Die erste der beiden Nächte hatten wir die Ebenwaldhöhe als Beobachtungsort geplant, allerdings war bis gegen 23:00 Uhr der Himmel ziemlich zu, im Süden total, im Norden sah man Sterne. Walter, der vor mir dort war, hatte schon etliche Zeit sorgenvoll die Wolken beobachtet. Wir beschlossen schließlich, die "ungastliche" Stätte zu verlassen (angeblich ist es später doch noch aufgeklart), wir jedenfalls suchten uns ein Platzerl nördlich von Stössing, auf dem Hegerberg, dort war der Himmel wolkenfrei.
Dieser Punkt bietet gar nicht so schlechte Bedingungen, einen tief herabreichenden Südhorizont, natürlich einen etwas aufgehellten Osthimmel, im Nordwesten ist der Blick durch den Wald etwas eingschränkt, was aber verschmerzbar ist. Die Nacht war wärmer als erwartet, aber es gab extreme Taubildung. Nach Mitternacht beschlugen die Optiken binnen Minuten, bis schließlich auch der Fangspiegel meines 18" Dob blind war (Premiere!). Walter hatte bis dahin "aus allen Rohren geschossen", nach nur einer Belichtung war das jeweilige Fotoobjektiv tropfnass. Sein 8" SCT war schon viel früher beschlagen, bevor er damit hätte fotografieren können. Allgemein waren die Sichtbedingungen halbwegs ok, freilich war es etwas dunstig.
Zu Beginn kam gleich einmal der Helix-Nebel (NGC 7293) dran. Der Anblick im 18" gab erstaunlich viel her, so war nicht nur der Ring mit deutlich aufgehelltem Zentrum, mit 7 oder 8 drübergesprenkelten Sternen zu sehen, auch subtile Helligkeitsunterschiede (die Knoten am nördlichen und südlichen Rand) und auf der Westseite die Ansätze des zweiten, verschachtelten, Ringes. Dazu verwendeten wir 105-fache Vergrößerung und UHC bzw. [OIII] Filter.
Nächster Kandidat war M2, ein prächtiger Kugelhaufen, der auch bei hoher Vergrößerung (380x) immer noch einen nebeligen Hintergrund zeigte.
Einmal in dieser Gegend, wollten wir auch den Saturn-Nebel (NGC 7009) sehen. Und tatsächlich hat dieser grüne "Knödel" beidseitig Fortsätze (V=230x), und erinnert so an Saturn mit den Ringen in Kantenlage. Höhere Vergrößerung (380x bis 560x) zeigt ein etwas anderes Bild. Es sind dann ein Ring und ein schlankes Oval überlagert, und im dunklen Zentrum des Ringes war blickweise der Zentralstern (11.5 mag) zu erhaschen (V=380x), aber doch sehr schwierig. An diesem Objekt verwendeten wir keinen Filter.
M72, ein Kugelhaufen in nächster Nähe, ist selbst für einen 18" eine Challenge. Indirekt waren bei 230x einige Sterndl zu erhaschen, bei 105x war vorwiegend nur ein nebeliges Fleckerl zu sehen.
Weiter ging die "Reise" zu NGC 246, einem planetarischen Nebel im Cetus. Ohne Filter bot sich hier eine schöne Übung für indirektes Sehen, damit konnte man die gleiche Wahrnehmung erziehlen wie mit [OIII] Filter bei direktem Hinsehen. Insgesamt ein lohnendes Objekt, mit etlichen Sterndln verziert und einem hellen, leicht sichtbaren Zentralstern.
NGC 247, ebenfalls im Cetus, eine schwache Galaxie, war durch die noch tiefere Position kaum zu sehen. Bei 105x ein unförmiger Längsstreifen im Okular.
NGC 253, die prachtvolle Galaxie im Sculptor, noch tiefer, bot trotz des Dunstes ein durchaus passables Bild. Ansatzweise war bei 105x die flockige Struktur des Staubbandes sichtbar.
Die Galaxie M74 in den Fischen war als heller Kern mit einem großen, aufgehellten Bereich rundherum, sichtbar. Ziemlich undefiniert, Spiralarme konnten wir keine ausmachen, bei 105x nicht, auch bei höherer oder niedriegerer Vergrößerung. Bei absolut dunklem Himmel lässt sich vielleicht noch einiges rausholen.
Wiederum nahmen wir den Bubble Nebel (NGC 7635) in's Visier, konnten aber kaum mehr erspechteln als bei unserer letzten Beobachtung bei Falkenstein. Ich hatte diesmal den besten Eindruck mit 105x und UHC Filter.
