Komet C/1995 O1 (Hale-Bopp)

13. 4. 1997, Niederkreuzstetten

Schon wieder ein Wochenende mit Kaltfront, Sturm, heftigen Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Am Sonntag gab es überraschend einen klaren Abend, mit gutem Seeing, ohne Wind, nur frisch war's (0° C) und der helle Viertelmond beeinträchtigte ein bissl den Genuss.

Als Beobachtungsplatz diente ein weiteres Mal der Neubauer Höhenrücken, ein wenig östlich von Niederkreuzstetten. Gegen 20:50 MESZ hatte ich bereits Merkur in meinem 5.7" f/6 Maksutov- Newton eingefangen, als Walter  hinzukam. Er aktivierte wieder seine Fotoausrüstung, ich beließ es bei visueller Beobachtung.

Sobald es dunkel genug war, versuchten wir zu sehen, was der Mond vom Schweif des Kometen übrig ließ. Durch die sehr klare Luft war der Schaden begrenzt. Indirekt konnten wir den Staubschweif mit etwa 15 Grad Länge schätzen, der Plasmaschweif war sehr schwierig, und erst mit trickreicher Blicktechnik zu erhaschen, dann aber gut 8 Grad lang. Wie der Trick funktionierte? Wir drehten dem Mond den Podex zu, und versuchten den Komet aus dem äußersten Blickwinkel zu beobachten. Umgekehrt, mit dem Gesicht zum Mond funktionierte es nicht.

Im 7x50 und Walters 15x80 Feldstecher war natürlich der Schweif nicht so lang zu sehen, aber wir fanden doch wieder die Aufspaltung des Plasmaschweifs in zwei Teile, oder auch "kräftige Strahlen". Der Mond nimmt zwar einiges an Kontrast weg, doch ist mir schon bei meiner letzten Beobachtung so vorgekommen, als wenn der Komet ein bissl an Helligkeit verloren hätte. Er wirkt weit nicht mehr so "gleißend" wie zu Ostern, ist aber immer noch hübsch hell.

Im Fernrohr bei 22x, 30x und 40x fanden wir die Lichtverteilung in der Koma nun viel gleichmäßiger, vielleicht sogar etwas heller auf der östlichen Seite, die ja bisher immer schwächer war. In etwa gleich hellen "Streamern", in der Mitte war ein etwas dunklerer Streifen, verlief der Ansatz des Staubschweifes aus der Koma. Die östliche Seite scharf begrenzt, die südwestliche Seite breit auffächernd und diffus. Der Staubschweif setzte relativ knapp hinter dem Kopf des Kometen zur Krümmung an, dahinter konnte man den zart und filigran wirkenden Plasmaschweif erkennen, beim Ansatz in zwei auffächernden Strahlen.

Höhere Vergrößerung, 90x, zeigte wieder den "Beistrich" aber detailliert, mit einem seitlich zur diffusen Seite des Staubschweifes gerichteten Jet, der in den innersten Bogen mündete, außerhalb zwei weitere Bögen, nun hübsch symmetrisch zur Stoßfront, also ziemlich genau zur Sonne gerichtet. Bei noch höherer Vergrößerung, 150x, konnten wir einen zweiten, schwächeren Jet entdecken, dem kräftigen Jet genau diametral gegenüber. Dieser Materiestrahl verlor sich aber nach kurzer Distanz in der Helligkeit der Koma. ähnliche Beobachtungen habe ich schon öfter bei unseren amerikanischen Kollegen gelesen.

Das gute Seeing verlockte schließlich noch zur Marsbeobachtung, und dabei war bis 300x drin. Gutes Seeing hatte ich schon öfter bei Mars, nur wenn er grad ein fades Gesicht zeigt... Diesmal nicht so. Extrem viele Details sichtbar, und eine wunzikleine Polkappe, nur ein weißes Tipferl.

Der Mond musste schließlich auch noch ins Rohr, grün gefiltert, und bei 240x mit etwas zurückgenommener Vergrößerung. Die leichte "Dünung" des Seeings hätte bei 300x zur Seekrankheit gereicht.

Howdii