Erste Beobachtungen mit dem Ceravolo 5.7" f/6 Maksutov-Newton

29. und 31.12. 1994, Mistelbach

Prolog

Die Sache hatte ja ihren Ausgangspunkt beim ITT dieses Jahres. Ich hatte vor der Abreise bei Markus Ludes meinen Anspruch auf dieses Teleskop deponiert. Wir waren dann wie vereinbart brieflich in Kontakt, die Geschäftsmodalitäten zu besprechen und zum Abschluss zu kommen. Am 7. Dezember war es so weit, Markus Ludes hat das Paket auf die Reise geschickt. Es lag dann ein paar Tage später beim Zoll auf dem Wiener Westbahnhof. Dort wurde ich einmal vorstellig. Man beschied mir einen Termin, da könne ich dann die Gebühren bezahlen und das Paket abholen.

Als ich dann wieder zum Zoll kam, drückte mir der Beamte den Zollbescheid in die Hand. Ich warf einen kurzen Blick drauf - da war doch tatsächlich ein Zollsatz verrechnet. Ich legte sofort Protest ein. Zoll ist doch ein Schutz für die heimische Wirtschaft. Da aber in Österreich niemand astronomische Teleskope produzierte, sah ich es nicht gerechtfertig. Da kratzte sich der Beamte mal hinter dem Ohr, versicherte mir, er werde sich es nochmal anschauen, und ich bekam einen neuen Termin.

Aller guten Dinge sind drei. Diesesmal klappte alles. Der Bescheid wies nun keinen Zollsatz aus. Freillich, Einfuhrumsatzsteuer und Bearbeitungsgebühren musste ich bezahlen. Das tat ich auch umgehend, und bekamn den Ausfolgeschein, pilgerte zum Ausfolgungslager, und konnte endlich mein Paket in Empfang nehmen.

Erstes Anschnuppern

Dert mattscharze Tubus, wenn man ihn dann in den Händen hat, war nicht nur matt, sondern auch rauh. Sah eher nach rußigem Ofenrohr aus als nach Teleskop. Die mitgelieferten Rohrschellen, na ja. Eine biss nicht so recht, die andere schon. Einen Sucher habe ich auch mitbekommen, irgendeine Halterung, ein 7x50 Sucher drinnen, und mittels einer Viertelzoll Rändelschraube war das Zeug provisorisch auf der besseren Rohrschelle, die ich hinten anbrachte, oben einzuschrauben. Irgendwie halt befestigt. Solid wirkte das nicht.

Der Drehfokkussierer hat einen 2" Anschluss, und einen Reduzieradapter auf 1.25". Die Klemmschraube des Reduzieradapters war aber nicht lang genug, stieß dann auf dem 2" Ansatz an, somit konnte man 1.25" Okulare nicht fest klemmen. Sie waren locker, und damit anfällig beim Schwenken des Teleskop hinaus zu fallen. Abhilfe: Den 1.25" Adapter etwas weiter raus ziehen, auch wenn er dabei vielleicht etwas schief geklemmt wird, so konnte man die 1.25" Okulare sicher klemmen, und musste nicht fürchten, dass sie mal unfreiwilligen Bodenkontakt haben könnten.

Ich wollte nun mit den Schrauben, mit denen ich mein ARO Mak auf der Montierung befestigte, auch die Rohrschellen des Mak-Newtons so anbringen. Es klappte grad so, die Schrauben waren etwas zu lang, und kratzen noch am Teleskoptubus. Fein, bis ich es bemerkt hatte, waren schon Kratzer drin. Das macht Freude. Ich musste die Schrauben etwas kürzen, so gelang es störungsfrei, und das Mak konnte ich auch noch damit befestigen. So weit mal, zumindest konnte ich einen ersten Einsatz wagen.

Freilich habe ich meine Eindrücke zur Mechanik mal an Markus weiter gegeben. Als Antwort kam: Peter Ceravolo sei ein begnadeter Optiker, mit der Mechanik sei es nicht so toll, darüber müsse man hinwegsehen. Nun gut, lassen wir das einmal.

29. Dezember

Um 22 Uhr baute ich auf der Terrasse auf. Der Himmel, na ja, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Mit 7° C war es auch ungewöhnlich mild. Die Luftfeuchtigkeit war generell hoch.

Es war sehr dunstig, das Seeing eher ein Graus. Aber ja, ich steckte mal das 2" 40 mm Okular in den Auszug, stellte scharf und richtete das Teleskop auf die Pleiaden. Oh, fast bis zum Bildfeldrand scharf, viel besser als beim ARO Mak, und fast 3° Feld! Das hat was. Allerdings, durch den sehr kleinen Fangspiegel des Mak-Newtons war der Helligkeitsabfall zum Feldrand schon deutlich merkbar, wohl auch eher an diesem aufgehellten Himmel. Dann kam mein 30 mm Eudiascopic in den Auszug, auch hier noch ein leichter Helligkeitsabfall zum Rand. Bei dem 20 mm war das Feld gleich hell ausgeleuchtet, und der Himmel im Okular trotz allen Dunstes und Streulichts  auch schon recht dunkel. Die Sterne wirklich nadepunktfein!

