Der Morgen...
Um mich am frühen Morgen aus den Federn zu bringen, muss schon etwas los sein. Es gab den Komet P/1995 S1 (de Vico), den ich gestern schon am Abendhimmel erspäht hatte. Um 3 Uhr früh stand ich mit meiner Ausrüstung, 5.7" f/6 Maksutov-Newton und der Vixen SP-DX Montierung, auf dem Schneiderberg, östlich von Mistelbach. Es war etwas dunstiger als am Vorabend, trotzdem bis weit hinunter zum Horizont gute Sicht. Mit leichtem Wind bei nur 1° C fühlte es sich frisch an.
Es war kein großes Problem, den noch tief stehenden Kometen wieder zu finden. Neuerlich steuerte ich den Kometen via Koordinaten und Teilkreise der Montierung an. Um etwa 3:15 Uhr hatte ich den Kometen schon im Okular eingefangen. Der Komet war gegenüber der Beobachtung am Abend davor merkbar weiter gewandert, mehr als ein halbes Grad. Ich hatte den Kometen bis nach 5 Uhr, in der beginnenden Morgendämmerung, im Blick. Während dieser Zeit zog er über zwei Sterne drüber, die durch die Koma leuchteten. Die Helligkeit betrug vielleicht 5 mag, die Ausdehnung der Koma war schwierig zu schätzen, könnte 15' sein. Einen Schweif oder Schweifansatz konnte ich nicht erkennen. Mein Vergrößerungsbereich ging von 40x bis 217x, wobei höhere Vergrößerung sich als besser herausstellte. Der höher steigende Komet war letztlich auch im 7x50 Sucher und 7x50 Fernglas deutlich zu sehen.
Um etwa 4:30 Uhr machte sich die schmale Sichel des abnehmenden Mondes bemerkbar. Das sekundäre Mondlicht war auffällig, auch freisichtig. Gegen 5 Uhr stieg auch Arktur über den Horizontdunst. Meine Aufmerksamkeit erregte ein helles Sternderl in der Jungfrau, unterhalb des Mondes. Was kann das sein? Ich hielt mit dem Fernrohr drauf: oh, ein Scheibchen! Merkur! Ja richtig, der hat grad eine tolle Morgensichtbarkeit. Also den so tief stehenden Merkur gleich mit freiem Auge so zu sehen, stark! Meine erste Merkur Sichtung am Morgenhimmel!
Der Abend...
Nachdem der Himmel weiterhin klar war, entschied ich mich für eine astronomische Ausfahrt, um dunkleren Himmel für Deepsky Beobachtungen zu haben. Es trieb mich nach Grafensulz, oberhalb der Ortschaft, Richtung zur Bahn hinaus. Dort baute ich um 19 Uhr mein Teleskop auf. Es gab mehr Horizontdunst, und in den Tallagen bildete sich flacher Bodennebel. Die Himmelsaufhellung im Süden war gewaltig, erst über 30° war der Himmel halbwegs brauchbar. Das Seeing war schlecht, einfach gesagt. Saturn ein Gezappel im Okular, nicht scharf zu kriegen. Dafür war es nun windstill. Mit etwa 5° war es angenehmer als am Morgen, und es gab keine Tauprobleme. Tja, schaute man hoch in den Himmel, war es nicht gar so schlecht, ein 5 mag Himmel, typisch für den Herbst im Weinviertel.
Einige Objekte meiner Wunschliste musste ich streichen. Die standen allesamt zu tief, in der aufgehellten trüben Suppe war nichts zu wollen. Und hohe Vergrößerung konnte ich mir auch abschminken. So spielte sich meist alles bei 40x ab, zumindest bei den tiefer stehenden Objekten.
M75, Kugelhaufen, war sehr schwach im Okular, ein "diffuser Stern". M30, ebenfalls ein Kugelhaufen, ein schwaches, diffuses Fleckerl. M72, ein weiterer Vertreter dieser Objektgattung, erschien nicht viel anders als M30. M2, ebenfalls ein Kugelhaufen, konnte ich bei 217x ansatzweise auflösen.
Einen hab ich noch: M15, kompaktes Zentrum, die Randbereiche bei 217x aufgelöst.
Ein paar Galaxien: NGC 7331 - ein länglicher diffuser Fleck. NGC 253 - schade, außer einem blassen Fleck nichts zu erkennen. Höher am Himmel geht es besser. M31, M32 und NGC 205 zeigten sich recht schön, aber klar, auch diese Galaxien habe ich schon mal besser gesehen. Mit M33 war es nicht anders.
Sternhaufen: M36, M37, M38 - recht hübsch. M45 schon auch, aber ohne Reflexionsnebel.
Der Cirrus Nebel mit [OIII] Filter - den habe ich ganz sicher schon wesentlich besser gesehen. Mit dem Nordamerika Nebel, mit [OIII] Filter, war es ganz schlecht bestellt. Den fand ich so gleich gar nicht, erst über die Telkreise angefahren konnte ich ihn erahnen. Um 22:15 hatte ich genug. Es war noch dunstiger geworden, nichts mehr zu wollen.
Howdii