Am Morgen des 12 März, um 3:30, als ich von daheim weggefahren bin, war der Komet direkt gegen eine helle Straßenlampe bereits mit kurzem Schweifansatz zu sehen. Knapp nach 4:00 traf ich in den Weinbergen an der Ostflanke des Galgenbergs bei Falkenstein ein, wo Walter nach einer Foto-Session gerade sein letztes Kometenfoto belichtete. Wachablöse, sozusagen.
Schon freisichtig war der Komet eine Augenweide. Wir schätzten den Komet als knapp heller als Wega. Der senkrecht zum Horizont nach oben gerichtete Plasmaschweif war rund 15 Grad lang verfolgbar, der Staubschweif zweigte leicht gekrümmt, breit auffächernd, etwas nach West ab, rund 7 Grad lang.
Im 7x50 Feldstecher ist der Komet mit seinen beiden Schweifen ein wahrer Prachtkerl. Das 7 Grad messende Blickfeld meines Fujinon war voll mit Komet, und der Plasmaschweif ließ sich noch ein gutes Stück weiter verfolgen.
Der Komet., wie ich ihn im 7x50 Fernglas sah. Bei der Skizze ist mir der Plasmaschweif dann auch noch durch das Wort Plasmaschweif in den Aufzeichnungen "gewachsen" ;-)
Walter verabschiedete sich bald, und trug mir auf, vorsichtig mit dem Kometen umzugehen, damit er nicht zerbreche ;-)
Dann der Blick durch's Fernrohr (5.7" f/6 Maksutov-Newton): Schon bei 40x war was neues im Kometenkopf zu sehen. Mit etwas Spielerei zwischen Vergrößerung und Austrittspupille dann bei 60x: Die innerste "Dust Shell" fand eine schwächere Fortsetzung, die als Spirale um den gesamten "Kern" sichtbar war. Der innerste Komabereich hatte damit ein Aussehen, das entfernt an die "Black Eye Galaxy" erinnert - Hale-Bopp, der Komet mit dem Schwarzen Auge :-)
Insgesamt waren 3 "Dust Shells" sichtbar. In der immer heller werdenden Dämmerung zoomte ich noch mit 220x hinein, um die innersten Bereiche um den Pseudonucleus, der nun deutlich punktförmig erschien, zu erforschen. Vom Pseudonucleus ausgehend der innerste Materiestrom zeigte Richtung Symmetrieachse des tortenstückförmigen Materieauswurfs. Nach sehr kurzer Distanz erschien er nach hinten, Richtung Schweif, abgelenkt, und traf dort auf die innerste "Dust Shell". Diese fand, wie oben beschrieben, eine spiralförmige Fortsetzung um den ganzen Kern herum (ein etwas verdepschtes Ringerl...), und traf den Jet wieder bei der 2. "Dust Shell" von innen.
Tjo, Walter hat fotografiert, aber so wirklich ran kommt man damit wohl nicht, ich habe meine Beobachtung im Beobachtungsbuch schriftlich und mit Handskizzen festgehalten.
Die innere Koma des Kometen im Teleskop bei höherer Vergrößerung: der Jet zeigt Richtung Staubschweif, dort setzt eine Dust Shell Spirale an, die nach einer Umdrehung in die zweite Dust Shell mündet
Zeichnung nach der Skizze am Ferrohr
Ich versuch einmal eine vorsichtige Interpretation: Der Kern hat scheinbar eine größere "Wunde", aus der, wenn sie aufgrund der Rotation des Kerns eine bestimmte Stellung zur Sonne einnimmt, ein kräftiger Materiestrom austritt. Durch die weitere Rotation entsteht eine sichtbare "Dust Shell". Mehr oder weniger plötzlich versiegt dann der Materiestrom wieder, wenn die "Wunde" in den Schatten des Kerns gerät. Schon bei meiner letzten Beobachtung im 18" waren schwache Forsetzungen der "dust shells" in Richtung Stoßfront sichtbar. Mittlerweile ist dem Kometen schon so "heiß" geworden, dass der Materiestrom nicht so plötzlich abreißt und ziemlich "nachzeppert", und dadurch schleudert der Kern - jetzt zumindest sichtbar - ringsum Materie aus. Durch die Fliehkraft wandert die ausgeströmte Materie langsam nach außen, dadurch auch die Spiralstruktur, und bei der nächsten Umdrehung legt der Kern innen eine neue "dust shell" dazu. So stellt sich der kleine Howdii halt ungefähr vor, was dort vor sich geht, ganz klar ist es wohl nicht.
Zur Farbe des Kometen: Heute war auch im 5.7" MN eine rötliche Färbung des Jets und Staubschwerfs sichtbar, gelb überwiegt aber im Staubschweif. Der Plasamschweif hingegen hatte einen bläulichen Farbton.
In der immer heller werdenden Dämmerung war dann noch tief im Südosten Jupiter zu sehen, und es gab letztlich einen Sonnenaufgang mit prächtigen Farben.
Howdii