Ich richtete nun das Teleskop auf den Orionnebel. Miserable Verhältnisse, und dennoch konnte ich mehr Strukturen im Zentrum von M42 sehen als ich  jemals im ARO Mak gesehen hatte!

Castor war bei 116x sauber getrennt, zwei funkelnde Diamanten, so mein Eindruck, und keine fetten Beugungsringe irgendwie - die Abbildung wie in einem guten Refraktor!

Auch Rigel bei 116x getrennt, bei 174x todsicher! 

h und χ, bei 44x, der Himmel recht dunkel im Okular, dazu die nadelpunktfeinen Sterne, es war mir ein Fest! Ich merkte aber beim Aufsuchen, dass der 7x50 Sucher schon leicht beschlagen war.

An Sirius habe ich noch die Kollimation der Optik geprüft - perfekt.

Lang ging mein Treiben nicht, um 23 Uhr war der Himmel dicht. Dennoch, die ersten Eindrücke waren schon toll!

31. Dezember

Um 19:30 Uhr ging ich mal raus, in den Garten hinter dem Haus. Ah, das war ein ganz anderer Himmel! Bis auf ein paar Wolken, die vorest noch durch zogen, ein feiner Winter Sternhimmel, und trockene Luft. Mit 5° C war es etwas kühler als letztens.

Also sofort raus mit dem neuen Teleskop! Ich richtete den 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf Rigel. Total saubere Abbildung, bei 174x deutlich getrennt! 

Dann Castor: bei 174 gab es leicht flirrende Beugungsringe, jeweils nur der erste Beugungsring sichtbar, und hauchzart. Letztens, an dem aufgehellten Himmel sind die Beugungsringe gar nicht sichtbar geworden. Nun doch.

η Cassiopeiae zeigte schöne Farben, gelb, und rot die schwächere Komponente. 

M31, M32 und NGC 205: Bei 30x alle drei Objekte im Feld, NGC 205 war leichter zu sehen als ich es vom Mak so in Erinnerung hatte.

M33, da war das Zentralgebiet deutlich, und die S-förmigen Spiralarme.

M42, der Orionnbel war extrem eindrucksvoll! Auch ohne Filter viele Strukturen, einige schwache Sterne im Nebel, die ich nie zuvor im Mak gesehen hatte, alles feine Nadelpunkte. Mit dem UHC Filter war mehr von der Hinterlandschaft zu sehen als jemals im Mak, der Orionnebel erschien in einem geisterhaften Grün.

NGC 2024 - der "Flammen Nebel" müsste unter wirklich dunklem Himmel gut zu sehen sein. Andeutungsweise hab ich ihn erkannt.

M78 war klar erkennbar, zwei Sterne in einem Nebelfleck. Das war kontrastreicher, als jemals im Mak gesehen.

M1 war mit UHC Filter sehr gut zu sehen, bis 110x konnte ich gehen, kein Thema dass mir das Licht ausgegangen wäre!

M36 war hübsch, so hübsch noch nie im Mak gesehen. 

M37 auch besser als jemals im Mak, bei 43x feine Sterne, einfach fesch!

M38, und: auf Anhieb habe ich auch den Haufen NGC 1907 gesehen! Der ist mir vorher im Mak noch nie aufgefallen, obwohl in unmittelbarer Nachbarschaft!

Ebenfalls M35 sehr fesch, und auch hier habe ich sofort den Haufen NGC 2158 gesehen, der mir bislang auch noch nie aufgefallen war.

Ich wurde etwas übermütig und hielt mit dem UHC Filter auf NGC 2237, den Rosetten Nebel drauf. Der Sternhaufen war schon im 7x50 Sucher zu sehen, markant, bei 22x oder 30x konnte ich den bleichen Ring des Rosetten Nebels erkennen! Der Ring war aber nicht rundum gleichmäßig hell, eine Hälfte erschien heller.

M81, M82 und NGC 3077 hatte ich bei 22x alle im Feld. M82 sah nicht wirklich anders aus als ich es vom 6" Mak kannte, aber gut, das Objekt stand noch nicht sehr hoch.

Zwischendurch wollte ich noch nach dem Komet Borrelly 1994l Auschau halten. Wo ist der jetzt? Ich fand ihn nahe bei ν UMa. Der Komet erschien kompakt, klein, drei bis vier Bogenminuten im Durchmesser, und etwa 9 mag hell.  Da ich noch eine Kontrollbeobachtung machte, konnte ich sehen, wie sich der Komet ein paar Bogenminuten weiter bewegt hatte.

Nun noch ein Versuch: Geht der California Nebel (NGC 1499)? Ah, nördlich von ξ Per konnte ich mit dem UHC Filter vor dem Okular tatsächlich etwas Nebeliges erkennen!

h und χ, da hatte ich den Eindruck, ich sehe viele schwächere Sterne, die ich vorher noch nie bemerkt hatte.

Um 22:40 musste ich aufgeben, neuerlich sind Wolken hereingezogen, nicht nur das, die Silvesterknallerei wurde langsam heftiger. Aber es war ein tolle Ausbeute, und mir war klar: Der 145 mm Mak-Newton geht so viel besser als das 150 mm Mak, ich sehe mehr, trotz der kleineren Öffnung.

Howdii