Nach dem verregneten Juli gab es zum August-Neumond dieses Jahres doch noch ein paar klare Nächte. Konkret am 7. August hat es Walter und mich wieder einmal auf die Ebenwaldhöhe gezogen.
Die Nacht begann stark, ließ aber leider bald nach, und bot dann bei wechselnden Bedingungen einen eher nur durchschnittlichen Sternenhimmel.
Zu Beginn gleich einmal den Cirrus Nebel, der problemlos schon ohne Filter in meinem 5.7" f/6 Maksutov-Newton sichtbar war. Besser noch als am Abend davor am Brentenriegel, da hatte ich den Cirrus im 6" f/5 Newton von Gerhard Rehak auch ohne Filter gesehen.
Dann weiter mit dem Nordamerikanebel. Auch diesen, und sogar den Pelikannebel schafften wir ohne Filter. Freilich, die besseren Ansichten holten wir uns bei all diesen Objekten mit einem [OIII] Filter.
Das war ja zumindest ein guter Beginn. Ein wenig verwundert war ich, dass ich bei den Gamma Cygni Nebel (IC 1318) etwas mehr Probleme hatte, mit [OIII] Filter waren aber dann nach einigem Hin- und Herspechtln doch zumindest zwei Nebelflecken sichtbar. In der Tat waren die Bedingungen schon ein bissl schlechter geworden. Insgesamt war auch meine Ausbeute bei den Gamma Cygi Nebel schon besser, zumindest die Teile b, d und e hab ich im Juli 96 in einer recht guten Nacht im Waldviertel erspechtelt.
Weil ich grad in der Gegend war, kam auch der Crescent Nebel (NGC 6888) dran. Für diesen hatte ich gegen frühere Beobachtungen auf dem Brentenriegel doch noch bessere Bedinungen. Erstmals gelang mir eine brauchbare Beobachtung, wo die ganze Sichel sichtbar war - mit [OIII] Filter und 2" Widefield Okular. Bisher hatte ich grad den helleren, nördlichen Teil geschafft. In Erichs 12" LX200 habe ich freilich den Crescent schon recht hübsch gesehen, und im Juni dieses Jahres war er - ebenfalls auf der Ebenwaldhöhe - im 18" Dob ein "Fest".
Weiter ging's mit dem "Kleiderbügel" Haufen. Knapp östlich davon war im 5.7" bei 40x ein schwaches, kleines Nebelfleckerl zu sehen. Bei 90x konnten indirekt einige Sterndln rausgespechtlt werden. Es ist der offene Haufen NGC 6802, dessen hellste Sterne grad 13 mag erreichen.
Dann widmete ich mich dem offenen Haufen NGC 6830, auch ein Vorschlag aus Viktors Skywalker (aus der BAA Zeitschrift Libra). Zu sehen war eine Handvoll Sterndln, etwas dichter konzentriert, in einem ohnehin recht sternreichen Feld.
Nächstes Objekt: der offene Haufen NGC 6823. Gemischt, hellere und schwächere Sterne, ein durchaus nettes Objekt. Die im Skywalker angeführte "Nebulosity" trägt den Namen NGC 6820, und war mit dem 5.7" nicht zu sehen. Ohne Filter nicht, und auch nicht mit UHC, [OIII] oder H-Beta. Naja, zu den ganzen Nebeln später noch ein paar Überlegungen.
Zwischendurch wieder einige bekannte Objekte: M27 zum Beispiel. Schon im 7x50 Sucher eindeutig zu sehen. Im 5.7" dann etwas enttäuschend, habe ich doch die "Ohren" schon oft ohne Filter gesehen. Diesmal waren sie kaum wahrnehmbar. Dafür versuchte ich wieder einmal den Zentralstern rauszupicken. Bei 220x erspechtelten Walter und ich dann insgesamt drei Sterne im Nebel, wovon der genau in der Mitte des Nebels der Zentralstern ist. Na, keine Frage, im 18" Dob, vor zwei Monaten, war der Hantelnebel mit 9 oder 10 Sternen gesprenkelt...
M71 ist bei 40x in einem 6" ein nebeliges Fleckerl, bei 220x konnten wir den Haufen teilweise auflösen. Richtig interessant ist er allerdings mit großer Öffnung, z.B. im 18" :-)
Weiters haben mich die laut der Uranometria Karte ineinander verschachtelten Haufen NGC 6882 und NGC 6885 interessiert, aber außer einem Haufen Sterne war kaum der Eindruck von zwei Sternhaufen zu gewinnen :-)
Da die Bedinungen ständig wechselten, machte ich mich recht unverdrossen auf die Jagd nach Viktors "Fragezeichen", dem Sh 2-90. Ich habe tapfer der Reihe nach alle Filter probiert, nix zu machen. Walter hat nur gemeint, ich sollt mir doch eine bessere Nacht zur Sharpless Jagd aussuchen, und in der Tat, die Milchstraße schimmerte nur eher matt vom Himmel.
