Walter hatte vorgeschlagen, den Hochwechsel zwecks einer Beobachtung zu besuchen. Eben um zu sehen, wie gut sich dieser Berg als Beobachtungsplatz eignet. Es ergab sich für uns die Möglichkeit am 15. Juni, einem Samstag, wo wir praktisch "Open End" hatten, also eh den Sonntag zum Ausschlafen. Gut, ich gabelte also Walter mit seiner Ausrüstung auf, und wir fuhren gemeinsam in die Steiermark, nahmen die Panoramastraße auf den Hochwechsel unter die Räder. Es ist Schotter, durch unzähligen Querrinnen (Wasserabläufe) eine eher holprige Piste. Ein ziemliches "Gegurke", bis man oben ist beim Wetterkoglerhaus.
Freilich sind wir so angereist, dass wir uns noch bei einem Rest von Tageslicht orientieren würden können, einen Stellpatz suchen. Uns empfing ein eisiger, zum Glück nur leichter Wind. Der Himmel war auch noch stark bewölkt. Wir drückten uns an das vorderste Ende des Parkplatzes beim Wetterkoglerhaus hin, wo wir aufbauten. Auf dem Gipfel stand ein weißer VW Bus, verstank die Gegend mit einem Stromaggregat, im Bus war innen Licht. Und später gab es noch Licht von der Hütte her.
Die Wolken lösten sich nach und nach auf, die Nacht entwickelte sich durchaus prächtig. Wohl standen tief im Norden noch Wolken, die störten uns aber nicht. Tief unten am Südhorizont war es halt dunstig, aber wenn man den Blick nach oben richtete, wahnsinnig viele Sterne! Das Herkules Viereck oder das Sternbild Pfeil waren in dieser Sternenfülle nur mehr schwer zu finden. Nach Mitternacht war dann überall Licht aus, und zu unserer Freude legte sich auch der Wind. Dafür wurde es plötzlich dunstiger, die Optiken neigten zum Beschlagen. Walters 8" SC war irgendwann komplett zu, mein 5.7" Maksutov-Newton profitiert ja von einer dickeren Meniskuslinse, beschlägt nicht gar so schnell, aber ein bisserl hat er auch abgekriegt. Mittels im Auto angwärmter Taukappe konnte ich mein Teleskop aber einsatzbereit halten. Eines hatte die Nacht für sich: ein wirklich gutes Seeing!
Zu den Objekten - es geht um die Eindrücke in meinem Maksutov-Newton, falls nicht anderweitig beschrieben.
.
M13: Schon bei 40x grießlig, also teilweise aufgelöst. Bei 145x bzw. 217x hübsch, nach außen laufende Arme gut sichtbar.
M92: Im 7x50 Sucher als "diffuser Stern" sichtbar, der kompakte Teil kleiner als bei M13, aber auch schön aufzulösen.
M4: Hm, eigentlich letztens auf der Preful besser gesehen.
M80: Bei 32x ein "diffuses sternförmiges" Ding. Sehr klein, helles Zentrum, nur bei sehr hoher Vergrößerung teilweise aufzulösen. Mehr als 217x brachte aber keine Verbesserung mehr.
M62: Etwas größer als M80, erscheint asymmetrisch. Schwer aufzulösen, es ist zu dunstig für starke Vergrößerung.
IC 4593: Endlich! Endlich hab ich diesen Burschen geknackt. Dieser planetarische Nebel ist leicht mit einem Stern zu verwechseln, was Walter mit seinem 8" SC passiert ist. Erst bei 145x wurde dieser "Stern" etwas dicker, Bei 217x war der 11 mag Zentralstern zu erkennen, indirekt kam die Nebelhülle, erst bei 434x war die Sache deutlich. Direkt war der Zentralstern da, indirekt die Nebelhülle. Anmerkung: Kein Filter verwendet. Was ich zu dieser Beobachtung sagen kann: Dieses Objekt braucht guten Himmel, vor allem gutes Seeing, und auch eine gute Optik.
M27: Bei 40x war M27 "mit Ohren" zu sehen (ohne Filter). Sogar der Zentralstern blitzte raus.
Cirrusnebel: Ohne Filter (!) war sowohl der westliche Teil bei 52 Cygni (NGC 6960) bei 40x erkennbar, wie auch der östliche Bogen (NGC 6992, NGC 6995). Den mittleren Teil NGC 6979, "Pickering's Triangle") konnten wir am besten bei 22x mit [O III] Filter sehen.
Nordamerkikanebel und Pelikannebel: Bei 22x mit [O III] Filter war der Dunkelnebel zwischen Nordamerikanebel (NGC 7000) und Pelikannebel (IC 5070) wie ausgestanzt, speziell der "Golf" Bereich des Nordamerikanebels war eine Wucht! Den Pelikannebel haben wir wohl gesehen, aber die Pelikan Gestalt war nicht auszumachen.
Komet C/1995 O1 (Hale-Bopp): Etwa 7 mag hell, noch relativ tief am Südhimmel, aber schon deutlich im Sucher erkennbar. Im Teleskop bei 32x leicht länglich.
M8: Durch den Dunst etwas beeinträchtigt, bei 44x mit UHC Filter halbwegs gut, aber den Lagunennebel habe ich sicher schon besser gesehen.
M20: mit selbiger Okular/Filterkombi drauf. Die drei dunklen Einschnitte, die dem Trifid Nebel seinen Namen geben, waren erkennbar. Beide Nebelflecke waren erkennbar. Wir guckten auch in Walters 8" SC, ob wir Farbe wahrnehmen könnten, ergebnislos.
M17: Okular/Filter wie zuvor, "du lieber Schwan"... Mehr kann ich da gar nicht sagen.
M16: Adlernebel, wieder bei 22x mit UHC Filter - ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen und Schwanz, aber ohne Kopf. Dies war der Zeitpunkt, wo die Optik meines MN auch leichten Beschlag zeigte.
Jupiter: Ein würdiger Abschluss bei diesem prächtigen Seeing! Jupiter knackig scharf bei 217x, immer noch gut bei 290x, ein bisserl weich, aber immer noch brauchbar bei 434x. Ich experimentierte auch mit einem leichten Grünfilter. Die Kontraste waren dadurch etwas verstärkt, aber der schöne Farbeindruck des Jupiter geht einfach verloren. Jedenfalls, so viele Details in den Wolkenbändern habe ich noch nie vorher gesehen. Meinen 5.7" MN habe ich nun schon ein Weilchen, aber auf diesen super schönen Jupiter lange warten müssen. Ich überlege, ob ich vielleicht eine Skizze anfertigen sollte, doch Wolken setzten diesem Vorhaben ein Ende.
Um etwa 3 Uhr MESZ war damit Schluss für uns. Was kann man mitnehmen? Dieser Beobachtungsplatz könnte die Voraussetzungen für lokal gutes Seeing haben. Wenn es leichten Wind gibt, der Gipfel des Hochwechsel ist nur eine flache Kuppe, da kann der Wind nirgendwo grob verwirbeln. Der Wind geht praktisch laminar drüber, und der Geländeabfall direkt vor uns ist ebenfalls gut aus dieser Sicht. Überkopf kann der Himmel toll sein. Friedberg, Pinggau, Dechantskirchen merkt man schon, der Südosten ist ziemlich aufgehellt.
Howdii