Der Pentax 105/700 SDHF Refraktor versus mein 150/1500 ARO Mak

17. und 19. 9. 1994, Mistelbach, Grafensulz

Anlässlich eines Besuchs des Astrostudio Kamera in der Thaliastraße bekundete ich mein prinzipielles Interesse an einem Vierzoll APO Refraktor. Ich hatte einen Schrieb von Baader Planetarium in die Hand bekommen, wo die AstroPhysics APO Refraktoren hoch gelobt wurden, und ja, da hätte es noch den Zeiss APQ gegegeben, das Nonplusultra, aber preislich sowas von abgehoben, dass ich schon wieder kein Interesse dran hatte. Ich war jedenfalls bass erstaunt, als Herr Rhemann plötzlich mit einem Koffer da stand, drin ein Pentax 105/700 SDHF Refraktor. Ich möge den mal anschauen und ausprobieren. Da sagte ich natürlich nicht nein.

Der SDHF ist ein Dreilinser, allerdings das Objektiv zweilinsig, die dritte Linse ist hinten im Tubus eingebaut, als Feldebnungslinse. Ein SD Glas wäre hier im Einsatz. Der Refraktor kommt mit einer Mono-Rohrschelle, ein breiteres Ding mit einem unten runden Fuß mit diversen Bohrungen. Ein 7x50 Sucher war auch dabei, exzelltent in der Schärfe und Qualität, der Preis, da bekommt man anderswo ein Teleskop drum. Also preislich war der Pentax auch gesalzen, der Sucher, obwohl sehr, sehr teuer, im Vergleich dazu auch nur ein Klacks.

Irgendwie musste ich dieses Teleskop erst auf meine Vixen SP-DX bringen. Ich nahm ein Stück stabiles Bandeisen, bohrte Löcher, die ich mit dem Fuß der Rohrschellen verschrauben konnte, und weitere zwei Löcher, mit denen ich das Teleskop mit der Aufnahme meiner Montierung verbinden konnte. Dann war ich so neugierig, dass ich den Refraktor einmal bei Tag aufbaute. Also eines ging nicht, beide Teleskope, den Refraktor und mein Mak, parallel zu sehen, im direkten Vergleich - leider. Ich musste jeweils das eine Teleskop von der Montierung nehmen, und das andere drauf setzen.

Am 17. September gab es einen ersten Eindruck. Nadelbaumzweige und Blattwerk in etwa 30 bis 100 Meter Entfernung wurden brillant und scharf abgebildet. 

In etwa 100 Meter Entfernung fand ich eine Garagenmauer, in deren Verputz es Glimmer Plättchen gab. Für mich ein ganzer Sternenhimmel an Glitzerpunkten, die sogar als Punktlichtquellen dienen konnten.

Ich nahm diese "künstlichen Sterne" in Augenschein. Es zeigten sich leichte violette Farbhöfe, zart, aber doch unübersehbar, die sich dunkel gegen den Mauerhintergrund ausnahmen. Einen hauchfeinen Beugungsring konnte ich sehen, vielleicht einen zweiten noch feineren. Das Bild war nicht ganz ruhig, da ich ja flach über den Boden und die nachbarliche Garage auf die nächste Garagenwand blickte. Intrafokal zeigte sich ein leicht grüner Rand des defokussierten Sterns, extrafokal ein zart violetter. Im Verlgeich dazu war mein Mak tadellos farbrein, allerdings gab es um diese "künstlichen Sterne" je drei unübersehbare Beugungsringe. So konnte ich auf einem größeren Glimmerplättchen mit dem Mak mehrere Lichtpunkte sehen, jeweils mit den erwähnten Beugungringen. Der Refraktor zeigte diese Glitzerpunkte auch mit zarten Beugungsringen, ein bis zwei, je nach Helligkeit, allerdings war daneben die Struktur des Glimmerplättchen zu erkennen. Das war ein Unterschied wie Tag und Nacht für mich, mein Mak hat deutlich weniger Kontrastleistung drauf, ernüchternd für mich. Der Refraktor hatte auch ein flacheres Feld. Ich nahm dazu das 2" 40 mm Pentax Okular. Mit dem Refraktor zusammen ergab es eine randscharfe Abbildung, mit meinem Mak eine gewisse Unschärfe am Bildrand. Das Bild war im Refraktor auch bis zum Rand gleich hell, im Mak war gegen den Rand zu eine leichte Abdunkelung feststellbar.

