Wochenende, aber kein ganz normales für mich. In der Firma ging es grad hoch her, ich hatte telefonischen Bereitschaftsdienst, dazu ein Mobiltelefon ausgefasst. Anwesenheitspflicht war nicht gegeben, im Ernstfall hätte ich aber einrücken müssen. So, auf dem Programm stand eigentlich eine partielle Sonnenfinsternis. Erich Weber hatte nach Mattersburg eingeladen. BAA und Volksbildungswerk veranstalteten eine Führung auf dem Sportplatz beim Bischöflichen Seminar.
Ich kam mit Walter "im Gepäck", wir hatten aber etwas Verzögerung drin, durch meinen Bereitschaftsdienst war ich aufgehalten worden. Um 15:40 Uhr (MESZ) waren wir dort. Die Finsternis hatte vor 10 Minuten begonnen. Es waren schon einige Instrumente aufgebaut, Walter stellte seinen Zeiss Telementor dazu, mit dem er die Sonne auf einen selbstgebastelten Schirm projizierte. Ich ging die Zeile mal lang, guckte da und dort. Letztlich "mein" Teleskop: mit der linken Hand formte ich eine lockere Faust, mit dem eingerollten Zeigefinger erzeugte ich eine Lochblende, und projizierte das Sonnenbild auf die Handfläche der rechten Hand in etwa 15 cm Entfernung. Es ergibt so ein 4 bis 5 mm großes Sonnenscheibchen, den Fortschritt einer partiellen Sonnenfinsternis kann man locker verfolgen. Yeah, I'm a telescope! Die Schweißglasl, die ich mit hatte, blieben im Auto. So viel gibt es an einer partiellen Sonnenfinsternis ja eh nicht zu sehen.
Natürlich bimmelte das Firmenhandy mehrmals, und es waren intensivere Gespräche, wo ich voll gefordert war. Ich verließ dazu auch die Gruppe, ging über den Rasen auf die andere Seite des Platzes, wo ich in Ruhe reden und hören konnte. Grad ein Gespräch beendet, stand ich sehr nachdenklich da, im Kopf noch ganz bei der Arbeit. Kam ein älterer Herr auf mich zu, und ermunterte mich höflich, doch rüber zur Gruppe zu kommen, dort könne man die Finsternis mit Teleskopen beobachten. Ah, ja, richtig, Sonnenfinsternis. Ich machte schnell mein Handteleskop, und schätzte grob ab: Ok, wir haben grad Mitte der Finsternis! Na, das war diesem Herrn zu viel. Er ist kopfschüttelnd wieder gegangen. Gegen Ende der Finsternis projizierte Erich noch die bereits sehr tief stehende Sonne mit dem 12" SC.
Natürlich war mit einer zu erwartenden klaren Nacht noch etwas im Plan. Wir fuhren weiter, auf die Pretul. Ich bildete mit Walter die Vorhut. Hier heroben hatte die telfonische Bereitschaft ein technisches Ende - kein Empfang. Gegen 20 Uhr war es noch nebelig. Erich kam eine halbe Stunde später nach. Da war es klar. Im Zenit hatten wir einen wirklich prächtigen Himmel. Wir hatten aufgebaut, ich natürlich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton. Hatte schon einen feinen M57 gesehen, und auch M27 gab ohne Filter was her, mitsamt "Ohren". Der Komet Hale-Bopp kam auch dran, aber er stand schon recht tief, daher war der Anblick weniger toll.
Im Süden bemerkten wir eine Nebelwand, die langsam den Hang herauf kroch, und auf einmal standen wir mitten drin. Kaum zwei Meter Sichtweite. Alles patschnass. Unser Gedanke, nix wie weg da. Wir packten zusammen. Freilich, dann war auf einmal der Himmel wieder frei. Die Entscheidung allerdings schon gefallen. Wir starteten los Richtung Brentenriegel.
