Totale Mondfinsternis in den
Morgenstunden des 27. Septembers, das wollten wir (Walter und ich)
uns nicht entgehen lassen. So ganz das Meine sind frühmorgendliche
Einsätze nicht. Aber ja, der Blick aus dem Fenster, Mond ist da,
dann nix wie raus. Die Ausrüstung war sicherheitshalber schon im
Auto, ich brauchte mich nur mehr ans Steuer setzen und los starten.
Nach Niederleis, rauf auf den Höhenrücken östlich der
Ortschaft. Um etwa 2:40 Uhr (MESZ) war ich dort, Walter war schon da.
Ich baute unverzüglich mein Teleskop, den 5.7" Maksutov-Newton,
auf.
Kurz die relevanten Eckdaten (Zeiten in MESZ): Eintritt in den Kernschatten - 3:13 Uhr, Beginn Totalität - 4:20 Uhr, Mitte der Finsternis - 4:54 Uhr, Ende Totalität - 5:29 Uhr, Austritt aus dem Kernschatten - 6:36 Uhr. Es ist allein aus diesen Daten absehbar, dass es in die Morgendämmerung hinein gegangen ist.
Es war nebelig feucht, die Tuben unserer Teleskope beschlugen rasch. Etwa eine Stunde lang hatten wir Wolken von WNW her, die bis in den Zenitraum zogen, aber sich auch wieder auflösten. Bis zur Dämmerung blieb es letztlich klar. Nach dem Wetter der letzten Wochen waren wir froh, überhaupt eine Chance zu haben.
Natürlich ist der Mond Hauptdarsteller bei diesem Ereignis, so habe ich auch mit meinem Teleskop drauf gehalten. Die Sicht kam mir etwas flau vor, naja, nicht die besten Bedingungen, dachte ich. Bis ich mal das Okular raus nahm, um auf ein anderes zu wechseln. Und, was sah ich da? Oh, oh, die weiße, durchscheinende Abdeckkappe war unten dran geblieben. Also weg damit, nochmals in den Fokussierer mit diesem Okular: Na freilich, das ist gleich ein anderer Anblick...
Der Mond im Kernschatten der Erde - es war eine eher helle Finsternis. Die Farbpalette ging von rötlich-braun über kupferfarben-orange bis zu hellorange und grau. Saturn stand knapp 3° südöstlich des verfinsterten Mondes, ein reizvoller Anblick. Am Osthimmel stand die Venus, und stieg immer höher.
Während der Totalität hatten wir Sterne bis 4. Größe freisichtig. Ein bisserl Deep Sky geht da schon. Orion stand knapp östlich des Meridians, da konnte man schon einen Blick auf M42 riskieren. Freilich, keine optimalen Bedingungen, aber dennoch hübsch bei 40x. Ich ging dann mit 217x auf die Zentralregion drauf. Ha, das wilde Gewölk da drinnen, das hat auch Walter gut gefallen. Ich experimentierte auch mit 290x bis 434x, und konnte dabei blickweise den 5. Trapezstern erwischen. Walter probierte auch, schaffte es aber nicht.
Nach dem Ende der Totalität ergab sich ein kurioser Anblick. Eine liegende helle Sichel, mit den Spitzen nach unten. Mit fortschreitender Zeit, im Westen tiefer sinkendem Mond und Dämmerungshimmel im Osten wurde der Anblick immer exotischer. Der helle Teil des Mondes, also die "Sichel", sah nun blass-rötlich aus, der dunkle Teil, noch im Kernschatten, war am heller werdenden Himmel nicht mehr sichtbar. Da Walter als Astronomie Student vom Fach ist, beauftragte ich ihn, die Sache noch in Ordnung zu bringen, bevor er den Beobachtungsplatz verlassen würde. Was sollten die Leute sagen, wenn sie am Abend so einen Mond zu Gesicht kriegerten. Walter meinte nur grinsend: "Machma schon".
Ich zog dann ab, es war eh schon 6 Uhr vorbei, und auf mich wartete doch noch ein Arbeitstag in der Firma.
Howdii