Als Spechtlgast im Mühlviertel

26. 10. 1995, Sandl

Mit Wolfgang Stroh war ich schon länger per e-mail in Kontakt. Ich hatte ihn auch schon in Linz besucht, wobei wir umliegende astronomische Einrichtungen besichtigt haben, wie die Sternwarte Davidschlag und die Kepler-Sternwarte auf dem Freinberg. Nun war ich mit im in Sandl verabredet, zu einer gemeinsamen Beobachtung. Bei der Wahl des Beobachtungsplatzes musste ich mich als Ortsunkundiger auf Wolfgang verlassen. Nicht dass ich Sandl nicht kennen würde, durchgefahren bin ich sicher recht oft, und ich war auch schon viel im Mühlviertel unterwegs, aber eben in anderer Mission, nicht astronomisch. Wir fuhren von Sandl nach Westen raus, einige Kilometer, und bauten neben einem leider auch nachts relativ stark befahrenen Güterweg im Nordwesten von Sandl auf. Ja, dort oben zählen Güterwege einfach so zum Straßennetz.

Um etwa 18 Uhr waren wir dort. Ich hatte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton mit, Wolfgang einen von Professor Wöss erbauten 10" Dobson. Anfangs hatten wir einige Wolkenschleier, die sich später auflösten. Der Himmel war recht dunkel und ich konnte den 5 mag Stern im Kasten des UMi praktisch direkt anvisieren. Also nicht so übel. Leider war es auch windig, gerade noch erträglich, somit fühlten sich die 7° bis 5° C, die wir hatten, doch frischer an. Ich war aber gerüstet, mit astronomischem Wintergewand kein wirkliches Problem. Zumindest blieb die Nacht trocken, keine Probleme mit Taubeschlag. Das Seeing wäre nicht so schlecht gewesen, eher hat der Wind die Verwendung von höherer Vergrößerung eingeschränkt. Horizontnah, nach Süden hin war es etwas dunstig. Gegen Südwesten hin ein merkbares Lichtschwammerl, Freistadt, auch Linz liegt in dieser Linie, aber viel tiefer. Weiter im Westen ein rotes Blinklicht, der Sender Lichtenberg.

Mein erstes Objekt war der Komet P/1995 S1 (de Vico). Ich habe ihn in der zu Ende gehenden Dämmerung aufgefunden, er stand etwa 3° nördlich des Kugelsternhaufens M3. Die Helligkeit beider Objekte war etwa gleich, M3 ein Spürchen heller, auch vom Durchmesser her waren sich Komet und Kugelhaufen ähnlich. Schweifansatz oder Schweif konnte ich nicht erkennen, dazu war der Himmel wohl noch zu hell.

Mit NGC 6822 ging es weiter. Barnard's Galaxy. Bei 40x war in meinem Teleskop eine schwache Aufhellung im Feld erkennbar. Auch der 10" Dob zeigte nicht mehr.

Bis ich NGC 7293, den Helix Nebel eingefangen hatte, hat es ein Weilchen gebraucht. Dann bei 58x mit [O III] Filter: so hell und schön habe ich dieses Objekt vorher noch nie gesehen! Auch das Ringinnere war aufgehellt.

NGC 7009, der Saturn Nebel, gab nicht mehr her als ich schon kannte. Bei 240x, ohne Filter, kein Zentralstern erkennbar, mit [O III] Filter war erst mal das fokussieren schwierig, aber keine neuen Erkenntnisse.

Rein routinemäßig nahm ich M27 und M57 ins Visier. Bei 240x konnte ich den M27 Zentralstern indirekt sehen, und noch einen zweiten Stern im Nebel. M57 bot das mir vertraute Bild. Viel Gewackel bei dieser hohen Vergrößerung durch den Wind.

Ich steckte nun das 40mm 2" Okular in den Auszug meines Teleskops, das bringt 22x, um den Andromedanebel anzugehen. Schon im 7x50 Sucher war M31 beeindruckend, fast quer durch das Feld zu sehen. Im Teleskop bei dieser niedrigen Vergrößerung war M31 formatfüllend. Einen der beiden markanten Spiralarme konnte ich weit nach außen und wieder zurück zu M32 verfolgen, der in die entgegengesetzte Richtung führende Spiralarm war etwas weniger stark ausgeprägt. Natürlich ist mir NGC 205 auch nicht entgangen. 

M33, bei 40x recht hell, nicht nur ein Lichtbrei, das Zentrum war deutlich zu erkennen.

Bei der selben Vergrößerung war an M45 der Reflexionsnebel speziell bei Merope deutlich sichtbar.

Der Doppelhaufen h+X Persei war eine Wucht bei 40x, unheimlich viele Sterne!

Noch einmal das 40mm 2" Okular her, nun mit UHC Filter bestückt, und drauf auf NGC 7000. Der Nordamerikanebel stand da wie ausgestochen, vor allem die Golf Region, und ziemlich formatfüllend. Der Pelikannebel, IC 5070, war sichtbar, aber gab bei dieser Vergrößerung seine charakteristische Gestalt nicht preis.

Weiter gleich mit dieser Okularkombi auf den Cirrus Loop. Der östliche Bogen, der westliche Teil, und dazwischen der dreieckige Nebelstrip. Bei 60x mit [OIII] Filter waren die einzelnen Partien am beeindruckendsten.

Auf die Gamma Cygni Nebel ging ich wieder bei 22x mit UHC Filter drauf. Teilweise habe ich Nebelflecken wahrgenommen, und ich merkte erste Anzeichen von Müdigkeit.

NGC 1499, den California Nebel, nahm ich bei 22x mit H-Beta Filter, da war er am besten sichtbar. Besser als mit UHC.

NGC 274 war bei 60x länglich, relativ groß, aber lichtschwach.

NGC 253, die Sculptor Galaxie, war bei 60x hübsch groß im Okular, linsenförmig, heller als NGC 274, und zeigte ansatzweise Strukturen.

NGC 288, ein Kugelhaufen, schien bei 60x andeutungsweise aufgelöst.

Saturn, da hätte ich schon mindestens 240x gebraucht, und das für etwas längere Zeit, aber der Wind rüttelte zu viel am Teleskop. Ich gab daher auf.

M77 erschien bei 60x wie ein diffuser Stern, das Zentrum auf jeden Fall sternförmig.

NGC 891, bei 60x ein schmaler "Lichtstrich" im Okular, besser als bei niedrigerer Vergrößerung.

M42 stand noch recht tief im Südosten, dennoch gab der Orionnebel schon einiges an Strukturen her.

NGC 2024, sah ich in meinem Teleskop nicht, ich gab mir aber auch nicht mehr viel Mühe. Mein Pulver war schon verschossen. Im 10" Dob konnte ich den Flammennebel dennoch sehen.

Es war mittlerweile schon 22:45 Uhr geworden, Zeit für mich, mein Zeug wieder ins Auto zu verfrachten und die 180 km Heimreise anzutreten.

Howdii