Beobachtungskontrolle durch Einsatzkommando

20. 8. 1996, Sieggraben

Mit Erich Weber hatte ich eine Beobachtung auf dem Brentenriegel geplant. Es war ein Wochentag, also nahm ich meine Ausrüstung im Auto mit in die Firma, und startete direkt von dort ins Burgenland. Es kam zufällig, dass wir, drei Autos, direkt hintereinander zum Beobachtungsplatz bei der Pratl-Sternwarte auffuhren. Es war etwa 21:30 Uhr (MESZ): An der Ecke, bevor man zum Sender rauf biegt, ist mir bei meinem früheren Auffahrten schon ein für meine Begriffe fensterloser Kobel aufgefallen, mit riesiger Sat-Schüssel. Nie jemanden gesehen. Diesesmal stand dort ein älterer, untersetzter Mann, dicke Hornbrille und Baskenmütze, und hat "spanisch" dreingeschaut, richtig desparat. Als wenn grad die Aliens mit fliegenden Untertassen einschweben würden.

Wir bauten mal unsere Teleskope auf, ich meinen 5.7" Maksutov-Newton, Erich und Karl Vlasich stellten das 12" LX200 auf. 

Der Himmel präsentierte sich dunstig, horizontnah sehr dunstig. Das zeigte sich auch nach Einbruch der Nacht, es gab einen eher matten 5 mag Himmel. Zumindest blieb es trocken. Die Temperatur fiel bis auf 10° C, es gab zudem leichten Wind Südwind. Einige Gelsen seien noch vermerkt, die offensichtlich vorwiegend mich belästigten. Ich bin öfter mal eine Runde ums Teleskop gelaufen, um schnell mal ins Okular zu gucken, wenn ich dran vorbei kam.

Ich hatte Erich von meiner Waldviertel Nacht berichtet, und wie toll ich dort den Nordamerikanebel gesehen hatte. Nun wollte er auch mal NGC 7000 in meinem Teleskop sehen. Ich nahm wieder 22x mit [O III] Filter, wie gehabt, damit war die Sache aber weit nicht so beeindruckend wie letztens. ich erhöhte mal die Vergrößerung auf 29x. Scheinbar nicht viel um, aber doch: Die "Golfregion" und "Florida" kamen deutlicher, auch beim Pelikannebel (IC 5070) war der dunkle Einschnitt, der den Kopf mit Schnabel vom Körper trennt, besser erkennbar.

Beim Cirrusnebel detto. Die 22x mit [O III] Filter brachten weit nicht diesen Eindruck an NGC 6960, ich meine die Aufspaltung in zwei Linien, den ich im Waldviertel gewonnen hatte. Nun fuhr Erich den "Feuervogel" mit dem 12" SC an. Jaaa, das war natürlich hier prächtig zu sehen, Öffnung hilft schon. Sicher hätte ich auch bei meinem Röhrl etwas höher vergrößern können, war aber sozusagen jetzt obsolet.

Das Thema Cocoon Nebel ließ mich nicht ganz locker. Ich wollte nochmals versuchen, per Starhop von Deneb zu M39, und dann den Dunkelnebel entlang hin zu finden. Immer penibel mit der Sternkarte vergleichend. Dazu hatte ich die Uranometria aufgeschlagen im Kofferraum liegen. Ich pendelte sozusagen zwischen Sternkarte und Okular, als plötzlich ein VW Bus angefahren kam, Gendarmerie. Drei Exekutivbeamte stiegen aus, und hatten nichts besseres zu tun als uns mit starken Handscheinwerfern anzuleuchten. Von uns kam quasi unisono ein "Licht aus!" Die Herren waren schnell im Bilde, dass es sich hier offensichtlich nicht um Aliens handelt, sondern um ein paar harmlose Sterngucker. Ganz geheuer war ihnen mein Auto nicht. Anhand des Kennzeichens war ich als Niederösterreicher, Bezirk Mistelbach wohl erkennbar. Und wurde prompt gefragt, ob ich gewiss so weit zum Beobachten fahren würde, was kaum glaubhaft wäre. Sicher doch. Das konnte ich schon klar machen. In der Folge unterhielt sich Erich noch mit den Beamten. Ich nahm das Studium der Sternkarte wieder auf. Da kam nochmal ein grelles Scheinwerferlicht in mein Auto. Ich sagte nur "Danke, ich brauch's ned so hell, ich seh genug". Wir waren dann bald wieder allein. Mir schwante, wer uns das Einsatzkommando geschickt haben könnte...

