Tagsüber zeigte sich der Himmel bedeckt. Doch am Abend klarte es unerwartet auf. Die Luft war sehr klar, es war kalt. Ich trachtete, möglichst schnell von der Arbeit heim zu kommen. Mit meinem Vater fuhr ich etwa um 21 Uhr auf den Hügel östlich von Mistelbach. Der Mond im ersten Viertel brachte zwar eine gewisse Himmelsaufhellung, dennoch, durch die klare Luft waren immerhin Sterne bis gegen 4.5 mag zu sehen, natürlich weit abseits des Mondes.
Der Schweif des Kometen reichte freisichtig locker 10° weit, indirekt konnte man sogar 20° bis gegen 30° lang erhaschen. Im 7x50 Fujinon Fernglas war der Schweif über 10° weit verfolgbar. Und: es waren drei Schweife! Die beiden äußeren kürzer, endeten nach einigen Grad, der mittlere Schweif sah aus wie ein stark gebündelter Lichtstrahl. Das war schon mal geil. Der Mond sollte um 2 Uhr untergehen. Ich hoffte darauf, dass es klar bleiben würde, und plante einen Angriff in der zweiten Nachthälfte.
Um 2:00 Uhr Punkt läutete mein Wecker. Auf, ein kurzer Blick aus dem Fenster: Klarer Himmel, Sterne! Rein ins Gewand, und hinaus ins Auto. Astrogerümpel hatte ich vorsorglich schon im Kofferraum. Ich startete los zu meinem auserkorenen Beobachtungsplatz, von Grafensulz rauf Richtung (ehemalige) Bahnstation. Kaum war ich aus dem Ort weit genug draußen, dass ich freie Sicht hatte, hielt ich an und baute unverzüglich mein Teleskop auf, den 5.7" f/6 Maksutov-Newton. Es war kalt, -2° C, und windig. 6. Größe freisichtig! Ein Himmel voller Sterne, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe! Der Komet: freisichtig schon eine Wucht! Der Schweif zog sich wie der Suchstrahl einer stark gebündelten Lampe bis zu Dubhe im Großen Wagen. Der Komet stand schon unterhalb des Polarsterns, im Sternbild Giraffe. Das sind locker 40° Schweiflänge!
Im 7x50 Fujinon war der Schweif über 15° verfolgbar. Die drei Schweife, wie ich sie schon gesehen hatte, waren deutlich. Nun war einer der beiden äußeren, in leichtem Winkel verlaufenden Schweife kürzer, der andere länger. In der Mitte eben dieser starke und helle Streifen von Schweif.
Selbst im Teleskop bei 22x war der Schweif noch 10° weit verfolgbar. Ich konnte anhand des Schweifes sogar wieder zum Kometenkopf zurück finden. Bei 217x war der nach hinten gerichtete Jet nun nicht mehr so scharf und deutlich, er war auch kürzer. Vorne, Richtung Stoßfront der Koma gab es mehrere breit gefächerte Jets vom Kern ausgehend, es hat ausgesehen wie ein "Bartwisch".
Nach 4 Uhr machte sich bereits die Dämmerung bemerkbar, ich packte zusammen und fuhr wieder heim.
Ich war ordentlich aufgekratzt. Freilich, jeder Sternfreund wünscht sich, einen hellen Kometen erleben zu dürfen. Das Gesehene macht auf mich einen gewaltigen Eindruck. Es war ganz klar, nach den bisherigen Kometenbeobachtungen ein Höhepunkt.
Wie üblich schickte ich meine Beobachtung am nächsten Tag an Erich Weber von den Burgenländischen Amateurastronomen. Erich hat meinen Bericht weiterverbreitet, so ist er auch zum Verein Kuffner Sternwarte gekommen. Ein gewisser Walter Koprolin hat ihn gelesen, und mich daraufhin kontaktiert. Ich wurde offenbar von ihm beobachtet, als ich zum Beobachtungsort zu fuhr, und auch als ich weg fuhr. Detto passt die Aufenthaltszeit am Beobachtungsort. Zudem war sein Bericht praktisch deckungsgleich mit meinem. Tja, wenn die Beobachtungsorte grad mal einen Kilometer Luftlinie auseinander liegen...
Howdii