Kein Merkur, Venus, und Komet C/1996 B2 (Hyakutake)

6. 4. 1996, Grafensulz

Eine klare Nacht kündigte sich an. Horizontnah war es sehr dunstig, aber Überkopf klar. So beschloss ich, meinen Beobachtungsplatz bei Grafensulz schon in der Dämmerung aufzusuchen. Vielleicht Merkur erwischen, Venus beobachten, und bis zum Mondaufgang sollte ich auch noch eine brauchbare Kometenbeobachtung hinkriegen können.

Um etwa 19 Uhr (MESZ) war ich am Beobachtungsplatz. Es gab leichten, flachen Bodennebel, daher war die Luft sehr feucht. Ich hatte den 5.7" f/6 Maksutov-Newton aufgebaut, den 7x50 Fujinon griffbereit. Um ein allzu schnelles Beschlagen der Optiken zu verhindern, blieben sie abgedeckt, wenn nicht gerade in Gebrauch. Der Teleskoptubus war ja in Kürze feucht. 

Knapp nach Sonnenuntergang wollte ich versuchen, ob ich Merkur, der einer Abendsichtbarkeit entgegenstrebte, erwischen könnte. Anhand von Venus versuchte ich in der hellen Dämmerung die Montierung in Azimut soweit zu korrigieren. Die Polhöhe ist weniger das Problem, die hat man relativ genau und mittels Libelle kann man die Montierung auch nivelliert aufstellen. Wie sich später herausstellen sollte, war diese Art von Poljustierung gar nicht schlecht.

Um Merkur zu finden, bewegte ich das Teleskop über Relativkoordinanten der Teilkreise von der Venus zur Merkur Position. Nur leider zu spät. Das Teleskop zielte knapp unter den Horizont. Durch die schlechte Sicht horizontnah wäre es sowieso ein schwieriges Unterfangen gewesen.

Also richtete ich das Teleskop wieder auf Venus. Noch war die Dämmerung hell, die Phase der Venus schön zu erkennen, ohne große Blendung. Da Venus auch recht hoch am Himmel stand, war das Seeing besser, das Bild im Okular ruhiger als gewohnt.

Langsam wurde es dunkel. Gar so toll zeigte sich der Sternenhimmel nicht. Stand ich doch in dem flachen Bodennebel drin. Gerade mal etwas mehr als 4.5 mag im Zenitraum war zu erhaschen. Ich widmete meine Aufmerksamkeit nun dem Kometen Hyakutake. Um 20:15 Uhr (MESZ) hatte ich in schon mit dem 7x50 Fujinon geortet.

Der Komet stand nun im Perseus, nahe Algol. Die Helligkeit war etwas geringer als die von Algol. Für das unbewaffnete Auge zog sich der Schweif bis zu Mel 20 (Perseus-OB-Assoziation), etwa 5°. Im 7x50 Fujinon konnte ich den Schweif rund 10° lang verfolgen. Im Teleskop bei 22x waren es wiederum etwa 5°, bis sich der Schweif im Sichfeld verlor. Der "Kern" erschien bei 22x und auch bei 87x sternförmig. Bei 116x war er schon etwas undeutlich, bei 217x bis 434x war dann immer weniger von einer starken Konzentration zu erkennen. In der Koma konnte ich keine Strukturen ausnehmen, sie sah aus wie ein relativ dichter Nebel. Die Farbe bei niedriger Vergrößerung: immer noch die türkise Koma mit dem gelblichen Kern. Generell, der Schweif war nun nicht mehr so stark parallel gebündelt, er fächerte etwas breiter auf.

Ich guckte mit dem 7x50 Glas auch so ein bissel herum. Was mir dabei vor die Linsen kam: M36, M37, M35, h&X Persei, M35, M48, M81, M82 und M51.

Um etwa 21:45 Uhr (MESZ), weit vor Mondaufgang,  packte ich meine Sachen zusammen und begab mich auf den Heimweg.

Howdii