Um etwa 0:30 Uhr (MESZ) waren wir oben auf dem Beobachtungsplatz. Erich würde nicht mehr nach kommen. Erst hatte er Startprobleme, dann ging ihm noch der Sprit aus. Gut, dass ich grad ein Mobiltelefon mit hatte, sonst hätten wir uns ernste Sorgen gemacht,
Der Brentenriegel präsentierte sich windig, keinerlei Tau Probleme. Hier war der Himmel nicht schlecht, schon mehr als 5 mag freisichtig, auf der Pretul hatten wir halt eine Größenklasse mehr... Das macht schon einen Riesenunterschied im Eindruck, wenn man einfach so in den Himmel guckt. Aber ja, mit dem was wir hier hatten, sollte auch ein bissl was gehen.
Als erstes hielt ich auf den Cirrusnebel Komplex, NGC 6960 bzw. NGC 6992/95 bei 43x drauf, mit [O III] Filter. Durchaus schöne Strukturen, auch wenn die Himmelsregion schon recht tief stand. Für den Nordamerikanebel (MGC 7000) nahm ich 22x mit [O III] Filter. Naja, der Pelikannebel war nur schwach erkennbar. Man sollte nicht dem vergangenen Sommer hinterherschauen, wenn im Südosten etwas ganz anderes steht: Der Orion.
Ich ging nun auf M42, den Orionnebel, mit allem an Filtern drauf, was mein Arsenal her gibt. Also UHC, [O III], H-Beta, und natürlich habe ich auch ohne Filter beobachtet. Als Vergrößerung hatte ich 22x gewählt. Also die Eindrücke mit UHC bzw. ohne Nebelfilter sind ähnlich. Mit dem [O III] Filter war deutlich mehr von der "Hinterlandschaft" des Orionnebels zu sehen, ein geschlossener Ring. Mit dem H-Beta Filter wurden andere Strukturen deutlicher. Und ja, ohne Filter ging ich noch auf 40x, da war der Orionnebel eine Wucht.
Wenn wir schon mit Filtern herumspielen: Geht der Californianebel (NGC 1499) mit [O III]? Die Vergrößerung war 22x, es ist ja ein riesen Nebelfleck, ja doch, der Nebel war erkennbar.
An den Pleiaden (M45) ging es ohne Filter weiter, es geht hier um Reflexionsnebel. Z.B. um den Meropenebel, NGC 1435. War zu sehen, aber eher schwach.
Weiter ging es mit dem Flammennebel, NGC 2024. Wenn ich Alnitak aus dem Feld brachte, war Nebelmasse mit der charakteristischen Dunkelstelle erkennbar.
Höher am Himmel, die Zwillinge. Mit 22x und [O III] Filter ging ich auf den Rosettennebel (NGC 2244) drauf. Hui, da war ein geschlossener Ring erkennbar, das Zentrum dunkler, mit dem typischen Sternhaufen.
Ein Highlight gab es noch: Den Kometen Tabur (C/1996 Q1). Nicht schwer zu finden, im Sternbild Ursa Maior, vom Stern Beta (Merak) Richtung Gamma (Phecda) hin. Mit 5.5 mag war der Komet nicht gar so schwach. Ein eher diffuses Fleckerl, keine ausgeprägte Verdichtung in der Koma, ein Jet in Schweifrichtung und ein dünner Schweifansatz ergaben ein Aussehen wie tropfender Honig.
Als Abspann gab es noch die Andromedagalaxie (M31) mit den Begleitgalaxien M32 und NGC 205, sowie die Dreiecksgalaxie M33. Alles sicher schon besser gesehen. Dafür war der Doppelhaufen h+Χ im Perseus fesch.
Für Planetenbeobachtung war das Seeing zu ruppig. Wir haben wohl auf Mars, auf Saturn und auch auf Venus draufgehalten, aber das war alles andere als erbaulich.
Gegen 4 Uhr gaben wir auf, packten zusammen und traten die Heimreise an. Natürlich hatte ich noch Walter in Wien abzuladen. Bis ich heimkam war es letztlich 7 Uhr früh.
Howdii