Venus am 10. Juni in unterer Konjunktion, also wir sind vier Tage davor. Ich wollte versuchen, ob ich die Venus noch erwischen würde. Zumindest in den letzten Mai Tagen war Venus nach Sonnenuntergang deutlich freisichtig zu erkennen. Die Ausgangslage: Venus stand heute nur mehr 00h 37min in RA östlich, und 1.6 Grad in Dec nördlich der Sonne. Also schon relativ knapp dran. Nach dem Abendessen packte ich meine Sachen zusammen und fuhr auf den Hügel östlich von Mistelbach. Dort ist schlicht mein allernächster gut erreichbarer Platz für Westhimmel Dämmmerungsbeobachtungen mit freier Sicht bis zum Horizont, letzterer wird dort vom Zug der Leiserberge gebildet.
Um etwa 20 Uhr (MESZ) war ich dort, baute meinen 5.7" Maksutov-Newton auf. Die erste Arbeit: Den Sucher anhand der Buschberg Radarkugel exakt zu justieren. Dann ging es darum, die Montierung in Azimut so hin zu stellen, dass ich mit Relativkoordinaten arbeiten würden können. Ich hatte die Teleskop-Optik abgedeckt, hinter das Sucherokular hielt ich zwei Schweißgläser übereinander. So konnte ich via Sonne die Poljustierung herstellen. Es war nun etwa 20:20 Uhr (MESZ).
Jetzt ging es von der Sonne über Differenzkoordinaten zur Position der Venus. Ich hatte das 40 mm 2" Okular drin, für maximales Sichtfeld bei 22x. Allein, so oft ich es auch versuchte, und auch die Umgebung absuchte, keine Chance. Irgendwie kam ich mir patschert vor beim Schauen, und noch nie hatte ich ein Achterl Wein so verflucht wie dieses zum Nachtmahl getrunkene.
Um 20:40 Uhr ging die Sonne feuerrot unter. Die letzten drei Grad über dem Horizont war der Dunst undurchdringlich. Nun hatte ich auch die Sonne nicht mehr als Referenz, aber den etwas dunkler werdenden Himmel. Natürlich hatte ich mir eine letzte Position geholt, und die Nachführung mitlaufen lassen.
Um 20:55 Uhr dann blieb beim leichten Bewegen des Teleskops mein Blick an etwas hängen: Es war die extrem schmale Venussichel! Hui, fast eine Bogenminute groß. Keine Chance im Sucher oder mit dem 7x50 Fujinon. Venus war nur im Teleskop zu sehen, und da nicht gar so auffällig. Die Sichel war nur mehr zu 1% beleuchtet. Ich steigerte die Vergrößerung auf 116x, versuchte auch 145x, stieg aber wieder zurück. Die Venussichel war durch die Refraktion in Regenbogenfarben zu sehen. Je tiefer Venus sank, musste ich sogar auf 87x zurück. Viel Zeit zur Beobachtung blieb nicht. Um 21:05 ging die schmale Sichel tiefrot gefärbt im Horizontdunst verloren.
Howdii