Wir waren auf der Suche nach besserem Himmel, besseren Beobachtungsplätzen. Uns ist zu Ohren gekommen, dass die Pretulalpe exzellente Bedingungen bieten könne, und dass man bei extrem klarer Sicht am Südhimmel sogar unter den mathematischen Horizont sehen könne. Das wollten wir uns einmal ansehen. Ein Beobachtungstreffen war vereinbart. Aber alles der Reihe nach.
Ich startete mit meiner Ausrüstung von daheim weg, es war früher Nachmittag. Mein erster Weg führte mich nach Niederleis, wo ich Walter aufgabeltet, und sein 8" LX100 ins Auto zu verfrachten hatte. Alles war noch nicht an Bord, so ging es weiter nach Wien Floridsdorf, zu Walters Wohnsitz. Wir standen da noch, plauderten mit Walters Vater, und bewunderten einen mächtigen Gewitterturm, der sich quasi über uns aufgebaut hatte, rundum blauer Himmel. Das war ein durchaus beeindruckender Anblick. Nun, bevor dieses Ding was tun würde, wären wir eh schon weiter, so dachten wir. Allein, die Luft war gewitterschwanger, und im Bergland heißt das, dass sich vielerorts Gewitterzellen bilden können.
Ab Baden kamen wir in Regen, und zwischen Seebenstein und Gloggnitz schüttete es aus allen Schaffeln. Das war schon unlustig zu fahren. Wir sind mit einer "kräftigen Dusche" noch gut davongekommen. Wie wir erfuhren, hat es auf diesem Abschnitt später dermaßen gehagelt, dass die Schneepflüge ausrücken mussten.
Ab der Paßhöhe Semmering gab es nur dichte, dunkle Wolken, wir fuhren bis Steinhaus, um ins Fröschnitztal abzubiegen. Siehe da, kaum hatten wir den Pfaffensattel überwunden, war es wieder sonnig, jedoch gab es ziemlich viele Wolken.
Um 18 Uhr (MESZ) trafen wir in Ratten zusammen: Wir zwei, Erich Weber und Alex Pikhard. Im lockeren Konvoi ging es dann hinauf zum Roseggerhaus. Der Wirt begrüßte uns mit einem Schnapserl, das Essen war reichhaltig und gut.
Nach und nach lösten sich die Wolken auf, wir durften auf eine klare Nacht hoffen. Wir bauten unterhalb der Hütte auf. Da standen nun einige "Geschütze": ein Meade 12" SC, zwei Meade 8" SC, ein C8 und mein 5.7" MN. Eines zu viel? Ja, da war schon wer oben, in astronomischer Mission.
Es sah anfangs nach einer feuchten Partie aus, später kam jedoch leichter Wind auf, die Teleskope trockneten ab und ab da blieb es trocken. Zwischen etwa 23 Uhr bis etwas nach Mitternacht waren die Bedingungen wirklich gut, 6 mag im Zenitraum, dabei hörten wir, dass es für hiesige Verhältnisse nur durchschnittlich gut sei.Tief im Süden war es dunstig. So sahen wir nur die obere Hälfte des Skorpions, diese aber "knall". Nach Mitternacht kam heftigerer Wind aus West auf, trieb Wolken und -schleier herbei, und im Nordwesten sahen wir Wetterleuchten.
In der Dämmerung ein Blick auf Venus: Sie strebt ja der unteren Konjunktion zu. Hui, das war schon eine sehr dünne Sichel. Zum Zeitvertreib, bis es richtig mit Deepsky los ging, kam noch ein Doppelstern ins Okular. Epsilon im Bärenhüter. Bei 217x sauber getrennt, auffallend schöner Farbkontrast - orange und bläulich, und fallweise war das Seeing so ruhig, dass hauchfeine Beugungsringe zu sehen waren. Geil!
Als es dunkel geworden war, nahm ich ein paar Kugelsternhaufen ins Visier mit meinem 5.7" MN. M3, M13, M92, M5 und M4. Wunderschön, allesamt, unter solchem Himmel gibt das gleich viel mehr her. Ich brauchte daher etwas länger, bis ich mit diesen paar Objekten durch war. Und, ich war nicht allein, also auch Walter guckte immer wieder mal bei mir mit, wo ich grad draufhielt. Speziell M4 ist mir aufgefallen, das hatte ich so vorher noch nicht bemerkt, da gibt es eine helle Sternenkette quasi senkrecht drüber. Der Haufen ist überhaupt etwas locker aufgebaut, also nicht zu hoch vergrößern gab die besseren Eindrücke.
Zwischendurch ein Blick auf M57, dann die Galaxie M104. Ein Leckerbissen unter diesem Himmel! Zum Aufsuchen der Needle Galaxy (NGC 4565) machte ich es mir bequem. Vom Stern 17 Comae Berenices etwa 7° nach Osten, und schon kam sie ins Feld des Okulars. Die besten Eindrücke hatte ich bei 116x, das Staubband kam vor allem beim Kern gut raus. Im 12" SC von Erich war diese Galaxie auch eine ganz andere Sache als letztens am Brentenriegel. Das war schon ansprechend... Weiter ging es mit dem Galaxienpärchen NGC 4656 und NGC 4631. Jedesmal ein "Ah!", was dem besseren Himmel hier geschuldet war.
Unter bereits schlechter werdenden Bedingungen versuchte ich mich an IC 4593. Ich denke, ich hätte die Stelle lokalisiert, auch ein "verdächtiges" Sterndl gefunden, jedoch da näher nachzustochern, war aussichtslos.
Detto verlief es mit dem Kometen 22P/Kopff, der knapp 30° hoch im Südsüdwesten stehen sollte. Es war dort eine verschleierte trübe Suppe, keine Chance einen etwa 9 mag schwachen Kometen sehen zu können.
Immerhin, es gab vor der Abreise noch einen ersten Blick auf den Kometen C/1995 O1 (Hale-Bopp), der allerdings noch viel zu tief im Dunst am Südosthimmel stand. Es war grad ein nebeliges Felckerl zu erkennen. Nicht sehr sensationell.
Um 2 Uhr hatten wir genug, packten zusammen und rollten den Berg hinunter. Was kann man mitnehmen? Tja, drei Stunden Fahrzeit sollte ich schon einkalkulieren, zu den Spritkosten kommen noch 35 Schilling Maut. Die Auffahrt ist im unteren Teil asphaltiert, aber etwas holprig, die letzten vier Kilometer ab der Mautstelle fährt man auf Schotterstraße, aber gut zu fahren. Der Himmel kann sicher etwas, leider hatten wir einen gewittrigen Tag erwischt, der uns auch noch die Nacht etwas verdarb. Unter stabilen Bedingungen ist die Pretul sicher eine Reise wert.
Howdii