Das 10. ITT auf dem Dobratsch

30. 9. und 1. 10. 1994, Villach

Durch meine Kontakte mit Burgenländischen Amateur Astronomen (BAA), in erster Linie Erich Weber, war ich auf das ITT aufmerksam geworden. Wir vereinbarten, dass wir uns dort sehen würden. So kam es, dass ich meine Sachen zusammenpackte, und nach Kärnten aufbrach. Ich nahm erst Kurs auf Spittal an der Drau, und nahm Quartier im Rojachhof, ein paar Kilometer westlich davon. Dann steuerte ich den Dobratsch an. Sicher hätte ich mich auch im Raum Villach wo einquartieren können, doch ich hatte auch Kontakt zum Rojachhof. Der Wegaufwand war mir ziemlich egal, man fährt eh auf Autobahn und Schnellstraße.

Ich kam also am 30. September am späten Nachmittag auf dem Dobratsch an, und suchte nach meinen Kollegen. Auf dem Parkplatz 10 wurde ich fündig. Dort nahm ich selbst auch Aufstellung. Solche "Teleskoptreffen" sind vieles, nur nicht Gelegenheit zum intensiven Beobachten. Da ist einfach zu viel los. Es soll ja auch eine Zusammenkunft von Sternguckern sein, und ein Austausch. Nebenbei eine Gelegenheit für Händler, Produkte zu präsentieren.

Zum Beispiel, hier Zeiss. Foto: Andreas Berthold

Die Nacht senkte sich herein. Der Himmel präsentierte sich super klar, 5 mag konnte ich direkt halten! Es war etwas windig, das Seeing dennoch recht gut. Leider war es zeitweise immer wieder bewölkt, manchmal fast komplett zu. In solchen "Zwangspausen" gab es auch mal einen "Lichtschwertkampf" zwischen Parkplatz 10 und dem darunter liegenden Parkplatz 9. Kaum waren wieder Sterne zu sehen, hallte ein "Licht aus" durch die Nacht, und der Spuk war sofort vorbei. Alle wieder mit der Nase neben dem Okular.

Mir war offenbar bei meinen letzten Beobachtungen etwas entgangen - die Justierung der Optik meines Maks war etwas aus der Form. Das stellte ich nun fest. Trotz dieser leichten Beeinträchtigung arbeitete es unter diesem prächtigen Himmel recht gut, auch ein gewisser Wolfgang Ransburg mit Anhang waren da, und nahmen mal einen Blick durch's Okular. Ich bekam von Wolfgang sogar Schelte für abfällige Äußerungen zur Optik meines Maks in einer der letzten Libra Ausgaben (Monatszeitschrift der BAA). Dazu später noch ein Wort.

Markus Ludes hatte einen 10" Achromat mit, eine richtige "Lichtkanone", kurzbrennweitig, da darf man heftigen Farbfehler annehmen. 

Der "Achromat Prügel", daneben Andi Berthold, anno 1994. Foto: Andreas Berthold

Was Markus noch da hatte, aber in der zweiten Nacht zeigen wollte: Einen Ceravolo HD 145 Maksutov-Newton mir nur 17% zentraler Obstruktion, der laut Ludes Bilder wie ein Zeiss 130 APQ liefern sollte. Eine Ansage. Die Kosten für das Ding hat er mir auch verraten: 4400 DM. Nun ja. ich war schon gespannt.

In meiner unmittelbaren Nähe stand ein 10" Meade SC, da war gerade der Saturn bei 160x zu bewundern, nicht übel, gar nicht übel, gefiel mir sogar sehr gut. Ich traf auf dem hinteren Teil des Parkplatzes einen Kölner, der sehr zufrieden mit seinem Vixen 4" Fluorite APO war. Und in der näheren Umgebung stand wer mit einem AstroPhysics Traveller, hatte grad ein Bino dran. Mit Zenitprisma dran und einem 2" 40 mm Erfle von Baader war die Abbildung dann soweit farbrein, nur intra- und extrafokal ein bisschen Farbe zu finden. Laut Besitzer sei die Farbkorrektur des Travellers sehr gut, er zeigte sich sehr zufrieden damit.

Ein Haufen Leute drängten sich um Erichs und Klaus' 12" LX 200. Es war das größte Ding hier in meiner unmittelbaren Umgebung, die größeren Dobson Teleskope standen auf dem unteren Parkplatz. 

Das Meade LX200 12" SC. Foto: Andreas Berdhold

Es kam wohl durch, dass ich insgesamt mit meinem 6" Mak nicht ganz so glücklich war, und da entspann sich auch eine Diskussion, wo einige Leute meinten, für die visuelle Deepsky Beobachtung sei ein großer, feiner Newton mit kleinem Fangspiegel, also geringer Obstruktion, das Optimum. Als Spiegelsubstrat wurde Astro Sital diskutiert, eine russische Glaskeramik.

Einer der burgenländischen Kollegen interessierte sich für einen 4" APO zwecks Sonnenbeobachtung. Auch aus dem Weinviertel war noch jemand da, Markus Außerleitner aus Stillfried. Er erzählte mir von einem guten Beobachtungsplatz am Matzner Wald.

Die Zeit war reif für mich, mein Quartier anzusteuern, damit ich in der nächsten Nacht auch noch fit wäre.

Wir schreiben den 1. Oktober. Ich hatte herrlich gut geschlafen, nach einem reichhaltigen Frühstück, eine Jause bekam ich auch noch mit auf den Weg, startete ich gegen Mittag vom Rojachhof zum Dobratsch.

