Von Erich Weber wusste ich, dass ein BAA Beobachtungsabend auf dem Brentenriegel geplant ist. Ich sagte zu. Am 30. Juni lud ich bereits daheim mein Zeug ins Auto, fuhr so in die Arbeit, und direkt von der Arbeit ins Burgenland. Um etwa 21:30 Uhr MESZ war ich schon dort. Ich hatte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton mit. Nach und nach trafen die anderen Beobachter ein. Erich hatte das 12" LX200 mit. Insgesamt waren wir zu sechst. Aber nur bis Mitternacht etwa, dann ging es zu viert weiter.
Es war noch Zeit genug, so konnte ich in der Dämmerung noch einen Blick auf Jupiterwerfen. Erst noch war mein Teleskop zu warm, etwas später war die Sicht deutlich besser. Der Jupiter Mond Europa warf grad seinen Schatten auf den Planeten, und das war als gestochen scharfer, schwarzer Punkt zu sehen. Ansonsten fand ich den welligen Rand des SEB auffällig.
Ein Wort zu den Bedingungen dieser Nacht: Der Himmel war wirklich nicht schlecht, horizontnah halt doch dunstig. Das Seeing war etwas unruhig, aber langsam, es gab immer wieder bessere Momente.
An M13 konnte ich meinen 5.7" MN bis 232x hochziehen. Hübsch!
M27 nahm ich ohne Filter bei 290x ins Visier, und ging sogar bis 435x Indirekt konnte ich zwei Sterne im Nebel ausmachen, einer davon so ziemlich in der Mitte, das müsste eigentlich der Zentralstern sein! Meine erste Sichtung! Im 12" SC gab es den Hantelnebel bei ca. 500x, auch da war der Zentralstern indirekt sichtbar.
M57 zog ich im 5.7" bis auf 435x, war dabei noch erstaunlich hell. Im 12" SC war bei 750x der Zentralstern und ein zweiter Stern im Ring zu sehen, indirekt freilich und auch nur flüchtig. Aber immerhin, so kam ich zu meiner ersten Beobachtung des M57 Zentralsterns, und dass dabei auch der zweite Stern im Ring geht, fand ich toll. Eh ein Wunder, bei der Abbildung im 12". Die Sterne waren nur mehr dicke Patzen. Sehr hohe Vergrößerung und Seeing, was erwartet man eigentlich...
Der Cirrus Nebel war im 12" sicher mit dem [OIII] Filter am besten. Auch im 5.7" ging ich mit dem [OIII] Filter drauf, war besser als mit UHC. Bei 87x war NGC 6992-95, der östliche Bogen, schön strukturiert erkennbar. Auch NGC 6960 bei dem hellen Stern 52 Cygni zeigte sich eindrucksvoll. Mit dem 40 mm 2" Weitwinkel verschwand der "Feuervogel" grad aus dem Feld, wenn auf der anderen Seite der Bogen rein kam. Dazwischen, näher beim Feuervogel. war auch der dreieckig erscheinende Teil erkennbar. Ich sollte mir hinter die Ohren schreiben, es geht sicher noch etwas mehr an Vergrößerung, sicher nur in einer Nacht mit wirklich gutem Himmel.
Gleich weiter mit selber Okular/Filter Kombi auf NGC 7000, den Nordamerika Nebel. Die Gegend um den "Golf" war deutlich, der Nebel in voller Ausdehnung sichtbar. Aber, nicht nur das. Zum ersten mal sah ich IC 5076, den Pelikan Nebel! Nicht so leicht wie der Nordamerika Nebel, aber auch nicht wirklich schwierig. Im 12" SC ging gar nichts, man steht quasi mitten im Wald und sieht vor lauter Bäumen nichts, sprich, das Sichtfeld des Teleskops ist viel zu klein.
Ich hielt auch auf M8, den Lagunennebel mit dem [OIII] Filter drauf. Bei 87x nicht schlecht, geht vielleicht mit UHC besser? Habe ich nicht versucht.
M17 war im 12" mit UHC Filter als ganzer "Schwan" sichtbar, mit Kopf. Im 5.7" nahm ich dieses Objekt gar nicht ins Visier, ich hatte "besseres" zu tun...
Saturn, der Höhepunkt der Nacht! Anfangs stand Saturn noch relativ tief, mit der Zeit stieg er höher und höher, und die Sicht wurde besser. Im 5.7" ging ich mit 232x drauf bis hin zu 290x. Der Schatten des Rings und die unbeleuchtete Unterseite des Rings war als scharf gezeichnetes schmales dunkles Band entlang des Äquators sichtbar. In nördlichen und südlichen gemäßigten Breiten, wie man es hier sagt, je ein Wolkenband. Und beiderseits des Planetenscheibchens war immer wieder der Ring im Streulicht zu erhaschen, etwa den halben Saturndurchmesser seitlich hinaus reichend. Einmal, bei 290x, hatte ich den Eindruck von Lichtperlen. Nebenbei gab es vier Monde zu sehen: Tethys, Dione, Rhea und Titan. Unten eine Skizze aus meinem Beobachtungsbuch.
Nun ja, bei aller Ernsthaftigkeit der Beobachtung, es war auch irgendwie Theater dabei. Einer aus der Gruppe hatte offenbar Begeisterung, uns bei der Arbeit zuzusehen. Wenn er mal selbst ans Okular gegangen ist, wurden wir akustisch der Sichtung gewahr: "Aha, aha, mmm, mhm, mhm, mhm". Hat mich ein anderer beiseite genommen, raunte mir zu: "wenn der so anfängt, sieht er nix". Und ganz offenbar, irgendwann war doch Erfolg da, das war dann ein richtiges akustisches Spektakel! Zu guter Letzt wurden wir noch aus der Autoanlange mit "Also sprach Zarathustra" (Richard Strauss) beschallt, in voller Lautstärke, natürlich. Man muss eine gelungene Beobachtung ja gebührlich feiern! Am Ende ist diese Beobachtungsnacht irgendwie leicht entglitten...
Howdii