der schwächere Begleiter grad am ersten Beugungsring. Blickweise waren aber immer wieder deutlich zwei Beugungsscheibchen zu sehen.

Da mittlerweile der Dunst in die Täler gesunken war, war zumindest überkopf die Sicht wieder ok. Wir ließen es aber bei einem abschließenden Blick auf den Orionnebel bewenden, und machten um 1:30 Uhr Schluss.

Howdii