Die Gamma Cygni Nebel wurden kurz in's Visier genommen, von dort aus ging's zu NGC 6888. Der Crescent Nebel war bei 105x bzw. 90x mit [OIII] Filter ein beachtliches Objekt.
Die zenitnahe Position brachte nun auch meinen Dob in Verlegenheit, der Fangspiegel war bald beschlagen. Das war aber noch nicht das absolute Aus: Saturn war immer noch eine Augenweide. Das Seeing war in dieser vom Tau triefenden Nacht gut, und Saturn stand bei 230x für Sekunden so ruhig im Bild, dass man meinte, ein Dia anzuschauen. Der Anblick ist für uns nun schon zur "Gewohnheit" geworden, spektakulär aber allemal, der Ringplanet mit Cassiniteilung, Crepe-Ring, pechschwarzem Schatten des Planeten auf dem Ring, Wolkenbändern, etlichen Monden... Und wenn ich nicht Geister gesehen habe, so dürfte ich blickweise ganz draußen in den Ansen die Encke Teilung erhascht haben.
Dann war es aber endgültig Zeit, unsere klitschnassen Sachen zusammenzupacken, was einigermaßen lustig war, mit Sucher und Telrad "entleeren", etc. Die Stoffschutzhülle meines "Stangl-Newton" war zum Auswinden...
Der 18 Zöller und alles andere Zeug blieb gleich im Auto. Die nächste Nacht waren wir schon wieder draußen, diesmal passte es auf der Ebenwaldhöhe. Die Nacht begann wirklich prächtig, mit einer Sommermilchstraße, wie ich sie schon lange nicht gesehen habe. Im Zenitraum hatten wir eine respektable Grenzgröße von 6 bis 6.5 mag, je nach Einschätzung der einzelnen Beobachter. Tau gab es in dieser Nacht keinen, dafür auffrischenden Südostwind, der uns bald zu wärmerer Kleidung greifen ließ. Gegen die Morgenstunden zu bildete sich im Tal Nebel aus, was nach und nach eine ziemlich starke Himmelsaufhellung im Nordosten und Osten bewirkte. Im Süden wurde der Himmel horizontnah matt.
Zum Einstieg beobachtete ich NGC 6229, einen schwachen Kugelhaufen im Herkules. Bei 105x noch ziemlich nebelig, war er doch bei 230x teilweise auflösbar.
Weiter ging's mit der Jagd nach diversen Gasnebeln. An Sh 2-90 im Sternbild Vulpecula scheitere ich gleich einmal, ich denke, ich war an der richtigen Position, konnte aber nix nebeliges entdecken. Gut, ich war in der zweiten Nacht mit meinen Augen schon etwas bedient... Kann aber genauso gut sein, dass ich die falschen zwei Sterndl als "Wegweiser" im Okular erwischt habe, und knapp daneben ist halt auch daneben. Walter zweifelt zwar nach unseren Recherchen im POSS, ob Sh 2-90 für einen 18" überhaupt zu derpacken ist, ich kann es aber nicht glauben, dass so gar nix davon zu erwischen sein sollte. Das wird nächstesmal peinlichst genau nachgeprüft.
"Alles Nebel" erschien bei IC 1396 im Cepheus. Dieser riesige Nebelfleck in der Gegend von μ Cephei passt natürlich bei zwei Meter Brennweite nimmer in's Blickfeld, hier hätte ich den kleinen 5.7" Maksutov-Newton gut brauchen können. Bei 50x mit UHC Filter konnte man jedenfalls weitschweifige Nebelgebiete feststellen, durchaus strukturiert, jedoch ohne eine Aussage vom Aussehen des Objekts treffen zu können. So wie wenn man im Wald steht, und vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht...
Ebenfalls im Cepheus, hart an der Grenze zur Lacerta, wartete mein nächster Kandidat: Sh 2-132. Dieses Sharpless Objekt war mit UHC oder H-Beta Filter am besten zu sehen, der [OIII] Filter brachte meines Erachtens wenig. Auch dieser Nebelfleck ist relativ groß, ein wenig musste man das Fernrohr schon hin und her schwenken, um die Ausdehnung etwa zu erfassen. Insgesamt erschien Sh 2-132 jedenfalls nicht allzu schwierig.
Recht einfach waren diverse Teile des Gamma Cygni Nebelkomplexes zu sehen. Zumindest die Teile IC 1318 b, d und e sowie den Sh 2-108 konnten wir eindeutig identifizieren, schön war auch der Dunkelnebel LDN 889 zwischen den Teilen d und e sichtbar. Wiederum war UHC oder H-Beta dem [OIII] Filter vorzuziehen. Verdammt, ich hätt auch ohne Filter probieren sollen... das nächste mal halt.
