Nach kurzer Zeit hat mir Herr Rhemann von Astrostudio Kamera erneut ein Teleskop zum Test anvertraut. Es handelt sich um einen 10" f/5.6 Dobson unter dem GAT Label (Grab Astro Tech). Als Sky & Telescope Leser weiß man, dass es ein Discovery ist, vielleicht mit einer etwas anderen Ausstattung. Schauen wir uns das Ding mal genauer an.
Der Tubus ist ein Papprohr, Sonotube, quasi eine überdimensionale Klopapierrolle. Stabil, aber auch schwer. Die Rockerbox aus laminierter Spanplatte, stabiler als Selbstbaumöbel wirkt das Zeug nicht. Mit dem schweren Tubus drauf neigt es schon zum Schwingen. Der Fokussierer ist ein Astro Systems Phase III 2" Crayford mit Reduzieradapter auf 1.25", der über einen Riementrieb (unsereiner sagt O-Ring dazu) eine 2.5 : 1 Reduktion erreicht. Ein optischer Sucher ist nicht im Lieferumfang, dafür ein Telrad. Blickt man von vorn in den Tubus, sieht man eine vierarmige Spinne. Der Fangspiegel verursacht linear 21% Obstruktion, und wird mit vier Schrauben justiert. Der Hauptspiegel ist mit drei federgestützten Flügelschrauben justierbar.
Die Optik Justierung war ein wenig daneben, das habe ich bei Tag schon erledigt. Sah gut aus. Und der Telrad war auch rasch montiert. Somit wären wir einsatzbereit. Meine Firstlight Beobachtung fand am 23. August statt. Ein dunstiger Stadthimmel, 4.5 mag etwa. Das Seeing war eher unruhig, wie üblich halt.
Die ersten Blicke durchs Okular: feine Sterne, Justierung ok. Meine Baader Eudiascopic sind an dieser schnellen Optik schon merklich überfordert. Mit dem 22 mm Panoptic war die Abbildung weit besser, aber auch nicht ganz randscharf. Etwas mehr außen im Feld statt auf die Mitte zu fokussieren, balanciert die Schärfe besser. Sagen wir so, für Übersichtsbeobachtung. Wenn man ein Objekt direkt in der Mitte hat, wird man auch penibel drauf fokussieren. Der Tubus lässt sich halbwegs weich in Azimut und Höhe bewegen. Das Rohr schwankt jedoch nach jeder Bewegung nach. Bis 200x geht es etwa, darüber wird der Versuch nachzuführen zum Krampf. Etwas kopflastig ist der Tubus, neigt dazu sich zu senken. Bei leichtem Wind ist die Rockerbox mit dem schweren Tubus drauf am Limit. Was soll ich zum Telrad sagen? Ein optischer Sucher wäre mit unter dem matten Stadthimmel lieber gewesen. Man kann zwar ausreichend helle Sterne exakt anvisieren, jedoch sah ich durch die Scheibe grad noch Sterne 2. Größe. Zu wenig für meinen Geschmack.
Um M27 ins Okular zu bekommen, brauchte ich gut 10 Minuten. Telrad halt, mit einem optischen Sucher wäre ich zack-zack drauf gewesen, in nicht mal einer Minute... Ja, recht hübsch, der Hantelnebel. Man merkt schon die Öffnung... Zwei Sterne konnte ich im Nebel erspähen. Der Zentralstern war bei 190x blickweise da. Was weniger an der Optik lag als am schlechten Seeing. Ich verrate hier mal, dass ich parallel dazu meinen 5.7" f/6 Maksutov Newton aufgebaut hatte. Bis auf das hellere Bild konnte mir der 10-Zöller nichts wegspechteln. Die Ausbeute war praktisch gleich.
M57 habe ich schneller im Okular gehabt. Auch recht hübsch, aber nicht aufregend. Das 13 mag Sterndl direkt am Ring war freilich heller als im kleineren MN.
Epsilon Lyrae war bei 140x schön, bei 190x mehr als deutlich getrennt. Gut, mit meinem 5.7" MN schaffe ich die engen Komponenten schon bei knapp unter 90x, freilich bei gutem Seeing, und freilich sieht es bei höherer Vergrößerung deutlich getrennt einfach besser aus. Unter den gegebenen Bedingungen musste ich auch den MN höher ziehen.
Nordamerika Nebel mit [OIII] Filter und 40 mm 2" Okular. Ich musste den Nebel schon ein bisserl abfahren. Der Gesamteindruck im 5.7" MN mit selber Okularbestückung natürlich besser, weil man das ganze Objekt sieht. Doch der 10" Dob zeigte im südlichen Teil Strukturen.
Cirrus Nebel mit selbiger Okularbestückung wie vorhin: Alle drei Teile im 10" Dob gesehen, d.h. den Feuervogel, den Bogen östlich davon, sowie den dreieckigen Nebelteil in der Mitte.
M15 war bei 190x bis ins Zentrum aufgelöst. Da hat der 10" deutlich die Nase vorn gegen meinen 5.7" MN, mit der kleineren Öffnung lässt sich nur der Randbereich des Kugelhaufen auflösen. Das Zentrum ist sehr dicht, da fehlt einfach die Power.
