Daheim sah der Himmel schon super aus, 5 mag freisichtig. Um 23:30 MESZ war ich am Beobachtungsplatz nahe Wetzelsdorf. Es war hier bewölkt, im Südwesten war der Himmel stark aufgehellt, wohl das Licht von Mistelbach.
Wohin? Wieder heim in den Garten? Von meinen Streifzügen durch das Weinviertel ist mir auch der Zistersdorfer Höhenrücken aufgefallen. Also fuhr ich Richtung Osten auf dem Feldweg weiter und landete in Erdberg. Auf der B7 ging es bis zur Abzweigung Schrick. Von dort erst mal Richtung Obersulz, aber ich zweigte vor Obersulz ab, um auf dem Höhenrücken entlang zu fahren. Etwa einen Kilometer nach der Abzweigung Richtung Zistersdorf, über Gaiselberg, fand ich links einen asphaltierten Feldweg, relativ steil hinauf zum Wald. Da oben stand ich fast 100 Höhenmeter über dem Ort Gaiselberg, der im SSO liegt, und dazwischen gibt es noch Wald. Luftline allerdings nur etwa ein Kilometer bis Gaiselberg. Zumindest akustisch machte sich die Ansiedlung bemerkbar, z.B. durch Hundegebell. Ganz ideal ist dieser Platz nicht. Die Straße ist doch recht nah, und vorbeifahrende Autos blenden. Zum Glück war nicht viel Verkehr. Der Südosten war halbwegs dunkel, Aufhellung gab es von Süd bis Südwest.
Um 0 Uhr MESZ stellte ich meinen 110/900 Newton auf. Der Himmel hier war toll, besser noch als das, was ich daheim schon gesehen hatte! Die Milchstraße zog sich schön von der Cassiopeia über den Schwan und Adler, die Schildwolke auffallend hell, sogar darunter war noch etwas da, bis zum Schützen.
M11 war mein erstes Ziel, zugleich die erste Beobachtung dieses Objekts. Im 7x50 Fernglas hatte ich den Sternhaufen bald gefunden, er war gut zu sehen, nicht aber im 5x24 Sucher des Teleskops. Im Newton dann sah ich eine etwa dreieckige Form, eine relativ lockere Sternansammlung.
M5 war bereits mit dem 7x50 Glas zu sehen. Selbst im Sucher des Teleskops konnte ich M5 sehen. Im Newton dann eine leicht ovale Form des Kugelhaufens, ich haderte etwas mit der Schärfe, die Abbildung war etwas weich.
Ab jetzt standen Erkundungen an, keines der weiteren Objekte hatte ich je vorher gesehen.
M10 stand auf der Liste. Mit dem 7x50 Glas ging ich von ε Oph aus nach Osten, bis zu 30 Oph, knapp davor ist M10, im Feldstecher gut erkennbar. Im Sucher des Teleskops war M10 zumindest zu erahnen. Der Kugelhaufen zeigte sich im Okular kompakt und relativ hell. Einzelsterne konnte ich nicht auflösen.
M12 hatte ich im 7x50 Glas zusammen mit M10 im Feld, aber nicht so deutlich. Im Sucher des Teleskops war M12 nicht zu sehen. Im Okular dann eine etwas ovale Form. Was ich sagen kann: Die drei Kugelhaufen, M5, M10, M12, obwohl ich keine Einzelsterne auflösen konnte, sehen sie alle drei anders aus.
M4 war sowohl im 7x50 als auch im Sucher des Teleskops gut erkennbar, obwohl schon im aufgehellten Himmelsbereich. Im Okular dann nur ein blasses Fleckchen.
Es war 1:20 MESZ geworden. Ich war grad sehr in meinen "Karkoschka" vertieft, mit der Nase im Kofferraum des Autos, wo dar Himmelsatlas lag. Als ich mich wieder umdrehte, erschrak ich regelrecht. Hatte sich der abnehmende Halbmond klammheimlich über den Wald geschoben. Chromgelb stand er da, wie eine mild beleuchtete Kirchenuhr.
M8 war mein nächstes Ziel, eigentlich recht leicht zu finden. Durch die nun mehr und mehr gegebene Himmelsaufhellung war der Lagunennebel im Teleskop nur schwach erkennbar, immerhin war der dunkle Einschnitt andeutungsweise da.
Bald sorgte der Mond für eine beträchtliche Himmelsaufhellung. Damit konnte ich nur auf ihn selbst drauf halten. Den grünen Mondfilter hatte ich ans Okular geschraubt, um Blendung zu vermeiden. Allein, bei eh nur 45x war die Schärfe bescheiden. Den Mond, gefiltert oder nicht, habe ich sicher mit meinem "Rasierspiegel" schon schärfer gesehen.
Immerhin, einiges an Ausbeute an für mich neue Objekten. Wenn man sie nur das erste mal überhaupt sieht, ist das schon aufregend genug. Ich war richtig aufgewühlt nach dieser Beobachtung.
Howdii
Anmerkung 2023: Dort wo ich damals stand, befindet sich heute in unmittelbarer Nähe eine Windkraftanlage.