Das war ein großes Thema, vor allem in den fachspezifischen Medien. Ein Komet, Shoemaker-Levy 9, der Jupiter zu nahe gekommen ist, von den Gezeitenkräften zerrieben wurde, dessen Trümmer nun wie auf einer Perlenkette aufgereiht, nacheinander in den Jupiter stürzten.
Die Einschlagstellen sollten sogar in kleineren Amateurteleskopen sichtbar sein. Nun denn, man kommt dazu, wenn man dazu kommt, das Wetter muss schließlich auch mitspielen, weil man klaren Himmel braucht. Da Jupiter schon in der Dämmerung nur 20° hoch im Südwesten stand, war er nur eingeschränkt von meinem Garten aus beobachtbar. Egal wie, es waren eine Reihe von Beobachtungen, an unterschiedlichen Orten.
20. Juli 1994, Mistelbach
Mein Weg führte mich auf den Höhenrücken östlich von Mistelbach. Dort traf ich zufällig auf zwei weitere Beobachter, sie hatten ein C8 mit. Ich natürlich mein 6" Mak. Um 21:30 MESZ war der Himmel noch recht hell, viel dunkler wurde es auch nicht, drei Tage vor Vollmond. Egal, Jupiter würde man ausreichend beobachten können. Leider war das Seeing eher schlecht als gut.
Um etwa 21:45 MESZ erschien am Südostrand, nahe des Südpols von Jupiter, ein dunkler Fleck. Etwa eine halbe Stunde später ein zweiter dunkler Fleck. Es waren mit hoher Sicherheit die Impakt Stellen der größten Fragmente von SL9, Q1 und Q2. Diesen beiden Flecken vorausgehend war ein hellerer und kleinerer Fleck näher beim SEB sichtbar. Und am Westrand glaubten der Mitbeobachter des C8 Eigners und ich einen weiteren dunklen Fleck gefunden zu haben, was der C8 Eigner nicht bestätigen wollte.
Jupiter gab weiter nichts mehr her, so richteten wir die Teleskope noch auf einige Deepsky Objekte. M27 war nur mit UHC Filter, besser noch mit dem OIII Filter zu sehen. M57 nahm ich mit dem UHC Filter, M13 natürlich ohne Filter. Im C8 war M13 deutlich heller als in meinem 6" Mak.
Im Nachhinein fand ich ein IR Bild des Jupiter. Da waren eben zwei Impakt Stellen an der Ostseite, eine ander Westseite zu sehen. Also, der Mitbeobachter des C8 Eigners und ich haben da keine Geister gesehen.
21. Juli 1994, Wien
Ein Arbeitskollege (mein Besucher vom 3. Mai dieses Jahres) hatte zu einem Gartenfest geladen, ganz im Osten von Wien, in Eßling. Also eine Schar halb Verrückter, eine Riesenhetz. Ich hatte mein 6" Mak mit. Um Jupiter zu sehen, musste ich erst auf der Straßenseite aufbauen. Der Himmel war wolkenfrei, wir waren aber fast an Vollmond dran. Um 20 Uhr MESZ ein erster Blick durchs Teleskop. Wiederum ganz im Süden des Jupiter, war am Westrand ein dunkler Fleck zu sehen, wie eine Delle. Etwa am Zentralmeridian war ein kleinerer Fleck, vermutlich der vom Impakt des SL9 Fragments T, zu sehen. Später kam am Ostrand noch ein weiterer kleiner Fleck zum Vorschein. Turbulenzen gab es nicht, aber Hitzeflimmern, was feine Details stark beeinträchtigte.
Anschließend baute ich das Teleskop hinten im Garten auf. Nachdem wir uns ausreichend gestärkt hatten, gab es noch etwas zu sehen (etwa ab 22 Uhr MESZ). Und ja, dieses mal stand auf der Ablageplatte des Stativs schon auch ein Glas G'spritzer neben den Okularen. Ich zeigte meinen Kollegen M27 und M57 mit Nebelfilter, den schönen Doppelstern Albireo, M92, M13 und natürlich den Mond. Wie zu erwarten beeindruckte der Mond am meisten, dann kam Albireo, dann die Kugelsternhaufen, und am Ende die "Nebel".
22. Juli 1994, Asparn an der Zaya
Ich wollte mal aufs freie Feld raus, ob hier das Seeing besser wäre? Dazu suchte ich einen Platz südwestlich von Asparn auf, hoch über der Ortschaft. Ich war ein Stück in einen Güterweg gefahren und stand nun im Ansatz eines T-förmig anstoßenden Feldweges. Richtung Jupiter nur Felder vor mir. Freilich hatte ich mein 6" Mak aufgebaut.
Ich beobachtet Jupiter bei Vollmond. Also helle Umgebung. um 22 Uhr MESZ hatte ich den Riesenplaneten erstmals im Okular. Leider zeigte sich auch hier Hitzeflimmern, neben einem etwas unruhigen Seeing generell. Dennoch, in der Nähe des Zentralmeridians war ein großer dunkler Fleck auszumachen. Nach dem dieser Fleck den ZM überschritten hatte, kam von Osten noch ein ebenso großer Fleck zum Vorschein. Es dürften alte Impakt Stellen sein, da der letzte SL9 Brocken Jupiter um 10 Uhr Vormittag erreicht hatte.
23. Juli 1994, Mistelbach
Eigentlich war die Sache schon gelaufen, nichts mehr von SL9 übrig. Die aus den Impakten folgenden dunklen Flecken in der Jupiter Südpolregion würde man noch einige Zeit sehen können. Ich stelle mein 6" Mak daheim im Garten hinter dem Haus auf, halt strategisch so, dass ich Jupiter wenigstens eine Zeit lang beobachten konnte. Eine Viertelstunde, ab 22 Uhr MESZ reichte. Wiederum war Hitzeflimmern festzustellen, sonst wäre das Seeing durchaus brauchbar gewesen.
