Ein Beobachtungstreffen auf dem Brentenriegel war angesagt. Walter kam mit mir mit, ohne Fernrohr. Wir würden sowieso zwei Instrumente dort haben: Meinen 5.7" Maksutov-Newton, sowie Erichs Meade 12" LX200. Wir waren etwa um 19:30 Uhr (MESZ) am Beobachtungsplatz bei der Pratl-Sternwarte, unweit des Sendemasts. Wir waren vorerst zu dritt (wir zwei und Erich), später kam Karl Vlasich nach. Auch Dr. Pratl schaute auf einen "Guck" auf seiner Sternwarte vorbei. Ob er viel gesehen hat? Die längste Zeit war drinnen helles Licht...
In der Dämmerung vertrieben wir uns die Zeit mit Merkur und Venus. Merkur hatte ich knapp nach 20 Uhr im 7x50 Fujinon, später war er sogar gut mit freiem Auge zu sehen. In meinem Teleskop zeigte der Merkur bei 145x fast Halbphase. Venus ist ja weniger angenehm zu beobachten, verdammt hell. Das blendet. Mit einem von Erich geborgten Violett Filter war es jedoch fein, die Sichel der Venus bei 145x sauber gezeichnet.
Den Kometen Hyakutake spürte ich in der zu Ende gehenden Dämmerung mit dem 7x50 Glas auf. Als es dunkel wurde, reichte der Schweif bis Höhe Algol hinauf, im Feldstecher war der Schweif über gut 10° verfolgbar. Die eindrucksvollsten Anblicke gab es jedoch im Teleskop.
Im 5.7" MN hatten wir Vergrößerungen von 40x und 145x im Einsatz. Zu sehen war die breite Stoßfront. Bei niedriger Vergrößerung hatte man den Eindruck, der "Kern" pickt ganz vorn in der Koma. Erst die höhere Vergrößerung zeigte noch eine "Bugwelle" davor. Einseitig der eh schon beobachtete Materieaustritt. Ich vermutete einen merkbaren Jet, erst bei 145x, bei 40x war es sogar deutlicher, schärfer definiert. Und im Teleskop sahen wir auch einen dreiteiligen Schweif. Einer endete früh, die beiden anderen waren aber auch nur 2° weit verfolgbar. Walter meinte, bei 40x doch die beiden Schweife bis 5° sehen zu können.
Ein Wort zum Nachthimmel hier auf dem Brentenriegel: Diesesmal hatten wir locker 6 mag im Zenitraum. Wenig Horizontdunst, es war windstill, und trocken. Das Seeing erwies sich als brauchbar.
Zu den Galaxienbeobachtungen: Sofern nicht anderweitig erwähnt, geht es um die Beobachtungseindrücke in meinem 5.7 Zöller. Ich bin halt so gestrickt, können andere Teleskope da stehen, ich stecke die Nase am liebsten neben den Fokussierer meines Teleskops.
Wir begannen mit M101. Bei 87x war diese Galaxie auch fast so strukturreich wie im 12" LX200, dort natürlich heller. Bei 116x sahen wir im 5.7" MN alles rundum "gesprenkelt" mit Lichtknoten.
Die Spiralstrutktur von M51 war bei 87x indirekt sichtbar, mit etwas Mühe. Im 12" zeigte sich ein "gallertartiges" Gebilde, dick aufgetragen sozusagen.
An M104 konnten wir bis 217x gehen, das erwies sich als beste Vergrößerung, wiewohl wir auch höhere Vergrößerung probierten. Direkt nördlich ist mir ein Sterndl aufgefallen. Wie hell ist das eigentlich?
NGC 4656/57, als Hockeystick Galaxie bekannt, war im 12" auch als richtiger Hockeystick zu sehen. Im 5.7" MN erschien NGC 4657 als abgesetzter Knoten. Wenn man schon mal in dieser Himmelsgegend ist, darf NGC 4631, die Walfisch- oder Heringsgalaxie, auch nicht fehlen. Ein "fetter" Brocken im Teleskop. Im 12" fiel mir knapp daneben noch ein Lichttupf auf: NGC 4627. Ich wollte probieren, ob dieses Ding auch im 5.7" geht. Ja, aber uff, das war hart.
Auf der Suche nach NGC 4216 bin ich nicht wirklich fündig geworden. Ist ja alles voll dort mit Galaxien. Irgendwann war ich viel zu weit nördlich, da war ein helleres Ding: M98. Bei 117x ein helleres Zentrum, und etwas abgesetzt, Fortsätze an beiden Seiten.
Ich war schon etwas angeschlagen, und hatte keine große Lust mehr, weitere Objekte zu suchen. Aber das 12" LX200 bot ja Goto Komfort. Also guckten wir bei Erich noch ein Weilchen mit. Da gab es das Pärchen NGC 4216 und 4206 zu sehen, zwei spindelartige Gebilde. An NGC 4565 ("Needle"), war das Staubband bei 390x am besten zu sehen. An M97 konnten wir bei 150x die Augen "riechen", also ganz schwach angedeutet. M106 zeigte ein helles Zentrum, mit Z-förmig abgehenden Spiralarmen. O-Ton Erich: "Des is ned mei Galaxie". Eh klar, Erich, Deine ist unsere, in der wir leben. Von der wir nichteinal wirklich wissen, wie sie aussieht, was auch wieder gut ist, weil am Ende wären wir damit wahrscheinlich eh ned zufrieden...
Was es sonst noch in dieser Nacht gab: Auffällig viele Meteore, darunter gegen Beobachtungsende ein langsam von Westsüdwest Richtung Ost ziehender Bolide, etwa Venushelligkeit, mit "brennendem" Schweif und kurzem Nachleuchten. Das war schon spektakulär.
Es war gegen 2 Uhr früh, wir hatten endgültig genug, und traten den Heimweg an. In Wien hatte ich noch einen kleinen Umweg, Walter heim zu bringen.
Howdii