Die kalte Nordwestströmung hatte den Himmel gründlich geputzt. Vom Weinviertel aus war der Schneeberg so klar zu sehen, dass man meinte, man könnt ihn angreifen. Quellwolkenentwicklung machte mich nicht nervös, und so kontaktierte ich Walter. Er meinte, meine Hoffnungen auf eine klare Nacht wären eher Zweckoptimismus. Tatsächlich gab es nachmittags noch Schneeschauer, und der Wind war stürmisch. Saukalt war es sowieso.
Wir vereinbarten den Treff an meinem Platzerl bei Niederkreuzstetten, sofern das Wetter passen würde. Gegen Abend lösten sich fast schlagartig die meisten Wolken auf. Es schien eine glatte Sache sein zu wollen. Doch bei der Anfahrt zum Beobachtungsplatz gab es noch gespenstische Szenen zu sehen: einige größere, schwarze Wolken griffen mit ihren "Tentakeln" gierig nach der Erde... es sah fast aus wie ein UFO-Angriff in einem Science-Fiction Film.
In der zu Ende gehenden Dämmerung traf ich am Beobachtungsplatz ein, Walter kam etwas später. Der Windschutzgürtel an meinem Platzerl war uns sehr willkommen, dahinter war es auszuhalten. Der Wind schlief letztlich ein, wir spürten gar nichts mehr davon. Die letzte schwarze Wolke war auch schon abgezogen, und gab einen Nachthimmel mit sehr klarer Luft frei. Der Komet bot schon mit freiem Auge ein tolles Bild. Hale-Bopp stand unweit von Algol, der Plasmaschweif zog sich bis ein Stückl über Mirfak hinauf, und der Staubschweif war bis hinauf zum Doppelhaufen h+χ verfolgbar, das sind gut 15 Grad Plasmascheif, und 20 Grad Staubschweif. Der Plasmaschweif war freisichtig aber schwieriger, als ich es bisher in Erinnerung hatte.
Den Grund sahen wir im Feldstecher, in meinem 7x50 und Walters 15x80. Der Plasmaschweif fächerte breit auf, wir sind uns gar nicht so sicher, ob wir nicht von einem zweigeteilten Plasmaschweif sprechen sollten. Die Fotos, die wir knipsten, werden wohl Aufschluss geben. Der "dritte" Schweif, wenn wir so sagen wollen, ist dabei der kürzeste. Im Staubschweif versteckte sich noch der offene Sternhaufen M34, im 15x80 sehr schön zu sehen.
Handskizze aus meinem Beobachtungsbuch. M34 wird vom Staubschweif des Kometen Hale-Bopp überdeckt
Im Teleskop, meinem 5.7" f/6 Maksutov-Newton, waren bei 40x zumindest zwei kräftige Strahlen, die außen vom Plasmaschweif abzweigten, über mehr als 3 Grad verfolgbar. Sah total fransig und zerrissen aus, einfach grandios. Bei höherer Vergrößerung ein "Kontrollblick" auf die inneren Bereiche der Koma, hier aber keine Neuigkeiten.
Es wurde wieder fleißig fotografiert, mit stehender Kamera und Piggyback. Ganz wolkenfrei blieb unsere Session nicht, aber wir haben ja noch ein paar Tage Ruhe vom Mond, und sind schon neugierig, wie sich der Komet weiter entwickeln wird. Diese Beobachtung war jedenfalls der bisherige Höhepunkt, fand ich, und Walter stimmte zu. Wer also den Kometen noch immer nicht gesehen hat, warm anziehen, und raus am Abend!
Komet Hale-Bopp über den Baumwipfeln bei Niederkreizstetten, in der noch hellen Dämmerung am 7. April
...einige Zeit später: Der Himmel ist nun dunkel, dafür ist der Lichtschein von Niederkreuzstetten nicht zu übersehen
Howdii