Meinen Stellplatz hatte niemand sonst beansprucht, somit konnte ich mich wieder dort hin stellen, wo ich gestern auch gestanden war. Ich schlich mal umher und schaute, was sich tut. Da stand weiter unten, ganz am Rand zur Böschung, der Ceravolo Maksutov-Newton! Ein matt schwarzer Tubus. Ich ging sofort zurück zum Auto und holte mir ein paar Okulare. Dann wieder zum Ceravolo, Okulare rein, und zumindest Tannennadeln, Zapfen, Flechten am Baumstamm in Augenschein nehmen. Das hatte was. Die Abbildung sauscharf, kontrastreich, schön tiefe Farben. Mein Mak dagegen, als wenn man einen Grauschleier davor hätte. Und frappant, trotz nur 145 mm Öffnung zeigte der Ceravolo ein helleres Bild als mein Mak. Franz Ehart, auch aus dem Weinviertel, hatte einen 6" f/4.5 Newton, der auch ein sehr brillantes Bild ablieferte, aber mit dem Gesamteindruck des Ceravolo waren da auch Abstriche zu nehmen, die Unschärfe sobald man etwas aus der Bildmitte kam. Die Burgenländer richteten auch das 12" LX200 auf das Nadelwerk, eine derartige Brillanz wie der Ceravolo sie zeigte, war nur bei abgeblendeter Öffnung zu haben, wobei sich aber der Schatten des Fangspiegels schon deutlich bemerkbar machte. Man kann es drehen, wenden, wie man will, ich war angefixt von dem kleinen schwarzen Röhrl!

Als es gegen Abend ging, stapften wir, eine kleine Gesellschaft aus dem Burgenland und Weinviertel, grad runter zur Hütte, zwecks Stärkung vor dem Abend. Da hörten wir vom oberen Parkplatz, wie gerade jemand den 10" Achromat von Markus Ludes wegen des heftigen Farbfehlers kritisierte. Markus Ludes lud ihn darauf hin ein, in der Nacht mit ihm den "monochromatischen Nordamerikanebel" zu beobachten. Wir waren schon tief unter dem Parkplatz, halten konnten wir uns nicht mehr vor Lachen. Der Sager war zu gut! 

An Beobachtung war vorerst nicht zu denken. Rundum Gewitterwolken. Um 22 Uhr dann auf einmal superklar! Nichts wie raus mit dem Teleskop, mein 6" Mak flugs aufgebaut. Lange sollte der Spaß aber nicht anhalten. Eine Wolke zog tief daher. Ich lief noch schnell zum Ceravolo, das Teleskop war frei, und ich konnte bei 174x den Saturn sehen. Vom Nebel schon leicht beeinträchtigt, dennoch eine scharfe, brillante Abbildung. Was auch gefallen hat, der Drehfokussierer ist feingängig genug, man kann perfekt scharfstellen. 

Ich musste den Rückzug antreten, die Wolke hatte den Parkplatz erreicht, wir standen im Nebel, alles patschnass. Markus Ludes habe ich noch erwischt, und mein Interesse an dem Ceravolo Maksutov-Newton bekundet. Markus nannte mir einen neuen Preis, 4360 DM.  Wir vereinbarten, alles weitere im Briefverkehr zu regeln.

Von der Nacht war nichts mehr zu erwarten, so packte ich mein nasses Teleskop ein, ließ den Koffer aber offen, und fuhr zu meinem Quartier zurück. Das war's dann mit den ITT. Am nächsten Morgen wollten mich die sehr lieben und herzlichen Leute vom Rojachhof noch überreden, einen Tag anzuhängen, doch mir war eher danach, die Heimreise anzutreten. Daheim hätte ich dann noch einen Tag zum Ausspannen bevor es in die neue Arbeitswoche ging.

So, nun noch etwas zu der Optik Diskussion. Man versteht mich sicher besser, dass ich mit der Abbildung in meinem 6" Mak etwas haderte, wenn man Jupiter bei 150x gesehen hätte. Mein ehemaliger 110/900 Tasco Newton hatte bei dieser Vergrößerung die Wolkenbänder des Jupiter deutlich und in Farbe gezeigt. Im Mak war da nur mehr ein grauer Schimmer zu sehen, kaum mehr irgendwelche Details, gar keine Farbe. Da kann etwas nicht stimmen, da hat es was. Ich war zu dieser Zeit etwas ratlos, und die ganzen Diskussionen beim ITT waren auch nicht zweckdienlich. Egal wie, ich hatte ein besseres Teleskop in Aussicht, und musste mich nun drum kümmern, dieses in die Hand zu bekommen.

Howdii

Anmerkung 2021: Dieser Fall mit der Kontrastschwäche meines Maks hat sich spät aufgeklärt, aber doch.. Es war am 13. März 2014, als ich den Ceravolo auf Jupiter gerichtet hatte, Andi das 6" Mak nach anfänglich anderem Tun ebenfalls. Und zu meinem Erstaunen, gab es da einen netten Jupiter zu sehen, mit gut sichtbaren und farbigen Wolkenbänder. Potzblitz. Nun war ein Zenitspiegel dran. Die Krux war das Zeiss Zenitprisma, das ich damals vom Händler mit bekommen hatte, mit dem 6" Mak. Es war wohl gut gemeint, Zeiss, Qualität, aber de facto die Kontrastbremse... Mittlwerweile ist mir alles klar, was es damit auf sich hat, man lernt ja nie aus.