Den Nachttest gab es am 19. September. Leider eine Vollmond Nacht. Da gibt es halt nebem dem Mond noch Planeten und Doppelsterne. Ich fuhr dennoch raus, nahm Aufstellung an einem Güterweg nordwestlich von Grafensulz. Ich war schon in der zu Ende gehenden Dämmerung dort. Im Gepäck hatte ich meine Vixen SP DX, den Pentax Refraktor und mein 6" Mak. Erst nahm ich den Pentax auf die Montierung. In der zu Ende gehenden Dämmerung hörte ich Geräusche, es kam ein Radfahrer des Weges lang, ein Jäger mit Schießgewehr. "Jessas, jetz bin i dakemma" fuhr es im aus, als wenn ich der Leibhaftige wäre. Ich meinte nur, er hätte doch ein Gewehr, nicht ich... Irgendwie kannte sich der gute Mann nicht recht aus, was ich ihm erzählte. Er hielt mich für einen "Gerameta", und meinte, er hätte eh auch einen Acker zu vermessen. Also nochmals erklärt, das ich kein Landvermesser sei, sondern Sterngucker. Das hat letztlich so geholfen, er ist von dannen gezogen, und ich konnte meine Beobachtungen starten, die beiden Teleskope im Vergleich.

Der Pentax 105/700 SDHF

Jupiter stand zu tief, das gab nichts mehr her, zu viele Turbulenzen. Jedenfalls sah der Jupiter Südpol recht dunkel aus, wohl die Folge der vielen Impakte durch die Trümmer des Kometen Shoemaker-Levy 9. Ein leichter violetter Farbsaum um Jupiter war aber erkennbar. Um helle Sterne war der blau-violette Farbhof nicht zu übersehen, ich hatte Arktur und Wega im Okular. ε Lyrae war ein Genuss! Bei 140x einfach vier nadelfeine Lichtpunkte, die Pärchen allerdings in einem bläulichen Farbhof. δ Cygni war im Pentax Refraktor unsicher, aber mir schien, ein Bemmerl pickt da am hauchfeinen Beugungsring dran. σ Cassiopeiae war im Pentax Refraktor klar und eutlich getrennt, halt mit Farbhof. An Albireo schöne Sternfarben, und Saturn - auch da war im Pentax ein leichter Farbhof um den Planeten zu sehen. Ebenfalls am Mond, der aber bestechend scharf gezeichnet war.

Das ARO Mak 150/1500

Jupiter stand nun endgültig zu tief. Arktur und Wega, farbreine Abbildung, aber halt die nicht übersehbaren Beungungsringe, drei an der Zahl. ε Lyrae war farbrein, aber eben "beugungsberingt". δ Cygni, auch hier hatte ich ein Bemmerl im selben Positionswinkel am Beugungsring, dann wird das schon die zweite Komponente sein. σ Cassiopeiae war auch im Mak zu trennen, eben mit Beugungsringen. Albireo, die Sternfarben hat auch mein Mak schön gezeigt. Saturn war eindeutig kontrastreicher im Pentax Refraktor. Auch der Mond war im Refraktor brillanter erschienen, kontrastreicher. 

Was blieb: Das weite Feld, das der Refraktor einsehen kann, hat mir sehr gefallen, die saubere Sternabbildung mit höchstens einem, vielleicht einem zweiten hauchzarten Beugungsring, die randscharfe Abbildung mit allen meinen Okularen war auch toll, die kontrastreichere Abbildung war durchwegs erkennbar, nur eben die Restchromasie hat mir weniger gefallen. Einen APO würd ich schon gern haben, aber wenn, dann  farbrein. Man muss dazu sagen, es ist ein fotografisch auf Mittelformat optimierter Refraktor, für visuelle Beobachter hätte Pentax den 105 mm f/9.5 SD Refraktor, ein Spezialist für Mond,.Planeten und Doppelsterne.

Howdii

Anmerkung 2021: Zu einem APO Refraktor bin ich schon gekommen, aber Jahre später. Es ist erst 1998 passiert, und es war dann ein APM 100/800 Fluorite Triplet - hoch farbrein, und ebenfalls sehr scharf.