Ganz glücklich war ich mit dem Platz nahe Gaiselberg nicht. Erstens starkes Gefälle des Weges, zweitens fahren unten auf der Straße doch auch Autos durch und blenden. Ich habe mal bei Tag versucht, etwas anderes zu finden. Von Schrick kommend, etwa zwei Kilometer nach der Abzweigung vor Obersulz bog ich in einen asphaltierten Güterweg ab. Es ging hinunter durch eine flache Senke, und bis zum Ende des Asphaltbandes wieder etwas bergauf zu einer Kuppe. Dort zweigte ein Schotterweg zum Wald im Osten ab, im breiten Kreuzungsbereich war Platz genug, um das Auto abzustellen, auch das Fernrohr aufzustellen. Hier sollte ich Schutz vor direktem Licht haben, Autos sollten hier nicht blenden können. Obersulz selbst liegt knapp zwei Kilometer im Südsüdosten, 70 Höhenmeter tiefer.
Diesen Beobachtungsplatz wollte ich nun in der Nacht besuchen. Die reine Neugier hat mich her getrieben. Kein Fremdlicht von irgendwoher, das konnte ich feststellen. Der Himmel war alles andere als gut. Es war sehr dunstig und windig. Tief unten am Südhimmel, im Sternbild Schütze, lag die Grenzgröße bei 2 mag. Und das war mein Zielgebiet. Uranus und Neptun standen auf dem Programm, am Firmament nicht allzuweit voneinander entfernt.
Mit Aufsuchkarte bewaffnet, stocherte ich eine Weile in der trüben Suppe herum, konnte letztlich mein Zielgebiet finden. Honiglecken war's ja keines, mit dem 5x24 Sucher am 110/900 Newton. Neptun zeigte sich als bläuliches Ding, bei 150x sternförmig, sagen wir so, die Sterne waren hier alle dicker. 7.9 mag, so die Helligkeit nach den mir zur Vergügung stehenden Daten.
An Uranus bin ich erst vorbei gefahren, erst im zweiten Anlauf hatte ich ihn. Mit 5.6 mag deutlich heller, und bei 150x als winziges grünliches Scheibchen zu identifizieren.
Der Wind war lästig, rüttelte fast ständig am Fernrohr, kaum war ein ruhigerer Moment gegeben, das hat meine Arbeit noch zusätzlich erschwert.
Ich stocherte noch mit dem 7x50 Glas am Südhimmel herum, zumindest M8 und M20 konnte ich so erspähen.
Um 22:30 MESZ tauchte der abnehmende Halbmond blutrot über dem Wald auf. Eine Viertelstunde später sorgte der Mond bereits für beträchtliche Himmelsaufhellung, es schien nicht lohnend, noch nach der Nova im Adler Ausschau zu halten.
Howdii
Anmerkung 2023: Dort wo ich seinerzeit Aufstellung genommen hatte, steht heute in unmittelbarer Nähe eine Windkraftanlage.