Wir waren dran, neue und gute Beobachtungsplätze zu erkunden. So schlug Walter vor, das Stuhleck mal zu probieren. Freilich sucht man sich für solche Aktionen ein Wochenende aus, damit man am nächsten Tag auch ausschlafen kann. Wir waren gegen 21 Uhr (MESZ) oben beim Alois-Günther Haus. Wo aufstellen? Mir gefiel dort gar nichts. Dieselgestank vom Generator, und der Himmel war auch ziemlich zu, die Wolken schauten massiv aus, nicht gerade so, als ob sie sich demnächst auflösen wollten. Kurz schauten wir noch, ob man weiter unten in einer Kehre aufstellen könnte, da wäre etwas Platz neben der Straße, aber Licht von der Hütte würd man hier auch abbekommen. Mir taugte schlicht gar nix, und es war sowieso ratsam, zwecks Beobachtung, die wir eigentlich vorhatten, einen anderen Standort aufzusuchen.
Wir fuhren wieder Richtung Norden, da sah es nach klarem Himmel aus. Nächster Versuch: Hohe Wand. Speziell die Fahrt ab Neunkirchen war ein ödes Gegurke. Die Straßen vielerorts aufgerissen oder grad notdürftig hingeflickt. Um 22 Uhr etwa waren wir doch oben, mal beim Gasthof Postl. Eindruck: Viele Autos, die vielleicht wegfahren würden, nach und nach, jedes mal eine Störung. Dann halt noch Licht vom Gasthaus selbst, und sowieso ein eingeschränkter Horizont. Na, hier sicher nicht.
Wir schauten noch weiter zum Parkplatz bei der Kleinen Kanzel. Hier war es dunkel, aber es standen auch hier viele Autos. Der Südhorizont stark eingeschränkt durch das Gebäude, und es hallt richtig auf dem Parkplatz. Also wenn wir aufbauten, abbauten, redeten, würden wir mit unserem "Lärm" eventuell stören. Einladend war es eben auch hier nicht.
Also, bevor wir gleich wieder ins Weinviertel fahren würden, wollten wir noch den Brentenriegel ansteuern. Dem Straßenzustand entsprechend dauerte es, bis wir aus dem Bereich der Hohen Wand wieder weg waren. Dann ging es eh halbwegs flott voran. Um etwa Mitternacht (MESZ) waren wir also oben auf dem Brentenriegel, unweit des Sendemasts. Berauschend sah der Himmel hier nicht aus. Im Süden Dunst und eben die Wolken, denen wir entfohen sind. Überkopf sah der Himmel akzepktabel aus, aber sicher hatte ich auch schon hier bessere Bedingungen erlebt. Der Himmel war grad so gut, wie wir es im Weinviertel auch oft haben (5 mag). Wir blieben doch, wollten nun endlich durch die Fernrohre gucken.
Zumindest gab es kaum Wind, die Nacht war mild, dennoch nur drei Gelsen. Es blieb auch trocken, keine Tau Probleme. Das Seeing war allerdings auch nicht besonders gut.
Unser Instrumentarium: Freilich, ich hatte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton mit, und den 7x50 Fujinon Feldstecher. Walter hatte sein 8" SC dabei, und noch etwas: einen Zeiss Telementor, ein "Schulfernrohr" oder "Schülerfernrohr, wie man dazu sagte. Es handelt sich um ein achromatisches Zeiss C-Objektiv, 63 mm Öffnung, 840 mm Brennweite, verkittete Linsen.
Mein erstes Objekt im Teleskop: Komet Hale-Bopp - ein ovaler Nebelfleck im Okular bei 40x, zentrale Verdichtung erkennbar, und in Schweifrichtung leuchtete ein schwaches Sternderl durch die Koma. Netter Anblick, als wenn der Komet einen "Doppelklern" hätte. Mit etwa 6 mag war der Komet Hale-Bopp nun heller als der Sternhaufen M11. Vor einigen Tagen, am 5. und 12. jeweils aus meinem Zimmerfenster, mit dem 7x50 Fernglas, war Hale-Bopp noch etwas schwächer als M11 gewesen.