Dann widmete ich mich wieder diversen Objekten tief im Süden. Der Helix-Nebel war ähnlich wie in der Nacht davor am Hegerberg. Mehr lässt sich vielleicht nurmehr unter Top-Bedingungen rausholen, die aber nicht mehr gegeben waren.
Hübsch war wieder NGC 246, zusätzlichen Informationsgewinn konnte ich aber nicht verzeichnen, habe aber auf diversen Fotos auch nicht mehr erkennen können.
NGC 247 war deutlicher zu sehen, aber immer noch ziemlich strukturlos. Weit schöner als am Hegerberg war jedoch NGC 253. Wir zoomten bis 150x rein, wo die Staubstrukturen wunderbar sichtbar waren, bei 90x dafür die Spiralarme als flaches "Z".
In der Nähe und noch ein bissl südlicher befindet sich NGC 288, ein recht netter Kugelhaufen, der bei 105x bis 230x doch eine beachtliche Zahl von Sternen zeigt.
Weiter ging's mit einigen Galaxien. So z.B. machte NGC 7331 doch mehr her als in der letzten Ebenwald-Nacht. Ein Blick auf Stephan's Quintet offenbarte bei 230x vier nebelige Fleckerln. Wo ist denn die 5. Galaxie? Da muß ich noch ein bisslerl nachhaken. Entweder haben wir die 13.6 mag Galaxie NGC 7317 nicht derpackt, oder, was wahrscheinlicher ist, wir haben die knapp beieinander stehenden NGC 7318 A und B als ein Fleckerl gesehen. Zu diesem Schluss komme ich deshalb, weil ein Nebelfleckerl deutlich schwächer war, und das dürfte wohl die NGC 7317 als schwächste Galaxie in dieser Gruppe gewesen sein.
Wenn man diese Gegend im Pegasus ein wenig weiter abstöbert, kommen einem noch etliche schwache Galaxien unter...
Etwas leichtere Kost war schließlich M33. Bei 105x einfach traumhaft. Die S-Form war leicht sichtbar, 4 hellere Knoten, die Spiralarme indirekt weit um den Kern herumgewunden, und ansatzweise ein dritter Spiralarm. Beste Vergrößerung 105x, bei 50x auch nicht uninteressant, aber weniger Detail. An M33 wird noch allerhand zu "erforschen" sein.
M31 bot auch einen Anblick wie noch nie. Im hellen Zentrum der Kern fast punktförmig, deutlich zwei Staubbänder westlich, die Sternwolke NGC 206 leicht sichtbar, die Spiralarme nördlich und südlich weeeeeeiiiiiit hinaus verfolgbar (der südliche ist etwas stärker ausgeprägt), M32 als verdammt heller Knödel, und NGC 205 als dicker Brummer, allein schon sehenswert. Besten Kompromiss zwischen Vergrößerung und Kontrast bot 105x. M31 gibt sicher noch einiges her, werde ein gutes Foto einmal eingehend studieren, und dann gucken, was visuell davon rauszuholen ist. Teilweise wird man kräftig vergrößern dürfen.
NGC 891 war bei 150x einfach fesch, lichtschwach, aber deutlich sichtbar, und das zentrale Staubband fast über die gesamte Ausdehnung.
An M74 konnte zumindest Walter bei 105x indirekt einen Spiralarm entdecken, der sich um 3/4 der Galaxie herumgewunden hat. Für mich war das nicht erkennbar, ich war bereits zu müde.
Der Merope Nebel (NGC 1435) in den Pleiaden wurde ein Opfer des aufgehellten Himmels, den hab ich schon leichter im kleinen 5.7" gesehen als dieses mal im 18".
Zum Drüberstreuen gab's dann noch M52, h+χ im Perseus, und einen Blick auf den Bubble-Nebel (NGC 7635), der für mich nichts neues bieten konnte. Walter hat bei 105x mit UHC Filter die Bubble mit klar definiertem Außenrand gesehen, und mehr als die Hälfte der "Luftblase" erkannt.
Meine Sehkraft war damit endgültig erschöpft, zwei Nächte nacheinander sind doch eine rechte Viecherei, zumal ich trotz Müdigkeit kaum mehr als 3 Stunden geschlafen hatte. Mit sowenig Schlaf hängt sich die zweite Nacht dann noch mehr rein.
Während ich schon meine Sachen einpackte, war Walter noch fest am Fotografieren.
Howdii