Um auf's Thema Cocoon Nebel zurückzukommen: Ich denke schon, dass ich den Dunkelnebel entlang nach Osten gefunden hätte, wo der Cocoon Nebel (IC 5146) sein sollte. Es war wieder nichts von Nebel zu erkennen, nicht ohne Filter, auch nicht mit UHC oder [O III] Filter. Hundert Prozent bin ich mir nicht sicher, ob ich an der richtigen Stelle bin. Und es ist mal so, ein Objekt wird man erst sehen können, wenn man es auch gefunden hat.

Erich hatte einstweilen den Crescent Nebel (NGC 6888) im 12" eingefangen. Ah, hier war die ganze "Blase" zu sehen, der Nordbogenteil deutlich heller, sogar der Zipfel zum Stern hinein war zu erahnen.

In beiden Teleskopen haben wir uns an M1-92 versucht, Minkowski's Footprint Nebula. Erich hatte es ja leichter mit dem Goto Teleskop. Aber weder ich noch Erich wurden fündig. Im 12" bei niedriger wie hoher Vergrößerung nicht. Es ist ein sternreiches Feld, vielleicht waren wir eh drauf, und haben ihn nur nicht gesehen. Soll vorkommen.

Nicht viel besser ging es mir mit Sh2-101. Ich hatte zwar bei 29x mit UHC Filter einen Nebelfleck der passen könnte, aber mir war da einfach zu viel Nebel, weil, wo mehrere schwächere Sterne waren, sah es auch nebelig aus. Und ein hellerer Stern in der Nähe machte die Beobachtung nicht einfacher. Das war mir alles zu unsicher.

Genauso ging es bei den Gamma Cygni Nebeln (IC 1318) weiter. Es war bald was nebelig, wieder bei 29x und UHC Filter. Am ehesten konnte ich noch halbwegs sicher den Butterfly mit dem Dunkelnebel dazwischen identifizieren. Wenn ich irgendwas mitnehmen kann: Im 7x50 Sucher war die sternreiche Milchstraßenregion um Gamma Cygni beeindruckend, wie feiner Sand, leuchtend, natürlich.

Irgendwie besessen, sonst hätte ich nicht auch noch IC 1396 probiert. Auch nur alles "Nebel" im Okular. Na, so wird das nichts.

In Erichs 12" SC gab es noch den Kometen Hale-Bopp (C/1995 O1). Halt schon sehr im Dunst, kein wahnsinnig toller Eindruck.

Jupiter stand schon zu tief, das gab nicht mehr viel her. Saturn dafür stieg im Laufe der Nacht immer höher. Ich konnte bis 434x gehen, das Seeing war langsam, mit etwas Geduld kam man schon auf bessere Momente. Jedenfalls war das Bild bei 217x doch stabiler. Die beiden Wolkenbänder waren zu erkennen, und eben bei der höheren Vergrößerung sogar ganz draußen in den Ansen die Cassini Teilung. Ich bekam die Bestätigung von Karl wie von Erich.

Karl war der erste, der den Beobachtungsplatz verließ, Erich fuhr etwa eine halbe Stunde bevor ich aufbrach. 

Insgesamt war der Himmel für heikle Deep Sky Beobachtung, vornehmlich Nebelbeobachtung nicht gut genug, Ich hab mich halt ein bisserl in die Materie eingearbeitet, die jeweiligen Himmelsgebiete etwas erkundet. Wenigstens Saturn hat was hergegeben. Diesen schönen Eindruck muss man mit nehmen. Den Frust lässt man besser gleich am Beobachtungsort zurück.

Howdii