Ein wenig habe ich auch mit dem NGC 6886, einem wunzikleinen planetarischen. Nebel, herumgespielt. Da reichte aber die Aufsuchkarte des Skywalker bei weitem nicht aus, das "Sterndl" eindeutig zu identifizieren. Hier ist eine detaillierte Aufsuchkarte der direkten Umgebung gefragt, mit Sternen bis mindestens 13 mag oder tiefer.
Wer unbedingt mit einem 6" eine "härtere Nuss" dieser Art knacken möchte, dem kann ich IC 4593 im Hercules ans Herz legen. Diesen Kerl hab ich im Juni 1996 in einer Nacht mit sehr gutem Seeing dingfest gemacht. Er hat sich damals bei 150x als etwas dickerer "Stern" verraten, bei 300x oder 440x gab es dann keinen Zweifel: Beim direkten Hinsehen war der 11.1 mag helle Zentralstern zu sehen, indirekt die Nebelhülle. ähnlich wie beim "Blinkenden Planetarischen Nebel" im Schwan. Letzterer ist aber ein recht einfaches Objekt, das ich schon vor Jahren mit meinem 6" f/10 Mak beobachtet habe. Bei 150x war damals der Zentralstern zu sehen, bei 300x hat der "Blinkeffekt" tadellos funktioniert.
So, und abschließend noch ein paar Gedanken zur Beobachtung von Gasnebeln. Ich weiß, es gibt weit erfahrenere und erfolgreichere Nebelbeobachter wie mich, man macht halt, was man kann, was drinnen ist. So schiebe ich auch diverse Objekte, die auf meiner "Wanted" Liste stehen, schon Jahre vor mir her, weil ich halt keine Spitzennacht erwische, wo ich daran denken könnte, solche Erkundungen mit dem 5.7" zu unternehmen
Generell möchte ich anmerken, dass die Helligkeitsangaben für Nebel schon mal ein schwieriges Thema sind, und die Daten aus dem DSFG (Deep Sky Field Guide zur Uranometria) wenig hilfreich sind. Dazu einige Beispiele: Den Cirrus wird wohl kaum einer für ein schwierieges Objekt halten, hab ich doch selbst schon oft genug mit Sechszöllern beobachtet. Dieses Objekt wird mit einer Helligkeit von 2-5 angeführt. Den Nordamerikanebel halt ich auch nicht für sehr schwer, es ist die schiere Größe, die hier meist Probleme macht, falls man nicht über ein RFT verfügt - dieser Nebel ist mit 1-5 aufgeführt. Nicht viel schwieriger als den Nordamerikanebel halt ich den Pelikannebel, der mit 3-5 notiert. Dafür etwas härter sind meines Erachtens nach die Gamma Cygni-Nebel, die wiederum mit 1-5 für die hellsten Teile aufgeführt sind. Der Crescent, der wohl sicher schwieriger als der Cirrus ist, steht mit 1-5 im DSFG.
Wenn man glaubt, 1-5 Objekte sind leichte Beute, dann irrt man gewaltig, denke ich. So liest sich der Cocoon-Nebel (IC 5146) auch mit 1-5, allerdings war in der Juninacht mit dem 18" z.B. grad ein schwacher Nebelfleck zu sehen, am ehesten noch ohne Filter. Der California-Nebel im Perseus notiert auch mit 1-5, ist mit H-Beta Filter und Widefield Okular aber gar nicht schwer, mit UHC oder [OIII] tut man sich wesentlich härter, ohne Filter hab ich ihn noch nie geschafft. Der im DSFG notierte Farbindex als ergänzende Information zur Helligkeitsangabe kann auch keine Klärung herbeiführen, sind doch alle angeführten Objekte mit 3-4 deutlich den Emissionsnebel zuzuordnen, grad der Cocoon schlägt mit 2-4 ein bissl aus der Reihe.
Und um auf unsere Skywalker Objekte NGC 6820 und Sh 2-90 zu kommen: NGC 6820 ist mit 3-5 angeführt, wird aber wohl schwieriger sein als der Pelikannebel, und Sh 2-90 notiert zwar mit 2-5, doch einfach ist dieses Objekt sicher nicht. Immer noch gilt, dass für ein kleines Fuzerl wie den Sh 2-90 wohl weit mehr Kontrast zur Wahrnehmung notwendig ist, als für eine "Pletschn" wie den Pelikan - sofern überhaupt noch genug Kontrast gegeben ist. Zur Sharpless Jagd braucht man wohl verdammt schwarzen Himmel.
Meine persönliche Schlussfolgerung? Wenn schon die Nächte nicht so ideal sind, dass ich mir die Augen ausspechtln könnt, um ein paar Photonen von einem Sharpless aufzuschnappen, werd ich einfach mit schwererem Geschütz auffahren, und nächstesmal den 18" einspannen. Wird wahrscheinlich mit dem hart genug, und wenn ich damit meine Kandidaten gesehen habe, kann ich mir die Chancen für einen 6" wohl eher ausrechnen. Immerhin, einen Sharpless (Barnard's Loop, gar nicht soooo schwer) hab ich schon. Und vermutlich sollt ich nicht grad mit dem Sh 2-90 im 5.7" weitermachen :-)
Howdii