Ostersonntag. Im Weinviertel lösen sich gegen Abend die letzten Wolken auf. Es gab Immer noch heftiger Wind. Um 18:10 MEZ bezog ich Stellung auf den Feldern hoch über Niederleis, wollte den Kometen möglichst früh aufstöbern.
Leider ging die Sonne schon über dem Ernstbrunner Kalksteinbruch unter, während ich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton aufbaute. In Ermangelung der Sonne hatte ich nun keine Chance mehr, den Kometen am noch hellen Himmel über Koordinaten anzufahren, und landete, wie sich zeigen sollte, etliche Grad daneben. Auch die genaue Nordrichtung hatte ich um etliche Grad verschätzt. Damit wurde die Dämmerung eher lang. Ich beobachtete dafür mit Feldstecher und Fernrohr die Klonen des Osterhasen beim Abendmahl, und dass sie nicht Besuch vom Fuchs bekommen haben, können sie mir verdanken, Reineke Fuchs hat sofort Reißaus genommen, wie er mich gesehen hat.
Um 18:48 Uhr hatte ich dann den Kometen freisichtig am noch sehr hellen Himmel geortet, und einige Minuten später Merkur am Westhimmel. Im Fernrohr zeigten sich die Strukturen in der inneren Koma unverändert, wie ich sie am 23. März beobachtet habe, ein "Beistrich", und darüber zwei Bogerl, fast exakt in Richtung Sonne. Bei dunkler werdendem Himmel versuchte ich wieder einmal eine Skizze am Fernrohr anzufertigen.
Je dunkler der Himmel wurde, desto mehr wurden die Strukturen im Jet von der Helligkeit der Koma überstrahlt. Dafür war jetzt der vom Kopf des Kometen breit auffächernde Staubschweif auch im Teleskop gut zu erkennen, und diverse Strahlen im Plasmaschweif (bei 40x). Dann guckte ich den Kometen im Feldstecher genauer an, und versuchte ebenfalls eine Skizze anzufertigen. Freisichtig war der Staubschweif etwa 10 Grad lang zu sehen, der Plasmaschweif 15 Grad. Durch die ständige Verwendung von Licht (zum Zeichnen) war natürlich absolute Dunkeladaption nicht gegeben.
Die Koma des Kometen mit abgehendem Staub- unf Gasschweif im Teleskop bei 40x
Der Anblick im 7x50 Fernglas
Um etwa 20:30 Uhr verließ ich den Beobachtungsplatz, um meinen Vater von daheim abzuholen. Mit ihm fuhr ich zu dem Beobachtungsplatz auf dem Neubauer Höhenruecken nahe Streifing, den ich schon am Karfreitag beehrt hatte.
Der Komet stand natürlich schon tiefer, durch die scheinbare Drehung des Himmels war aber der Schweif steiler nach oben gerichtet, was die Beobachtung zumindest nicht verschlechterte. Der Kopf des Kometen stand etwa 5 Grad nordwestlich von γ Andromedae. Nach etwa einer halben Stunde Dunkeladaption konnte ich gegen 22:00 (MEZ) indirekt, bei streifendem Blick den Staubschweif knapp 15 Grad lang sehen, wie er leicht gekrümmt und breit Richtung α und γ Cassiopeiae zog, der Plasmaschweif erstreckte sich Richtung ε Cassiopeiae, und reichte hart an ε heran, das müssen etwa 17 Grad sein.
Der Anblick mit freiem Auge am späteren Abend des 30. März
Nun standen Sirius und der Kopf des Kometen etwa gleich hoch über dem Horizont, und ich versuchte, mit dem linken Auge Sirius, mit dem rechten Hale-Bopp im Blick, die Helligkeit des Kometen zu schätzen: irrsinnig schwierig, aber viel fehlt nicht auf Sirius, würd ich sagen. Im 7x50 war der Blick überwältigend. Durch den helleren, gekrümmten Staubschweif macht es den Eindruck, als wenn der Plasmaschweif dahinter hervorkäme, was einen eigenartigen 3D-Effekt ergibt. Der Gesamteindruck lässt sich mit Worten nur mehr schwer beschreiben.
Howdii