Hale-Bopp, Hale-Bopp, nicht nur

7. / 8. 3. 1997, Wien und Falkenstein

Am Abend des 7. März gab es auf der Sofienalpe (Wien) eine öffentliche Führung des Vereins Kuffner Sternwarte zur Beobachtung des Kometen Hale-Bopp. Dieser Komet ist ja doch der mediale Aufreger dieser Tage. Ich kam direkt von der Arbeit auf die Sofienalpe, ohne Teleskop, und war unmittelbar nach Sonnenuntergang dort. Auch Walter war da, baute sein 8" SC auf, nebenbei hatte er seinen 15x80 Feldstecher mit. In der beginnenden Dämmerung traf ich zufällig auf Andreas Berthold. Wir hatten wohl Kenntnis voneinander, aber es war unser erstes direktes Aufeinandertreffen.

Um 18:20 Uhr gelang es mir, mit Walters 15x80 Fernglas den Kometen am Himmel aufzuspüren. Wir hatten dadurch ein bissl die Nase vorn, und den Komet bald im Fernrohr, wo die anderen Beobachter noch am Himmel herumstocherten. Interessant wurde es, als es dunkler wurde.

Bei 50x war im 8" SC der sonnenwärts gerichtete Jet und deutlich zwei "Dust Shells" zu sehen, blickweise weiter außen noch eine dritte. Der Staubschweif präsentierte sich im 15x80 Feldstecher etwa 3 Grad lang, der Plasmaschweif war etwas weniger deutlich, aber länger verfolgbar. Entschieden, noch ist der Komet am Morgenhimmel besser zu sehen.

Um 20 Uhr trat ich den Heimweg an. Nur, um mich etwas zu stärken, wärmeres Gewand anzulegen, und den 18" Dob ins Auto zu verfrachten. Walter und ich hatten beschlossen, die klare Nacht vom 7. auf den 8. März oberhalb von Falkenstein zu verbringen, in den Weinbergen an der Ostflanke des Galgenberges. Wir waren etwa um 23 Uhr dort, und es ging durch bis 6 Uhr in der Früh. Bis der Komet Hale-Bopp wieder in brauchbarer Höhe stand, vertrieben wir uns die Zeit mit Deepsky Beobachtungen.

Es war nach ersten "Versuchen" und Adaptierungsarbeiten der erste "Großangriff" auf den Himmel mit meinem neuen 18" f/4.4 Dob. Ich hatte erstmalks den "Strumpf" (die Ami sagen "Shroud" dazu) als Streulichtschutz über dem Stangeltubus. Der Himmel zeigte sich durchaus gut, die Transparenz war zwar nicht berauschend, dafür das Seeing relativ gut.

Los ging es mit M51. Wunderschön, aber ich war da schon ein wenig abgebrüht. Die Strudelgalaxie hatte ich schon mal im 16" Newton der Privatsternwarte auf dem Brentenriegel recht eindrucksvoll gesehen.

M101 war eine andere Geschichte. Whoa, bei 90x steht das Viech mit Haxen da, vier Spiralarme deutlich. Mir trieb es das Wasser in die Augen, und ich bin fast von der Leiter gefallen. Folglich ging Walter ans Okular, aber auch er war sonderbarerweise relativ "schnell" wieder von der Leiter herunten. Das hat uns beide etwas emotional mitgenommen. Was wir uns erst viel, viel später eingestanden haben.

M97: Bei 90x die Augen relativ deutlich, auch der Zentralstern war sichtbar, easy. Ohne Filter.

M108 ging bei 200x quer durchs Gesichtsfeld, reich strukturiert! 

M3: Unbeschreiblich, ein geballte Ladung an Sternen!

M13: Spektakulär! Bis ins Zentrum aufgelöst, dennoch ist indirekt ein nebeliger Hintergrund an unaufgelösten Sternen zu sehen.

M92: einfach fesch!

M64: Das "Schwarze Auge" dieser Galaxie war deutlich erkennbar!

Leo Triplet, M65, M66 und NGC 3628: Feiner Anblick, die "vergratschte" Struktur von M66 war deutlich sichtbar, das Staubband in NGC 3623 easy.

Ein Galaxiengewurl in der Gegend von M105!

NGC 4565, die Needle Galaxy - ein Bild für Götter! Das Staubband war mehr als deutlich sichtbar, die Galaxie passt bei 200x nimmer ganz ins Bildfeld!

NGC 4656/57, die Hockey Stick Galaxy, also da hat man keine Probleme, alles deutlich sichtbar!

NGC 4631, ein Riesenbrummer im Okular, mit vielen Strukturen, und die kleine elliptische Galaxie daneben, NGC 4627 war mit direktem Blick so einfach da!

M57: Ein Wahnsinn! Kontrastreich, Helligkeitsabfall an den schmalen Enden, aufgehelltes Zentrum - das wird noch was im kommenden Sommer!

M27 stand noch sehr tief, gab nicht viel mehr her, als wir von meinem kleinen 5.7" MN her kennen.

Der Cirrusnebel dagegen: Der Feuervogel mit [OIII] Filter - irr! Auch der dritte Teil, zwischen dem Feurvogel und dem östlich davon gelegenen Bogen zeigte viele Strukturen!

M104 - ein wunderschöner "Sombrero!

M81: Whow! Zwei Spiralarme recht deutlich. M82: Bärig! So noch nie gesehen!

Mars: bei 340x diverse Details, tack sharp! Mars blendet stark!

Nach diesen vielen "Leckerbissen" zum Komet Hale-Bopp: Es war klar zu sehen, dass der Komet bereits die Helligkeit von Wega erreicht hat (0 mag!), und noch sind es drei Wochen bis zum Perihel!

Dann der Komet im 18": Schlicht überwältigend. Ganz deutlich waren in der inneren Koma vier "Dust Shells" zu sehen. Der innerste, vom Kern ausgehende Materieauswurf, der bei meinen letzten Beobachtungen noch mehr nach vorne, zur Stoßfront gerichtet war, war nun mehr Richtung Staubschweif zu sehen. Interessant war auch, dass die Dust Shells zwar nach vorne, zur Stoßfront, scharf begrenzt waren, aber eine schwache Fortsetzung auf der anderen Seite zeigten. Im 18" war auch der Farbeindruck neu: zur gewohnten gelblichen Farbe des Jet kamen rötliche Spuren zum Vorschein! Der Staubschweif auf der Seite des kräftigen Jet war logischerweise sehr deutlich ausgeprägt, auf der anderen Seite des Kerns verlor er sich bald nach der Koma, diffus auslaufend. Daraus stach - auf der Außenseite messerscharf abgegrenzt - der Plasmaschweif hervor, der weiter hinten noch eine Verschachtelung zeigte.

Der Komet Hale-Bopp in den Morgenstunden des 8. März, wie er sich im 18" Dob zeigte.  Zeichnung nach einer Skizze direkt am Teleskop

Im 7x50 Feldstecher war der senkrecht vom Horizont nach oben gerichtete Plasmaschweif etwa 8 Grad lang verfolgbar, dann verlor er sich in der Milchstraße. Der Staubschweif knickt etwas nach West ab, und endete nach ca 4 Grad. So zumindest zeigte sich der Komet über Falkenstein, von idealen Beobachtungsorten werden schon wesentlich längere Schweife reportiert.

Stark mitgenomnmen von den Eindrücken traten wir den Heimweg an.

Howdii