Einen Kometen gäbe es da noch am Himmel: grad noch 20° hoch im Südwesten: Komet 22P/Kopff. Nur 9 mag, ein diffuses, strukturloses Nebelfleckerl (40x). War aber nicht gar so schwer zu finden, etwa 1° westlich von Epsilon 2 Librae.
Den Sternhaufen M11 nahm ich bei 40x und 87x ins Visier. Mit den beiden etwas abseits stehenden Sternen, die man als Augen deuten könnte, mag mit etwas Phantasie eine Entengestalt da sein. Ich spielte etwas mit dem indirekten Blick. Optimal erwischt erschien das Bild deutlich heller, es wurden viele schwächere Sterne sichtbar.
M26: es sind nur wenige Sterne, es wurde nicht besser bei höherer Vergrößerung.
M71 weist eine dreieckige Gestalt auf, bei indirektem Blick (40x) bot sich der Eindruck eines nebeligen Hintergrundes, also unaufgelöste Sterne, das blieb selbst bei 217x so. Es braucht wohl einen wesentlich größeren "Hobel", um diese Sternenfülle sichtbar zu machen.
Ich wollte den Hantelnebel (M27) auf Sterne abstöbern. Den Zentralstern erwischte ich bei 217x nur mit etwas Mühe, auch einen zweiten Stern im Nebel. Durch das nicht gerade optimale Seeing waren die Sterne keine feinen Punkte mehr, sie waren "zu dick", und das erleichtert die Beobachtung nicht wirklich.
Nun wollte ich meinen Fujinon 7x50 mit Nebelfilter probieren. Extra dazu bestellt. Erst mal, nur für ein Auge, und wo soll der hin? Man könnte vielleicht die Augenmuschel abschrauben, und den Filter dort einschrauben. Ich habe ihn einfach so mit der Hand zwischen Auge und Okular gehalten. Nun ja, wie toll dieser Filter wirkt, sei dahingestellt. Zum Beispiel: NGC 7000, Nordamerikanebel. Ob mit oder ohne Nebelfilter, er war zu erkennen. M8 und M20 habe ich noch probiert, diese waren etwas deutlicher mit dem Nebelfilter. Also gar so viel wie erhofft bringt das Ding nicht. Mag schon daran liegen, dass er okularseitig zu verwenden ist, dann gibt es schnell Probleme mit schräg einfallendem Licht.
Im 5.7" MN habe ich auch noch auf den Nordamerikanebel drauf gehalten, mit [O IIII] Filter. Jedoch, weit nicht so beeindruckend wie letztens auf dem Hochwechsel.
Ich versuchte auch, ob etwas von den Gamma-Cygni Nebeln zu erkennen wäre. Letztlich nach viel herumtüfteln habe ich mit H-Beta Filter einen größeren Nebelfleck gefunden. Das war sehr zäh.
Filter weg, Jupiter: Bei 217x war die Sache zu unruhig, ich musste auf 145x zurücksteigen. Die Eindrücke waren nicht berauschend. Weit weg von dem, was ich in der Hochwechselnacht gesehen hatte.
Saturn: Eigentlich der übliche Anblick, mit zwei Wolkenstreifen, dem Ringschatten auf dem Saturn. Und ein paar Punkterl in unmittelbarer Nähe - Monde, oder nur Sterne? Wir waren schon etwas müde, also ließen wir es dabei.
Wir spielten nun noch ein bisschen mit dem Telementor. Also Jupiter war bei 100x ein bissler weich, aber dennoch, und einen großartigen Farbsaum haben wir gar nicht gesehen. M27 hat der kleine Achromat tapfer gezeigt, M57 war gerade noch als Ring zu erkennen. M11 war eher matt im Vergleich zu meinem 5.7" MN, aber im 8" SC war M11 auch nicht besser als in meinem MN.
In der beginnenden Dämmerung hielten wir noch auf den Doppelhaufen h+Χ und die Pleiaden drauf.
Dann noch Venus, als sehr schmale Sichel, und Mars als winziges Scheibchen.
Es war
bereits nach 3 Uhr (MESZ), als wir uns auf den Heimweg machten.
Howdii