Am Westrand des Jupiters und knapp westlich des Zentralmeridians zwei große Flecken. Östlich des ZM und direkt am Ostrand schienen noch zwei kleine Flecken zu sein. Der Südpol des Jupiter sah komplett "zerschossen" aus. Mein Vater hat auch ein Auge riskiert, die Jupiter-SL9 Geschichte war ja doch auch ein Thema, das wir in der Familie geredet haben.
24. Juli 1994, Mistelbach
Wiederum daheim im Garten, allerdings baute ich mein 6" Mak schon um 21.30 MESZ auf. Das Seeing war teilweise etwas besser als gestern. In der Südpolregion Jupiters fand ich westlich des ZM und etwa genau auf dem ZM zwei Flecken, nicht mehr so auffällig wie bislang, später kamen von Osten her noch drei kleinere Flecken herauf. Der Südpol sah irgendwie wie ein Nudelsieb aus, so hat es meine Schwester ausgedrückt, die auch mal einen sehen wollte, was da los ist.
Wir beobachteten noch weiter, wie sich der Mond Io von Osten her Jupiter annäherte, und schließlich vor die "Jupiterscheibe" wanderte. Io war noch als heller Tupfen auf dem NEB zu sehen. Den Schattenwurf des Mondes, der gefolgt wäre, konnten wir nicht mehr beobachten, da Jupiter hinter nachbarlichen Bäumen verschwand.
25. Juli 1994, Mistelbach
Für einen schnellen Blick auf Jupiter reicht der Garten. Um 21:30 MESZ baute ich mein 6" Mak auf. Jupiters Südpol glich dem wie ich es am 20. Juli, bei meiner ersten Beobachtung dieser Serie, gesehen hatte. Also zwei große Flecken am Ostrand, einer am Westrand. Gegen Beobachtungsende um ca. 22 Uhr MESZ verschwand der eine Fleck am Westrand, die anderen beiden waren näher zum ZM gerückt. auch Meine Mutter wollte einmal sehen, was wir da die ganze Zeit hatten mit Jupiter. Ich hätte noch auf den GRF warten können, er wäre nach und nach von Osten herauf rotiert, aber Jupiter verschwand schon hinter den Bäumen.
26. Juli 1994, Mistelbach
Der kürzeste Weg führt einfach in den Garten. Um 21:45 MESZ baute ich mein 6" Mak auf. Das Seeing war diesesmal ziemlich schlecht. Mit Mühe konnte ich zwei Flecken sehen, ähnlich wie am 22. Juli. Diese Flecken waren bei 50x schon erkennbar, bei 70x gerade noch. Bei 100x fast nicht mehr.30. Juli 1994, Mistelbach
Meine letzte Jupiter Beobachtung dieser Serie im Garten. Mein 6" Mak zeigte zwei Flecken in der Südpolregion Jupiters, beiderseits des ZM. Die Flecken waren deutlich länglich, es sah fast aus wie ein Wolkenband.
4. August 1994, Sieggraben
Für den Abend war ein Treffen auf dem Brentenriegel angesagt. Ich hatte wen im Schlepptau, einen Wiener, der in Nordamerika lebt, und nun wieder einmal in Wien zu Besuch war. Mit meinem nagelneuen Auto fuhren wir ins Mittelburgenland, auf den Brentenriegel. Natürlich hatte ich mein 6" Mak mit. Schon um 21 Uhr MESZ waren wir dort.
Es sollte ein kleines Teleskoptreffen werden, und es waren etliche Leute da. Erich Weber hatte das 12" LX200 mit, Dr. Pratl einen 160mm Takahashi Foto-Newton, in der Sternwarte des Herrn Dr. Pratl gab es den Meade DS16 Newton, und Gerald Biribauer hatte einen 20x80 Feldstecher mit.
Alle Teleskope nahmen gleich einmal Jupiter ins Visier, vor allem dessen Südpolregion. In meinem 6" Mak zeigten sich zwei längliche Flecken westlich des ZM. Diese beiden Flecken waren auch gut im 12" LX200 zu sehen, auch im 16" Newton der Sternwarte.
Nach Einbruch der Dunkelheit ging es rund. Es wurde mit allen Teleskopen gespechtelt, und man schaut mal da, mal dort. Überall gab es etwas zu bestaunen. Ich kann beschreiben, was ich selbst gemacht habe. M57 stellte ich im 6" Mak ein, auch M27, wobei beide Ohren sichtbar waren,mit dem UHC Filter deutlicher. Dann noch M13, und M8, den wir im Takhashi Newton geschaut haben, auch im 12" LX200. Im 12" gab es noch M20, M17 und M16, im 6" Mak beobachteten wir M23 und M22. Erich zeigte den Uranus im 12" LX200, ich nahm h und χ Per im 6" Mak ins Visier. Dann hingen wir nur mehr um das 12" SC herum. Es gab M82 zu sehen, NGC 6543 (Katzenauge Nebel, bei dem ich mein 15mm Okular kurz verlieh), Saturn, M31 mit den Begleitern M32 und M110. Dann noch der Cirrus Nebel. Ich hatte mit UHC Filter ausgeholfen, mit einem 2" 56 mm Okular hatten wir den ganzen östlichen Bogen im Feld! M31 hat mit meinem 2" 40 mm Pentax Oklular im 12" SC beeindruckt, das war eine Wucht.
Es war doch eine intensive Beobachtung mit viel Austausch und Herunmprobieren, quer durch. Erst um 2:30 MESZ zogen wir wieder Richtung Wien, ich musste ja noch meinen Gastbeobachter heim bringen.
Howdii