M13 gefiel mit bei 140x besser als bei 190x. Könnte besser sein, der Kugelhaufen stand auch schon recht tief. Im 5.7" MN habe ich gar nicht mehr geschaut.
M31, die Begleiter M32 und NGC 205 waren im Dob schön erkennbar, obwohl noch im aufgehellten Himmelsgebiet. Der MN blieb unberührt stehen.
Der Doppelhaufen h+X im Perseus: Mit dem 22 mm Panoptic recht fesch. Aber im 5.7" MN war der Anblick noch schöner, wegen der perfekten Sternabbildung im Feld.
Saturn war mein letzes Objekt. Zumindest das nördliche Wolkenband gab es zu sehen, und fünf Monde: Thetys, Rhea, Dione, Titan und Japetus. Der Planet selbst so wie ich es vom 5.7" gewohnt bin.
Summa summarum, was bleibt von der ersten Beobachtung? Sicher war das schlechte Seeing eine Bremse für den 10" Dob. Die Optik scheint ja gut zu sein. Und manchmal gewinnt die kleinere 5.7" MN Optik, einfach weil sie mit einer besseren Feldabbildung und mehr Übersicht punktet. Klar, die Sache mit der Abbildung ist den Okularen geschuldet. Es gäbe schon teueres Zeug, Nagler, die für so eine schnelle Optik besser wären. Dann hätte auch der Dob eine bessere Abbildung übers gesamte Feld. Es zählt speziell bei den niedrigen Vergrößerungen.
Am 16. September hatte ich einen weitere Gelegenheit, mich mit dem 10" GAT Dobson auseinanderzusetzen. Ich wollte dieses mal die Optik einem Startest unterziehen und weitere Beobachtungen tätigen. Allein, die Bedingungen waren nicht besser als bei meiner Firstlight Beobachtung, eher schlechter, was Transparenz des Himmels angeht und Seeing. Dafür war es windstill und tauanfällig. Mit nur 12° C war es auch deutlich kühler. Der Dobson stand freilich in der Garage, in der es noch wärmer war. Und das zeigte sich auch im Startest als Tubusturbulenzen, die lange anhielten und nur langsam geringer wurden. Sonst kann ich der Optik ein gutes Zeugnis ausstellen. Die Optik erwies sich als scharf, mit nur geringer sphärischer Aberration. Die Beobachtung gestaltete sich mühsam, weil die Glasscheibe des Telrad immer wieder beschlug. Ich musste öfter den Fön raus holen und den Telrad wieder trocknen.
M27: der Zentralstern war bei 190x extrem schwierig, schwieriger als bei meiner letzten Beobachtung. Das hat sicher etwas mit den Wärmeschlieren vom Hauptspiegel zu tun, nicht nur mit dem Seeing.
Auch M15 habe ich letztes mal schöner gesehen, Grund vermutlich wie oben.
h+X, den Doppelhaufen im Perseus fand ich durchaus schön, bei knapp über 60x.
Auch M31 mit M32 und NGC 205 schön dargestellt, bei gleicher Vergrößerung.
Gamma Andromedae, Doppelstern: Bei knapp unter 60x bereits getrennt, dennoch bei 190x eindrucksvoller.
Gamma Cygni Nebel, zumindest der Butterfly Teil war mit [OIII] Filter schwach zu sehen.
NGC 6888, der Crescent Nebel, ebenfalls mit [OIII] Filter, zeigte nur den nördlichen, helleren Teil.
Saturn: Die Tubusthermik wurde geringer und geringer, nicht nur das, auch das Seeing wurde besser mit der Zeit (man sieht ja beides im Startest), eigentlich ungewöhnlich. Aber es ist, wie es ist, ich bekam einen durchaus beeindruckenden Ringplaneten zu sehen, und vier Monde: Titan, Tethys, Dione und Rhea. Wirklich wunderschön! Das nördliche Wolkenband deutlicher, aber auch das südliche gut erkennbar. Der Ringschatten auf dem Planeten als feine Linie, und der Ring selbst nur in sehr flachem Winkel, aber weiter Ausdehnung. Ich konnte nicht umhin, den Sachverhalt in einer Skizze festzuhalten.
Mein Test hat doch einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Die Optik ist ja fein, aber der Hauptspiegel tut sich sehr schwer, die gespeicherte Wärme los zu werden. Durch den Papptubus geht nichts, der isoliert. Von hinten bekommt der Spiegel praktisch auch keine Luft. Wer einen Dob dieses Typs haben will, wird wohl etwas unternehmen müssen, damit die Sache nicht so zäh ist. Die Rockerbox könnte man vielleicht auch sinnvoll verstärken, um das Schwanken etwas zu mildern. Der Riementrieb des Fokussierers zeigt bei schnellem Richtungswechsel leichten Schlupf. Im normalen Beobachtungsbetrieb nicht wirklich auffallend, beim Startest sehr wohl, wenn man schnell zwischen intra- und extrafokal wechseln will. Und ja, der Tubus ist ein recht schweres Trumm. Das bleibt am Ende, so oder so.
Howdii